Zwei Monate später
„Das ist kein Make-up."
Ich berührte vorsichtig Ash's Auge.
„Doch, doch! Alexis' Schwester kann voll gut mit dem Zeug umgehen!",beteuerte Ash.
Schnell drehte ich mich zu Alexis um, welcher mich mit dem selben blauen Auge ansah.
Mit dem Unterschied, dass Alexis eine aufgeplatzte Lippe hatte während Ash eine aufgeplatzte Augenbraue hatte.„Nur weil Halloween ist, heißt das nicht, dass ich euch abkaufe, dass ihr euch nicht geprügelt habt.",gab ich dann grummelnd von mir.
„Haben wir nicht!",log Alexis nervös.
„Doch."
„Nein.",mischte sich Ash wieder ein.
„Doch!"
Ich zog Alexis an seinem Oberarm aus dem Raum in den Flur vor meinem Zimmer.
Alexis prügelte sich eigentlich nie, jedenfalls war mir nichts bekannt. Und normalerweise meidete er Streit und Gewalt. Aber normalerweise interessierte mich sowas nicht, also was soll's.„Was ist passiert?",fragte ich als ich die Tür hinter uns wieder schloss.
„Ich wollte wirklich nur mit ihm reden!",beteuerte er nervös.
„Über was?"
„Ehm... also...",stammelte er weiterhin angespannt.
„Hör Mal. Ich tu dir nichts.",erklärte ich ruhig, „Was hast du ihm erzählt?"
Alexis kratzte sich am Arm, sah zur Seite, ging einen Schritt in die andere Richtung und seufzte.
Dann sah er mir tief in die Augen und es war das erste Mal seit Langem, dass ich seine braune Augen sah. Und erst jetzt viel mit auf, dass sie gar nicht so dunkel waren wie angenommen, sondern dass sie leicht Gold schimmerten und zur Mitte hin dunkler wurden. Warum hab ich das nie bemerkt?„Wir können gerne befreundet bleiben, aber-"
Mein Herz rutschte mir in die Hose und ein bedrücktes Gefühl machte sich in mir breit.
Aber?
„Aber... ich werde nicht mehr mit euch zusammen abhängen können, jedenfalls nicht wenn Ash dabei ist.",erklärte er traurig.
„Oh."
Ich merkte wie sich ein Kloß in meinem Hals bildete und ich für eine Minute still blieb.
„Ehm.. du bleibst also nicht...?"
Meine Stimme klang leiser und unsicherer als mir lieb war oder als sie klingen durfte.
Ich war unsensibel in solchen Situationen, da ich keine Ahnung hatte wie ich auf sowas reagieren sollte oder wie ich damit umgehen sollte.
Ich wollte ihn nicht verlieren, er war mir wichtig, selbst wenn ich es nicht zugab oder zeigte.
Er war der Freund in unserer Gruppe der uns nach einem Streit wieder zusammen brachte. Er hielt uns zusammen, wenn man es so sagen wollte.
Alexis konnte man alles anvertrauen, es wäre nicht das selbe wenn er nicht dabei wäre.
„Ja, sorry.",entschuldigte er sich, „Wir können das aber gerne irgendwann nachholen!"
Ich nickte nur.
Dann verließ er das Haus.Alexis hat die Gruppe verlassen.
Ich starrte für einige Sekunden auf die Nachricht bevor ich mein Handy wieder ausschaltete und mein Zimmer betrat. Ash sah mich verunsichert an.
Ian saß neben ihm und grinste leicht.
Eigentlich wollte ich ungern mit Ash über Alexis reden. Nicht nur weil es die ganze Stimmung noch mehr zerstören würde, sondern auch weil es wahrscheinlich sehr unangenehm werden würde.
Ash würde mit der Sprache rausrücken.
Spätestens morgen würde er sich deswegen aufregen und meckern.
Und bis dahin würde ich eben warten.
Obwohl es mir lieber wäre, wenn er es nicht tun würde. Ich wollte weder darüber sprechen noch darüber nachdenken. Gefühle waren mir, selbst wenn ich es nicht zugab, peinlich. So wie Fehler zugeben. Oder jemanden Fremden anzusprechen.
Und mir prägten sich Dinge sehr schnell ein, weswegen peinliche Situationen so ziemlich das schlimmste waren, was passieren könnte.„Kommt Alexis nicht?",fragte Ian dann.
Ich schüttelte meinen Kopf und nickte dann zur Tür.
„Wohnzimmer?",fragte ich nebenbei.
Ein zustimmendes ,Mh-hm' ertönte.
Sie setzten sich auf die Couch, ich ließ den Rollladen runter und holte zwei Packungen Chips während Ash einen Horrorfilm raussuchte.
Die Sonne würde in zwei Stunden untergehen und bis dahin würden wir Filme schauen. Dann würden wir in den Wald gehen, zu einem verlassenen Gebäude, und würden die selbe Mutprobe wie jedes Jahr machen. Vielleicht war es kindisch, aber so hatte es sich entwickelt.
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Running
Teen FictionIn einem einfachen Café, in einer einfachen Stadt, an einem einfachen Tag, trafen sie aufeinander. Er war sehr introvertiert, es war schon ein Wunder gewesen, als er alleine in einem überfüllten Café saß und einem sehr extrovertiert, zudem noch frem...