|Chapter 6|

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,,Ich verspreche dir, sollte ich irgendwelche Nachkommen von der Person finden, die diese hässlichen Formeln erfunden hat, werde ich sie eigenhändig umbringen!'' Hinter meiner Hand versuchte ich so leise wie möglich zu lachen.

Auch der ein oder andere Schüler in der Reihe vor uns musste Kichern, Seraphina jedoch begann nun grimmig die Grundformel der Aufgabe zu bekritzeln, bis diese kurz darauf nicht mehr erkennbar war. ,,Hör auf zu lachen.'', brummte sie, den Blick weiter auf das Blatt gerichtet. ,,Für dich ist das ja auch einfach.''

Bevor ich mich verteidigen konnte, dass ich lediglich gelernt hatte, ertönte die Schulklingel. Erleichtertes Seufzen von verschiedenen Schülern im Raum, dann eiliges Einpacken der Schulsachen. Seraphina schmiss im Gegenteil zu mir und den anderen jedoch ihre Hefte einfach irgendwie in ihre Tasche und lief aus dem Raum.

Entspannt packte ich als letztes mein Etui ein und schulterte dann meine Tasche, ehe ich als eine der letzten den stickigen Raum verließ. Im Strom der Schüler lief ich zu meinem Spind, an dem bereits Seraphina wartete.

,,Hättest du nicht warten können?'', fragte ich sie, als ich meinen Rucksack in meinen Spind hing und lediglich die Wasserflasche an der Seite nahm und den Spind wieder schloss. ,,Wenn du es genau wissen willst, nein.'', meinte sie.

,,Ha. Ha.'', meinte ich sarkastisch, als wir kurz darauf das Schulgebäude verließen. Ausgelassen redeten wir, bis wir in den Umkleiden des Stadions ankamen. Während die Jungs links abbogen, liefen wir nach rechts und öffneten die Tür.

Ich schaltete das Licht an, eine Sekunde später leuchtete helles LED Licht auf. Seraphina und ich zogen unsere Sachen über dem Cheerleader-Outfit aus und legten diese halbwegs ordentlich auf die Bank, über die man auch seine Taschen und Jacken hängen konnte.

Da heute der Spieltag des Teams war, bekamen wir als Cheerleader noch einmal die Möglichkeit, unsere Choreographie durchzugehen und uns mit dem Coach über das Spiel auszutauschen. Die restlichen Schüler abgesehen von den Footballspielern würden von einem zweiten Lehrer beschäftigt werden. Jedoch glaubte ich nicht, dass der neue Coach uns heute helfen kann. Mr. Smith hat uns jedes Mal Tipps gegeben und uns ein bisschen aufgelockert, meist mit wirklich schrecklichen Witzen, die uns dennoch zum Lachen gebracht hatten.

Vielleicht lag es daran, dass wir beide eher unruhig aus der Umkleide auf das Feld traten, welches von links und rechts von den Tribünen eingekreist war. Auf dem Feld standen bereits ein paar der Footballspieler und ich ertappte mich dabei, wie ich für einen Augenblick nach Raphael Ausschau hielt. So ein Quatsch.

Doch dann kamen zwei Footballspieler in ihrer Ausrüstung von der Seite auf uns zu, beim näheren Blick erkannte ich Rick und Raphael. Doch Rick hielt nicht bei uns an, sondern ließ seinen Helm beim Laufen grinsend fallen und hob Seraphina hoch. Sie lachte und quiekte leicht, da Rick noch etwas weiter mit ihr weg rannte. Schmunzelnd sah ich mir das Schauspiel an, dass sich bis zum Ende des Feldes zu drehen schien.

,,Auch wenn ich Rick nicht ausstehen kann, sind die beiden dennoch ein hübsches Paar.'', meinte Raphael. Ich drehte mich zu ihm um und sah, dass er ihnen fast schon sehnsuchtsvoll hinterher sah. Ich erinnerte mich an seine Worte, die er im Bus zu mir gesagt hatte und unwillkürlich fragte ich mich, an wen er dabei gedacht hat.

,,Ja, das sind sie wirklich.'', antwortete ich ihm. ,,Wieso kannst du ihn nicht leiden?'', hakte ich nach. Raphael senkte seinen Blick und sah mich schmunzelnd an. ,,Erzähle ich dir ein anderes Mal, Teufelchen. Nebenbei bemerkt, nettes Outfit.'' Er zwinkerte mir frech zu und ich schlug ihm gegen seine stark gepolsterte Schulter.

,,Oh nein. Jetzt bin ich so stark verletzt.'' Raphael hielt sich die betroffene Schulter und kniff die Augen zusammen. ,,Ich- Ich muss dem Coach sagen, dass ich heute nicht spielen kann.'', sagte er wehmütig. ,,Oh nein.'', erwiderte ich mit der gleichen Emotion wie ein Stein, nämlich gar keiner.

Ein kurzes Schweigen, dann begannen wir beide zu Lachen. ,,Kennst du den Coach eigentlich schon? Soweit ich weiß, ist er je auch euer Ansprechpartner, also wegen des Cheerleadings. Coach Gabriel?'' Raphael rief den Coach über das Feld hinweg und ein Mann löste sich aus der Footballgruppe.

Wie gestern im Vorbeilaufen fiel mir auch heute auf, wie muskulös und groß gebaut der Coach war. Er erinnerte mich wirklich stark an... Raphael. Ich warf ihm einen unauffälligen Blick zu und dann zurück zum Coach, der vor uns stehen blieb und mir seine ausgestreckte Hand hinhielt.

,,Freut mich dich kennen zu lernen. Bist du die Cheerleader-Kapitänin?'', fragte der Coach und musterte mich fragend. Ich nahm seine Hand und schüttelte sie kurz. ,,Nein, ich bin Co-Kapitänin. Kapitänin ist Seraphina, das Mädchen dahinten mit Rick. Ich bin Nyx, Coach.'', antwortete ich mit einem höflichen Lächeln.

Die beiden sahen sich wirklich ähnlich, die einzigen Unterschiede zwischen den beiden waren gering. Beide waren von gleicher Statue, Coach Gabriel jedoch war etwas größer als Raphael. Auch seine leicht gewellten und kürzeren Haare waren dunkler, genau wie seine Augen. Wenn man es nicht wüsste, könnte man denken, dass der Coach und Raphael Verwandt wären.

Der Coach lächelte ebenfalls höflich. ,,Natürlich. Dann möchte ich dich als Co-Kapitänin'', er betonte meine Stellung der Cheerleader deutlich, ,,und Seraphina darum bitten, dass ihr mir erklärt, wie das später ablaufen wird, da dies mein erstes Spiel sein wird, welches ich leite.''

Ich nickte als Antwort, als ich einen Windzug an meinem Ohr spürte. Raphael hatte sich seitlich zu mir heruntergebeugt. An die Stelle an der mich sein warmer Atem traf bildete sich eine leichte Gänsehaut und ein Duft von herben Kaffee und etwas Eigenem stieg mir in die Nase. Ich wusste nicht, was ich in diesem Moment tun sollte.

,,Die Position als Coach- Liebling bleibt aber meine, oder Teufelchen?'', flüsterte er und aus dem Augenwinkel sah ich das kleine Grinsen, welches sich auf seinem Gesicht breit machte, während ich dort mit großen Augen stand. Er richtete sich wieder auf und grinste Coach Gabriel scheinheilig an.

Dieser schüttelte entnervt den Kopf. ,,Raphael, nimm dir Rick und geht zum Team. Ihr beide übernehmt das Aufwärmen, während ich mit Nyx und Seraphina sprechen werde. Ich warne euch, wenn ihr nicht mindestens 15 Runden lauft gibt es bei der nächsten Sportstunde für jeden von euch eine Strafe.'', kommandierte er und Raphael sah den Coach schmollend an.

,,Sie sind gemein.'', meinte er, lief jedoch an mir vorbei auf Rick und Seraphina zu. ,,Entschuldige bitte Raphael, er war schon immer- ich meine er war schon seit dem ich ihn kennengelernt habe ein ziemlicher Frauenheld.'', meinte er kurz stockend und sah zu mir herunter.

Schon immer? Kannten sie sich? Bestimmt nicht, das wäre doch wirklich unwahrscheinlich und abgesehen davon ist das momentan mein kleinstes Problem. ,,Du kannst mich übrigens auch einfach Gabriel nennen, das macht mir nichts aus.'', bot er mir an und ich bedankte mich. Seraphina kam kurz darauf zu uns und Gabriel und sie machten sich bekannt, während Rick und Raphael mit recht großem Abstand zueinander auf die restlichen Footballer zuliefen.

Ich widmete meine Aufmerksamkeit wieder Gabriel und Seraphina, die bereits begonnen hatte, den groben Verlauf des Spieles zu erklären. Als wir zwei Stunden später aus der Kälte in die Umkleide traten, zog ich mir sofort den Hoodie und die Hose wieder über die Ausrüstung.

Ein stechender Geruch drang in meine Nase und ich verzog mein Gesicht angewidert. Auch Seraphina wirkte nicht angetan von dem extremen Parfum, die anderen Mädchen in der Umkleide jedoch schienen sehr angetan davon zu sein. Wir beeilten uns und atmeten tief durch, als wir aus der Umkleide raus waren.

,,Das war eine neue Stufe von krass.'', meinte ich und schüttelte verständnislos meinen Kopf. ,,Sehe ich auch so.'' Als wir gemeinsam das ausgestorben leer wirkende Schulgebäude wieder betraten, seufzten wir gleichzeitig. Unter leichtem lachen liefen wir dann zum Raum von Religion. ,,Ich freue mich auf das Thema, aber nicht auf Mrs. Liening. So wie letztes Mal reagiert hat-'', sagte ich vor dem Raum.

Die Tür stand auf und wir traten ein. Der Klassenraum war leer, jedoch war nirgendwo eine Spur von Mrs. Liening. Schulterzuckend liefen wir durch den Raum. ,,Guten Tag.'' Erschrocken von der tiefen Stimme zuckte ich zusammen und drehe mich zum Pult, von wo die Stimme gekommen war. Seraphina tat es mir gleich. Unsere sprachlosen Blicke bei seinem Anblick schien den jungen Mann vor uns zu amüsieren.

Er trug ein weißes Shirt, welches sich über seine Muskeln spannte, als er seine Hand hob um uns mit einem wissenden Grinsen zu grüßen. Er war wirklich attraktiv, keine Frage und doch erinnerte er mich an jemanden. Und als hoch zu seinem Gesicht sah, öffnete ich erschrocken meinen Mund.

Das ist doch nicht möglich...

Devilish SaintsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt