Kapitel 4

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Ich verließ die Straße in Lauftempo und bog in den Wald ab. Unsere kleine Stadt bestand aus mehreren kleinen Wohnsiedlungen und dem Stadtkern mit Schulen und Geschäften. Umgeben war sie von Wald und Klippen und ein paar wenige Strände. Irgendwo hier im Wald begann das reservat der früheren Ureinwohner. Die Nachfahren derjenigen, die hier früher die Siedlung gegründet hatten.

Der Wald war sehr beliebt bei Hundebesitzern, wenn ich nachher zurückkam musste ich aufpassen, dass mich niemand entdeckte, aber jetzt, um 1 Uhr nachts, wird mir wohl niemand  hier begegnen. Kurz verlangsamte ich mein Tempo. Irgendwie war es wahnsinnig, was ich hier machte. Mitten in der Nacht in den Wald laufen. Das ist bescheuert. Andererseits hatte ich es vielleicht letzte Nacht auch schon gemacht und es fühlte sich nicht falsch an hier zu sein. Ich musste kurz lächeln und rannte dann weiter.

Irgendwo mitten im Wald landete ich auf einer Lichtung, an der ich noch nie zuvor gewesen war. Der Vollmond strahlte wunderschön und tauchte die Lichtung in ein wunderschönes Licht. Wäre ich mit einem Jungen hier gewesen wäre es vielleicht sogar romantisch gewesen. Aber nicht, wenn man alleine war.

Plötzlich hörte ich ein Knacken nicht unweit von mir entfernt in den Schatten. Ruckartig drehte ich mich in die Richtung aus der das Geräusch gekommen war und ein tiefes Knurren drang aus meiner Kehle. Moment! War das gerade aus meiner Kehle gekommen? Langsam mache ich mir echt Sorgen!

Als 2 Minuten später immer noch kein weiteres Geräusch aus der Richtung des Knackens gekommen war, wandte ich mich ab und lief weiter tiefer in den Wald. Ich war mir nicht sicher, ob ich irgendwann wieder hier herausfinden würde, aber das hinderte mich nicht daran einfach weiter zu laufen. Ich lief und lief und lief und als ich über einen kleinen Baumstamm sprang verwandelte ich mich plötzlich im Sprung wieder in einen Wolf und landete auf 4 Pfoten hinter dem Baumstamm. Voller Schock stolperte ich, rollte ein paar Meter über den Waldboden und blieb liegen. Mein Atem ging schnell und ich starrte auf die von mir gestreckten Vorderpfoten. Okay, das war sicher kein Traum. Und das Gefühl in Wolfsgestalt war auch nicht unbekannt. Es war angenehm und erinnerte mich an letzte Nacht. Es war ein wunderschönes Gefühl. Fast wie nach Hause kommen nach einem langen Urlaub.

Ich legte den Kopf in den Nacken und ließ genüsslich ein Jaulen aus meiner Kehle klingen. gestern Nacht hatte ich mich dabei noch erschreckt, aber jetzt war es einfach ein wunderschönes Gefühl. Mein Blick fiel weider auf den Vollmond, der mir durch die Baumkronen hindurch entgegen zu grinsen schien. Vollmond. War ich jetzt ein Werwolf geworden? Bin ich ein Werwolf? Aber sagte man nicht immer Werwölfe wüssten nicht mehr, wer sie eigentlich sind. Das wusste ich schon noch. Und ich hatte auch nicht das Gefühl, ich sei jetzt blutrünstig oder monströs. Ich war einfach eine Wölfin. Warum auch immer. Dafür gab es nun wirklich keine logische Erklärung, aber wenn es sich sowieso gut anfühlt, ist das ja nicht schlimm.

Ein lautes Jaulen klang aus der Entfernung an meine Ohren und ich richtete mich auf. Das Klang wie der Wolf, den ich letzte Nacht gehört hatte. Sofort orteten meine Ohren die Richtung aus der das Geräusch kam und ich rannte los. Mit den 4 Beinen war ich erstaunlich schnell und konnte erstaunlich gut springen. Ich ließ umgestürzte Baumstämme und einen kleinen Bach einfach hinter mir und rannte weiter in Richtung Jaulen, aus der mittlerweile noch ein weiteres Jaulen zu hören gewesen war.

Völlig aus der Puste kam ich an einer großen Wiese an. Der Wald hatte sich gelichtet und ich konnte die beiden Wölfe aus meinem Traum - der ja kein Traum gewesen war - vor mir erkennen. Ich lief auf sie zu und blieb kurz vor ihnen stehen. Ich glaube, die beiden mussten mir dringend einiges erklären.

Wolves - Allein unter WölfenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt