|Chapter 20|

52 5 5
                                    

Surprise!
Ich habe es (zu meiner eigenen Überraschung) geschafft, ein zweites Kapitel über die Woche hinweg zu schreiben :)

Rick hatte wirklich keine Mühen gescheut und ich könnte wetten, dass Seraphina ihren Anteil dazu getan hat. Das Wohnzimmer, in dem Seraphina, Rick und ich schon oft UNO und Monopoly gespielt haben war beinahe nicht wiederzuerkennen. Nur die weißen Säulen und der polierte Boden waren so geblieben, wie sie waren.

Weiße Vorhänge an den Wänden, ein Buffettisch an der linken Längsseite und Lichterketten hingen in dem Raum, der nun mehr einem Saal glich. Nach rechts hin führten Lichterketten in den Garten. Die Gäste amüsierten sich prächtig, tanzten oder standen in Gruppen beieinander. Hier drin schrie es förmlich nach Geldmassen.

Ich folgte Roy mit erhobenem Kopf die kurze Marmortreppe herunter, auf dem ein schwarzer Teppich verlegt worden war, der mit Sicherheit Seraphinas Idee gewesen war. Elegant und mysteriös, das musste man ihr lassen. Obwohl hinter uns weitere Gäste die Treppe herunterliefen, blieben die Blicke nach und nach auf mir liegen. Ob Raphael und Michael wohl hier waren?

Mit einem Blinzeln vertrieb ich diesen Gedanken aus meinem Kopf und ließ meinen Blick über die Menge schweifen. Bekannte Gesichter aus der Schule und gleichermaßen unbekannte Gesichter, vielleicht Geschwister oder Freunde. Melodische Pianomusik drang aus den Lautsprechern, als ich den Fuß der Treppe erreichte und weiter Roy folgte. Zielsicher bahnte er sich einen Weg durch die Menschen hindurch und ich tat es ihm gleich.

Die Blicke brannten sich in mich hinein und leise Pfiffe und Murmeln erklang von allen Seiten. ,,Das ist Nyx Cunningham?", hörte ich links von mir ein Mädchen ehrfürchtig fragen. Ein anderes Mädchen in einem schwarzen Kleid flüsterte ihr etwas in das Ohr. ,,Sie sieht wunderschön aus." Ich hob bei dem Kompliment einen Mundwinkel.

Seraphina und Rick tanzten in der Mitte des Saals zwischen Olivia, Mia und weiteren meiner Mitschüler mit ihren Begleitern. Ich wollte sie nicht stören, sie würden mich schon bemerken. Die Ausnahme bildeten Elly und Maddison, die eng umschlungen etwas abseits tanzten. Sie waren ein süßes Paar. Weiter hinten entdeckte ich jedoch Mary mit einem der Footballspieler. Nein, ich würde mich heute nicht provozieren lassen.

Seraphina wirkte so sorgenfrei und friedlich, ich konnte ihr nicht erzählen, was mich bedrückte. Ihr dunkelblaues Kleid passte perfekt zu dem Anzug ihres Freundes, beide wirkten einfach nur glücklich. Und gleich Morgen würde ich das auf meinem Block ergänzen, was ich die ganze Zeit übersehen hatte. Nicht heute. Als ein Kellner an mir vorbei lief nahm ich zwei Gläser mit Champagner von dem Tablett und drehte mich zu Roy, der sich entspannt an die Säule in der Ecke gelehnt hatte.

Um mich herum hatten die Leute wieder ihre Gespräche aufgenommen, auffallen tat ich dennoch wie ein bunter Hund und ich spürte weiter brennende Blicke auf meinem Rücken. ,,Ich denke, ein Glas Champagner kann nicht schaden.", sagte ich und reichte ihm das andere. ,,Danke." Die Gläser gaben einen klaren Ton von sich, als wir anstießen.

Seine Augen musterten mich, als ich einen Schluck des kalten Getränks nahm. Es kribbelte auf meiner Zunge und hinterließ einen kalten Schauer auf meinem Rücken. ,,Erfrischend.", sagte ich zu Roy, der nickte. ,,Die beiden haben einen sehr guten Geschmack."

,,Ich bin noch immer überrascht, dass sie so schnell das alles hier auf die Beine stellen konnten.", meinte ich und ließ meinen Blick noch einmal durch den mit Leuten gefüllten Saal schweifen. ,,Das hier? Das hat Seraphina schon vor Wochen geplant. Sie wollte nur nicht, dass du die Wahl hättest, weil du dann mit Sicherheit nicht gekommen wärst." Locker zuckte ich mit den Schultern. ,,Stimmt. Ich wäre dann nicht gekommen."

,,Und ich frage mich wirklich, wieso." In einem Zug trank er das Glas leer, bevor er weiter sprach. ,,Du siehst aus wie eine Prinzessin, die sich selbst von dem bösen Drachen befreit hat- und doch bleibst du lieber zuhause." Ich öffnete meinen Mund, um ihm zu antworten, doch kam nicht dazu.

,,Lass dich bloß auf keine Diskussion mit der Prinzessin ein, das könntest du bereuen.", sagte Rick an Roy gewandt und schlug mit mir ein. ,,Du siehst toll aus." Ich deutete mit einem Schmunzeln einen Hofknicks an. ,,Also wenn ich eine Prinzessin bin-", sagte ich zu Roy und deutete auf Seraphina, ,,dann ist sie eine Königin."

Nach zwei Stunden war die Stimmung ausgelassen. Der Champagner hatte eine gute Wirkung auf die Leute, kaum einer trank mehr als zwei Gläser. Da ich nicht vor hatte hier zu schlafen, war ich nach meinem Glas Champagner auf Wasser umgestiegen und stand nun am Eingang, wo ich das Licht ausschaltete, sodass die Lichterketten die einzigen Lichtquellen waren. Im ersten Moment beschwerten sich ein paar der Gäste, bis sie merkten, dass die Lichterketten mehr als genug Licht gaben.

Danach lief ich an den tanzenden Paaren, tratschenden Gruppen und anderen Leuten vorbei quer durch den Raum und in den Garten. Der Schnee war hier bereits ziemlich plattgetreten, hier und da erkannte ich Schneeengel auf dem Boden. Keine Menschenseele war hier draußen und ich konnte es verstehen.

Im fahlen Mondlicht atmete ich tief aus und stieß eine Nebelwolke in klare Nachtluft. Ein kalter Schauer rann mir den Rücken herunter und hinterließ eine Gänsehaut, als ich einen Schritt weiter lief. Eine kalte Brise traf auf mein Gesicht und wehte einen starken Geruch nach Wärme und dichtem Rauch in meine Richtung.

Ohne zu überlegen wusste ich, wer links von mir aus dem Schatten der Bäume treten würde. Ich drehte meinen Kopf zur Seite und stand ihm im nächsten Moment direkt gegenüber. Er sah atemberaubend aus- obwohl sein Anzug sich kaum von denen der anderen Gäste unterschied. Ein schwarzer, eindeutig maßgeschneiderter Anzug mit dunkelroter Krawatte und weißem Hemd- seine haselnussbraunen Haare lagen wie die letzten Male auch, ob gewollt oder ungewollt, wirr auf seinem Kopf. Ein paar Strähnen fielen ihm in sein markantes Gesicht.

Attraktiv, keine Frage. ,,Ich hoffe doch, du hast nicht vor mich zu entführen oder umzubringen?", fragte ich mit einem Lächeln. ,,Ich denke nicht, dass du so weit gekommen bist, um nur so weit zu kommen.", erwiderte der Fremde und reichte mir mit einer angedeuteten Verbeugung seine Hand. Aus seinen Augen heraus sah er mich dabei auffordernd an.

Als ich meine Hand ins seine legte spürte ich eine Wärme, die unerträglich anziehend war. Ohne ein weiteres Wort führte er mich zurück in den Saal und ich ließ mich einfach von ihm dorthin führen. Seine Ausstrahlung führte dazu, dass sich die Leute erst zu uns umdrehten und anschließend sofort Platz machten.

Das Murmeln und Raunen der Leute ging zwischen den Tönen und Bässen des neuen Liedes unter, welches mir allzu bekannt war, als der Fremde sich in einer eleganten Bewegung zu mir umdrehte. ,,Wenn du reden möchtest, sollten wir das möglichst unauffällig tun." Er legte seine freie Hand auf meinen Rücken, und hielt mit der anderen Meine. Ich atmete einmal tief aus und legte anschließend meine Hand auf seine Schulter, was dazu führte, dass wir uns näher waren, als ich gehofft hatte.

Seine Hände strahlten weiterhin diese Wärme aus, als er den ersten Schritt tat und wir begannen zu tanzen. ,, Raphael, Michael, Uriel und Gabriel." Ausgesprochen war ich mir für einen Moment nicht mehr sicher, ob ich richtig lag. Bedächtig nickend ruhten seine Augen auf mir, während mir bei jedem Schritt sein Geruch in die Nase stieg.

,,Und wie lautet mein Name?", er hatte seine Stimme gesenkt und drehte uns in einer schnellen Bewegung nach rechts. ,,Luzifer." Mit fester Stimme sprach ich den Namen aus, als würde durch dessen Nennung etwas Schreckliches geschehen. ,,Und wer bin ich?"

Der athletische junge Mann vor mir erwartete, dass ich das Offensichtliche aussprach. Er ist der Teufel, der Tod persönlich. Der gefallene Engel, der die Hälfte seiner Seele verlor und etwas mit dem Feuer in mir zu tun hat. Der Engel, der alles riskiert und alles verloren hat.

Für eine Sekunde sah ich stumm in seine Augen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Mit einem langsamen Kopfschütteln signalisierte ich ihm, dass ich nicht aussprechen würde, was er von mir wollte. Mit seiner warmen Hand an meinem Rücken zog er mich ein Stück weiter zu ihm, nun passte kaum mehr ein Blatt Papier zwischen uns und die Spannung zwischen uns fühlte sich an, als würde mich jemand wegziehen wollen.

,,We're all bad in someone's story.",sagte ich mit fester Stimme.

Devilish SaintsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt