Kapitel 12

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Ich stand noch einige Minuten einfach nur da und dachte über Seth nach. Darüber ob er wohl auf mich geprägt wurde und sich jetzt, gegen seinen Willen, von mir fern halten musste. Ich stand einfach nur da und dachte vorsichtig darüber nach. Plötzlich spürte ich eine schwere Hand auf meiner Schulter. Ich zuckte leicht zusammen und drehte mich um. Es war Jake. "Hey", begrüßte ich ihn und sah zu ihm hoch. "Hey Kleine", grinste er. "Hahaha... Sehr witzig...", ich sah ihn genervt an. "Warum bist du denn so schlecht gelaunt?", fragte er mich und sah mich an. "Ich... Ach, keine Ahnung... Kommst du mit zur Schule? Mein Rad holen? Sonst muss ich morgen früh zur Schule laufen...", antwortete ich und wich seinem Blick aus. Er nickte und verwandelte sich. Ich tat es ihm gleich. Wir sahen uns an und liefen los.

Zwischen den Bäumen entlang, über uns und unter unseren Tatzen knackende Äste und raschelndes Laub. Ich genoss die warme Brise, die um die Bäume und durch die Baumkronen wehte. Es war traumhaft. Als Wolf, bei Nacht, mitten im Wald, mit einem deiner besten Freunde. Gut, ich kannte ihn gerade erst, aber ich fühlte mich schon jetzt so verbunden mit ihm, als würde ich ihn schon mein ganzes Leben lang kennen.

Jetzt liefen wir über eine Wiese. Eine große weite Wiese, die mit kleinen Gänseblümchen verziert war. Je näher wir unserem Ziel kamen, desto näher kamen wir der Stadt, der Zivilisation, desto näher kamen wir dem Zurückverwandeln und was taten wir? Wir liefen langsamer. Wir trabten über einen kleinen Weg, gingen an der einzigen Straße in dieser Hälfte des Waldes entlang und spazierten entspannt auf die andere Seite. Dann sahen wir das erste Haus. Wir hielten an, drehten uns um 90° und verschwanden im Dickicht. Ich verwandelte mich zuerst zurück. Dann tat Jake es mir gleich. Wir mussten nur noch durch die Siedlung und über ein kurzes Stück Wiesen und Weiden und dann würden wir da sein.

Jake und ich hatten den ganzen Weg nicht ein Wort bzw. einen Gedanken gewechselt. Wir waren beide viel zu vertieft ins Laufen und unsere Umgebung gewesen. Naja, ich habe die ganze Zeit an Seth gedacht. Ich wusste ich könnte keine Gegenprägung fühlen, solange ich mich nicht für den Clan bewährt hatte. D.h. bei mir war es nur das Kribbeln im Bauch, nur die 20 Millionen 507 tausend 253 Schmetterlinge. Es war nur ein Gefühl wie verliebt sein, aber nicht mehr.
Ich war immernoch so in meine Gedanken vertieft, dass ich nicht auf den Weg achtete und prompt stolperte ich und stürzte. Doch etwas stoppte meinen Sturz. Jake hatte mich an den Schultern gepackt und festgehalten. Er zog mich wieder vollständig auf die Beine und ich sah ihn dankbar an. "Danke", hörte ich mich sagen. "Keine Ursache", antwortete er und grinste,"die Kleinste soll sich ja nicht verletzen." Hahaha... Wie lustig... "Gib doch einfach zu, dass du ein Gentleman bist und es dein Instinkt war mich "aufzufangen", meinen Fall zu stoppen", sagte ich ebenfalls grinsend. "Gentleman sein ist uncool", hörte ich eine Stimme rechts neben mir sagen, Jake ging links von mir, also wer war es dann, ich schaute nach rechts und sah einen Jugendlichen in meinem Alter, also so 14/15. Er sah mich an. Er hatte einen dunklen Teint und schwarze Haare. Ein Clanmitglied. Ich grinste und erkannte ihn sofort wieder. Er hatte vorhin in dem Kreis neben Jake gestanden. "Darf ich vorstellen: das ist Mex.", ertönte Jakes Stimme etwas genervt von links, "er ist eine Art Schüler von mir, d.h. das ich ihm Sachen beibringen und zeigen soll bzw. auf ihn aufpassen soll, damit er keine Scheiße baut." Jake grinste und Mex rollte genervt die Augen. Woraufhin ich grinsen musste und weiter ging: "Klärt, dass Thema Gentleman bitte unter euch. Ich hole jetzt mein Rad." Wir waren mittlerweile an der Schule abgekommen und ich ging mein Rad suchen, während Jake und Mex warteten und anfingen sich wie kleine Kinder zu zanken. Ich grinste und folgte ihrer Unterhaltung bis ich sie nicht mehr hören konnte. "Wie zwei kleine Kinder", dachte ich grinsend und ging zu meinem Rad. Ich kramte den Schlüssel aus meiner Jackentasche und drehte ihn im Schloss. Während ich den Schlüssel zurück in meine Jackentasche stopfte, sah ich mich um. Irgendwas war komisch. Ich fühlte mich beobachtet. Ich drehte mich und schaute mich um. Doch sehen konnte ich niemanden. Ich beschloss, dass Gefühl zu verdrängen, redete mir ein ich hätte mir das Ganze nur eingebildet und ging zurück zu Jake und Mex, die auf mich warteten. Als ich bei den beiden ankam, sahen sie mich grimmig an. "Was?", fragte ich unschuldig. "Ich zitiere: Wie zwei kleine Kinder", Jake sah mich gespielt vorwurfsvoll an. "Ja", sagte ich, grinste und fügte hinzu: "Stimmt doch. Wer streitet sich schon über Gentleman-Getue?!" Die Beiden sahen sich und dann mich an und fingen an zu grinsen. "Wir!", sagten sie im Chor und lachten. "Sag ich ja, Kinderkram", sagte ich grinsend und ging los. Ich würde direkt nach Hause müssen, sonst würde ich gar keinen Schlaf mehr bekommen.

Wolves - Allein unter WölfenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt