|Chapter 26|

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Ich wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, bis ich Schritte vernahm. Es konnte nur eine Minute oder ein ganzer Tag vergangen sein, von hier unten konnte ich es nicht ausmachen. Die Schritte wurden lauter bis die Tür, die mich von meiner Freiheit trennte, quietschend nachgab und ein kühler Wind über mein Gesicht fuhr.

Ein heller Lichtkegel traf auf mein Gesicht und ich musste mich bemühen, ruhig und mit geschlossenen Augen entspannt zu bleiben. In meinem Innern sah das alles schon ganz anders aus. Bevor wer-auch-immer die Tür geöffnet hatte, hatte ich meine verkrampften Fäuste geöffnet und meinen Kopf tiefer sinken lassen.

,,Schläft noch immer.", sagte ein männliche, mir unbekannte Person und trat zwei Schritte zurück. ,,Ich war mir sicher, dass ich die Ketten habe rasseln hören.", bekräftigte eine andere, ebenso unbekannte Person. Schnelle Schritte kamen näher. ,,Was macht ihr hier unten? Ihr dürft hier nicht sein!" Das konnte nicht wahr sein. Aber die hohe Stimme mit dem bestimmenden Ton ließ keine andere Möglichkeit offen.

,,Sie schläft noch immer, Mary. Außerdem, so hübsch sie auch ist, wird sie wohl kaum genauso schlau sein." Die erste Stimme, die etwas tiefer war, antwortete Mary mit dem gleichen Akzent wie Raphael. Verlass dich nicht drauf, Sherlock. Mary trat einen Schritt auf mich zu, bis ich ihren Atem in meinem Gesicht spüren konnte. Noch immer versuchte ich entspannt zu bleiben, doch die Wut und die Ungewissheit kratzten an mir.

,,Nyx Cunningham ist nichts weiter als eine verwöhnte, manipulative, kleine Göre." Wenigstens kennt man meinen Namen überall, Mary. In diesem Moment konnte ich nicht glücklicher sein, ihr vor ein paar Wochen in ihr hübsches Gesicht geschlagen zu haben. Und da ich nun wusste, auf wessen Seite sie stand, würde ich das nur allzu gerne wiederholen.

,,Und jetzt raus hier." Schritte entfernten sich und ich horchte konzentriert, ob auch wirklich drei Leute den Raum verließen. Erst als das geschehen war und die Tür krachend in das Schloss fiel, hob ich meinen Kopf. Denk nach, Nyx. Du kannst nicht hier angekettet bleiben und darauf warten, dass etwas passiert.

Weder erreichte ich mit meinen Füßen den Boden, noch konnte ich meine Hände aus den Metallschnallen befreien, die unangenehm die Blutzufuhr meiner Hände verhinderten, dazu konnten die Wachen oder wer auch immer sie waren, die Ketten rasseln hören, wenn ich mich bewegte. Und mein Handy hatten sie mir vermutlich auch abgenommen. Keine Chance darauf, jemanden zu erreichen. Erreichen...

In einer Nacht hat mir Luzifer eine Nachricht übermittelt, in dem er auf den Zettel schrieb. Konnte ich ihm auch eine Nachricht zukommen lassen? Konnte ich ihm zeigen wo ich war? Ich schloss meine Augen und konzentrierte mich. Ich ignorierte mein klopfendes Herz und versuchte etwas in mir zu finden, dass mir helfen konnte.

Eine Verbindung zu ihm, ein Strang oder ein Gefühl, dass meinen Kopf hier raus befreite und mich zu ihm führte. Doch es geschah nichts. Ich öffnete meine Augen und riss sie im nächsten Moment noch ein Stück weiter auf. ,,Seraphina?", hauchte ich verblüfft.

Ihre Gestalt wirkte wie eine Illusion, doch ihre grünen Augen besaßen die gleiche Frechheit und Aufrichtigkeit wie immer. In ihrem Pyjama stand sie vor mir. ,,Was tust du hier?", fragte ich, noch immer leise und ungläubig. ,,Dasselbe könnte ich dich fragen." Ihre Augen sahen zu den Ketten, die mich hier gefangen hielten. Eindeutig war das Seraphina. ,,Ich bin wohl kaum freiwillig hier.", erwiderte ich leicht schnippisch.

,,Ich hätte auf dich hören sollen.", fügte ich ruhiger hinzu und senkte meinen Blick. ,,Du kannst nicht von der Schuld anderer profitieren, Nyx. Du musst es wollen und akzeptieren, was du in dir hast." Ich ob meinen Kopf, doch Seraphinas Gestalt war verschwunden. ,,Warte!", zischte ich, leider etwas zu laut. Wenn die da draußen das nicht gehört hatten, waren sie taub.

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