Kapitel 8

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"Und? Wie ist er?", fragten meine Freundinnen mich im Chor. Seth und Jacob hatten mich in der zweiten Pause dann doch angesprochen, kurz mit mir einen Rundgang durch die Schule gemacht - sie hatten ihre Spinde nicht gefunden und ich hab ihnen geholfen - und nun in der dritten und großen Pause waren Sophie und Mary vor allem an meiner Meinung über Seth interessiert.

"Ja", sagte ich nur grinsend. "Was ja?" "Na er ist schick, nett, sympathisch..." "Wir wollen was aus deinem Mund hören, was wir noch nicht wissen", unterbrach Sophie mich. "Jaja, ich bin doch dabei Soso", beruhigte ich sie, "also, er treibt Sport und..." "Welchen?", fragte Mary wie aus der Pistole geschossen. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, sah zu Seth, der mit Jacob auf der anderen Seite des Ganges stand, und fragte ihn per Gedanken. Daraufhin sah er mich auch an und dachte: "Sag das ich laufen gehen". Ich nickte nur leicht. "Er läuft", ich sah meine Freundin an und wusste sofort, was sie fragen wollte,"Durch den Wald. Darf ich jetzt weiter erzählen?!" Ich sah die beiden an und sie nickten. "Er hat einen Schulwechsel gemacht, genauso wie der andere." Ich grinste bei dem Gedanken daran, dass Jake mich hören konnte. "Danke", kam es per Gedanken,"der "Andere"." Ich sah zu ihm und grinste, dann erzählte ich meinen Freundinnen noch mehr, aber vorher harkte ich mich bei ihnen unter und ging mit ihnen in Richtung Pausenhalle.

Die beiden quetschen mich total aus und ich andquernd musste ihnen ins Gesicht lügen, kein schönes Gefühl. "Da ist er", sagte Mary und sah ihn anscheinend an. Ich drehte mich nicht um, aber er fragte mich per Gedanken, ob ich kurz zu ihm komme. "Ach, er ist schon ein Schnuckelchen", gab Mary von sich und ich musste grinsen und nickte bloß. "Sorry Leute, aber ich hätte in Geschichte nicht so viel trinken sollen, ich muss mal eben aufs Klo", entschuldigte ich mich und folgte Seth. Er wartete hinter der nächsten Ecke.

"Was ist denn?", fragte ich ihn und wir setzten uns in Bewegung. "Ich wollte dir noch was erklären, was ich in deinen Gedanken gelesen bzw. gehört hab", antwortete er und hielt mir die Tür auf. Wo gingen wir denn hin? "An einen Geheimplatz", grinste er, "den hab ich das eine Mal bei Vollmond entdeckt", fügte er noch hinzu, dann waren wir auch schon da da. Wir waren aus dem Achulhebäude rausgegangen und um eine Ecke gebogen. Hier war fast dichtes Gebüsch. Er schob einen Ast beiseite und setzte einen großen Schritt über Gestrüpp, das auf dem Boden wuchs. Danach ließ er mich vor ihm durch einen niedrigen Tunnel gehen. Am Ende des Tunnels war ein kleiner Raum. Es roch nach feuchter Erde und Regen und nach Mäusen. Ich horchte und sah mich in diesem kleinen Raum um. Es war nicht wirklich ein Raum. Es war eher eine kleine Höhle unter der Erde, ein Hohlraum unter den Wurzeln, dem Geruch nach zu urteilen, einer riesigen alten Kastanie. Ich wusste, dass es sich um die alte Kastanie handeln musste, die auf dem kleinen Hügel neben der Schule stand. Im Sommer lagen oft viele Schüler um den Baum herum in der Sonne. Es war recht finster in dem kleinen Hohlraum, denn in der "Decke" war nur ein kleines Loch durch das etwas Licht und frische Luft drang, trotzdem konnte ich eine kleine Bank erkennen. Ich setzte mich. "Wir äh... Wir haben nicht viel Zeit", sagte ich und brach die Stille. Er nickte, setzte sich zu mir und sagte: "Erstmal muss ich dir sagen, dass du aufpassen musst, was du denkst, denn du hast noch nicht ganz unter Kontrolle, wann du uns deine Gedanken hören lässt und wann nicht." Verdammt! Was hatte ich denn gedacht? War es was unangenehmes? "Wie auch immer", fuhr Seth fort, "Jake meinte du hättest eine Frage zu dem Tattoo?!" Ich nickte nur, ich hatte vor ihn nicht zu unterbrechen, wenn er redete.

"Meine Mutter ist auch Auserwählte", erzählte er,"sie meinte, dass Auserwählte kontrollieren können, ob man das Tattoo sieht oder nicht. Man müsste nur daran denken, dass man es nicht sieht, wenn man es nicht sehen soll. Ein Gedanke daran reicht und erst wenn du wieder daran denkst, dass man es sehen kann, sieht man es wieder. Das Tattoo ist das Zeichen unseres Indianerstammes, der Quileute." "Danke dir", lächelte ich. Ich hatte noch Ewigkeiten hier so mit ihm sitzen können, aber leider wurde unsere schöne gemeinsame Zeit vom Klingeln der Schulglocke unterbrochen. "Wir müssen los", sagte ich und schaute ihn beim Aufstehen an, "Englisch?" Er nickte nur, stand auch auf, nahm meine Hand und lief Hand in Hand mit mir zurück zur Schule, was eine schöne und komische Angelegenheit war, denn einerseits hielt Seth meine Hand, aber andererseits plagten mich dabei eine Million Schmetterlinge in meinem Bauch.

Wir kamen zusammen ins Klassenzimmer, nicht mehr Händchenhaltend, aber ich war sichtbar über glücklich. Ich setzte mich und Seth ließ sich neben mir nieder. Wir schauten uns an, denn wir merkten beide jeden einzelnen Blick, der uns von hinten durchlöcherte. Ich drehte mich aber trotzdem nicht um, um die anderen zu fragen, was los sei. Nachdem unsere Lehrerin für Ruhe gesorgt hatte, gingen die Gespräche um uns herum nicht mehr im Lärm unter und Seth und ich verstanden jedes einzelne Wort. Im Gespräch neben uns, ging es um eine Katze, in den Gesprächen vor uns, die Gespräche der Streber, ging es um die Aufgabe die unsere Lehrerin an die Tafel geschrieben hat und in den Gesprächen hinter uns, waren Seth und ich das Thema Nr.1. Es fielen leise Fragen wie: "Sind die beiden zusammen?" Oder "Was läuft eigentlich bei den?" Klar, war das das Thema Nummer 1. Ich war noch nie gemeinsam mit einem Jungen in die Klasse gekommen, noch war ich so glücklich zum Englisch Unterricht erschienen. Und dann war Seth ja eh der Neue, der erstmal die Aufmerksamkeit aller auf sich zog. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich, dass Seth mich anschaute. Ich glaube, er hatte sich gerade die gleichen Fragen gestellt. Dann fragte er mich per Gedanken, ob ich nicht Lust hätte heute Nachmittag mit ihm Eisessen zu gehen. Ich sah ihn an und nickte grinsend.

Wolves - Allein unter WölfenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt