Kapitel 5

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Als ich vor den beiden stehen blieb, verwandelten sie sich zurück und lächelten mich an. Beide hatten leicht gebräunte Haut und trugen nur Shorts. Die durchtrainierten Bäuche zur Schau gestellt und ein Tattoo auf einem der trainierten Oberarme. "Hallo Alissa", sagte der, der mir gestern mein Armband gegeben hatte, der, wie ich jetzt sah, wohl ein bisschen älter als der andere war. Ich musterte ihn. Ich konnte mich nicht daran erinnern ihm meinen Namen gesagt zu haben. Allerdings kann ich mich auch nicht daran erinnern, wie ich gestern in den Wald gekommen bin. Wenn ich darüber nachdenke empfinde ich bloß große Verwirrung und Angst, aber mehr ist da nicht. Naja, wenn gestern das erste Mal, dass ich mich in einen Wolf verwandelt habe, sind diese Gefühle ja auch kein Wunder. "Wenn du dich zurück verwandeln willst, hilft es gerade am Anfang, wenn du dir deinen menschlichen Körper vorstellst. Ganz genau. Von Kopf bis Fuß. Dann sollte die Verwandlung ganz von selbst geschehen", erklärte er und ich tat, was er mir gesagt hatte. Es funktionierte tatsächlich schon, als ich mir vorstellte, wie meine Haare aussahen, spürte ich ein seltsames Kribbeln. Erst im Bauch und dann am ganzen Körper. Es fühlte sich ein bisschen so an, als würde mich jemand hochheben und auf zwei Beinen wieder abstellen. Ich zwinkerte einmal und sah die beiden Jungen an. Der Jüngere lächelte verträumt und sah mir tief in die Augen. Er sah wirklich sehr süß aus. Mit den verwuschelten schwarzen haaren und dem verträumten Lächeln. Ich sah sie mir beiden ganz genau an, als der ältere sich auch schon vorstellte: "Hi, ich bin Jacob. Und das", er zeigte auf den Jüngeren, "Das ist Seth." Seth sah Jacob finster an und murrte so etwas, wie das er sich auch selber hätte vorstellen können. Dann sah er wieder lächelnd zu mir und kam auf mich zu. Er streckte mir die Hand entgegen und sah mich an. Er schien überglücklich mich kennen zu lernen und auch, wenn ich normalerweise nicht so zurück haltend war, schüchterte mich das etwas ein. Ich sah auf unsere ausgestreckten Hände anstatt ihn anzusehen. "Sehr erfreut!", sagte er und konnte die Begeisterung in seiner Stimme kaum unterdrücken. "Wie geht es dir?", fragte er mich und ich spürte seinen und Jacobs Blick auf mir ruhen. Ich ließ Seths Hand los und blickte an ihm vorbei zu Jacob, der sehr amüsiert zu sein schien. "Ich äh...", setzte ich an, "Ich glaube, ganz gut. Ich bin ein bisschen verwirrt." Jacob grinste nun noch amüsierter und antwortete: "Das glaube ich dir. Sollen wir mal ein bisschen Licht ins Dunkle bringen?" Ich nickte. "Das letzte Nacht war kein Traum, hab ich recht?", fragte ich noch bevor sie erzählen konnten. Beide nickten.


Dann meinten sie, ich solle mit ihnen mitkommen und sie führten mich wieder zu dem See, an dem wir gestern schon waren. Seth lehnte sich an einen Baum und setzte sich in das trockene Laub. Jacob lehnte sich neben ihm an, blieb aber stehen, und ich stand unschlüssig in der Gegend rum. "Und jetzt?", fragte ich. "Jetzt erzählen wir dir, was hier los ist und was es mit dem ganzen Kram auf sich hat"; antwortet Jacob und dann begannen sie zu erzählen.

Wolves - Allein unter WölfenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt