Kapitel 22

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In den nächsten Stunden lag ich einfach nur in der Hängematte in der Sonne und abends entschied ich mich dann ausnahmsweise mal dafür nicht in den Wald zu gehen. Ich sagte Seth per Gedanken, dass ich nicht kommen würde, weil ich Zeit für mich bräuchte und müde wäre. Eigentlich wollte ich nur schlafen, also ging ich früh ins Bett und schlief schnell tief und fest...

Am nächsten Morgen wachte ich schon recht früh auf. Ich wurde von den Sonnenstrahlen, die in mein Zimmer schienen geweckt, das grelle und doch irgendwie angenehme Licht der Sonne ließ mich erst eines und dann auch das zweite Auge öffnen. Nachdem ich ein paar mal geblinzelt hatte, setzte ich mich auf und schaute auf mein Handy. 8:30 Uhr. Ich schüttelte mich. Es war viel zu früh und schon ließ ich mich wieder rückwärts und Bett fallen. "Guten Morgen", dachte ich, so dass Seth und Co. es hören konnten. "Guten Morgen", hallte Seths Stimme liebevoll durch meinen Kopf, "Gut geschlafen?"

"Ja und du?"

"Ich auch", ich sah ihn vor meinem inneren Auge verschlafen lächeln, "Hast du Lust später vorbei zu kommen? Dann können wir, wenn du schon wieder Kraft hast trainieren?"

Ich grinste und antwortete ironisch: "Das muss ich mir noch überlegen, ob ich zu DIR komme."

Ich hörte ihn in Gedanken lachen und kurz darauf verschwand seine Stimme und sein Gelächter aus meinem Kopf.

Mittlerweile war ich wirklich wach und kurz darauf stand ich auf. Ich duschte mich und machte mich auch sonst fertig um mich danach unbemerkt nach unten zu schleichen, zu frühstücken und danach einen Zettel zu schreiben: "Hey Ma, Pa, Lissy und Clary,
habe meine Hausaufgaben alle fertig und bin jetzt bei meinem Besten Freund Seth, wenn ihr etwas von mir wollt ruft mich doch bitte an.
Bis dann, Ally
P.S.: Ich bin ca. um 19:00 Uhr wieder hier." Ich legte den Zettel auf den Esstisch und machte mich auf den Weg. Ich hatte kurze Sachen an, da so früh am morgen, naja, ob 9:20 Uhr für einige früh ist, weiß ich nicht, niemand den ich kenne unterwegs sein sollte, der sich Sorgen um die noch leicht erkennbaren blauen Flecke auf meinem Arm und an meinem Hals machen würde.

Ich lief in den Wald. Querfeldein. Kreuz und quer durch die Bäume. Als ich an eine groß Lichtung kam, die so roch, als wäre Seth gerade erst hier gewesen. Ich drehte mich im Kreis und sah mich um, als ich niemanden sah, betrat ich die Lichtung und genoss mit geschlossenen Augen den Sonnenschein, der durch das Blätterdach drang.

So stand ich da kurze Zeit, bis plötzlich jemand seine Hände an meine Hüften legte, mich hoch hob und auf seiner Linken Schulter ablegte. Ich begann zu zappeln und riss meine Augen auf. Mein "Angreifer" war von vorne gekommen und jetzt hing ich auf dem Bauch über seine Schulter, sodass ich seinen Hinterkopf erkennen konnte, noch bevor die schwarzen kurzen Haare meines Angreifers mich auf Seths Fährte brachten, zog mir sein kräftig angenehmer Geruch in die Nase. Ich grinste, dem würde ich es zeigen, mich so zu erschrecken. Ich begann so zu tun als würde ich nach Luft ringen und auch meine Arme und Beine spielten mit und versuchten seinen Griff, der mittlerweile eher meinen Bauch umfasste zu lösen. Ich grinste weiter und rang weiter gespielt nach Luft bis ich nach zwei weiteren Sekunden ruhiger wurde und nach ein paar Sekunden schlussendlich komplett schlaff über seiner Schulter hing. Seth schien das alles gar nicht wirklich mit bekommen zu haben, aber jetzt merkte ich, wie er mich vorsichtig auf den Waldboden legte und leise fluchte. Er schien tatsächlich zu glauben, dass ich schon wieder bewusstlos war. Ich verkniff mir ein Schmunzeln und lag weiter 'bewusstlos' auf dem Boden. Ich atmete flach, so unbemerkt wie möglich und hörte Seth beim Murmeln zu: "Wie kann das sein? Ich hab sie doch nur festgehalten...", er machte eine kurze Pause, "aber wenn sie nicht von selbst wieder aufwacht, muss ich sie halt wach Küssen. Wie Dornröschen..." Bei dem Gedanken an einen Kuss schmolz ich nahezu dahin und versank schon vorzeitig in Schmetterlingen. Ich war so abwesend, dass ich leicht zusammen zuckte, als Seths Lippen sich vorsichtig auf meine legten. Ich erwiderte den kurzen Kuss leicht lächelnd und wiegte mich für diesen kurzen Zeitraum, der meiner Meinung nach ewig hätte dauern können, in abermilionenen Schmetterlingen und schwebte mit ihnen von Wolke 7 auf Wolke 8, wenn das möglich ist. Wolke 7 ist wohl verliebt, dann wäre Wolke 8 wahrscheinlich schwer verliebt.

Ich grinste und öffnete die Augen. Seth sah mich an. Er grinste ebenfalls. Sein Kopf hing so tief über meinem, das unsere Nasenspitzen sich fast streiften. Er nahm den Kopf zurück und hockte sich hin, anstatt das er saß. "Wir haben uns HIER getroffen um zu trainieren", grinste er. Ich nickte und antwortete: "Hab ich doch, ich habe trainiert dich auszutricksen und es hat geklappt", ich grinste und setzte mich auf, woraufhin er nur grinsend den kopf schüttelte, aufstand und auch mir hoch half.

Ein wenig später funkelte ich ihn an. Ein Knurren entfuhr meiner Kehle. Seth stand vor mir in Menschengestalt und ich sollte mir vorstellen er wäre ein Bleichgesicht. Wir würden jetzt mal einen Kampf durchspielen und mal sehen, wer gewinnen würde. Wir hatten etwas Abstand von einander und liefen langsam im Kreis umeinander rum. Ich sorgte dafür, dass immer genug Abstand zwischen uns war, damit ich noch eine Reaktionszeit hatte. Ich funkelte ihn weiter an, es ist ganz schön komisch denjenigen anzuknurren, in den man Hals über Kopf verliebt ist. Aber ich tat es und er erwiderte meinen Blick. "Du stinkst nach Hund!", sagte Seth. Er versuchte mich aus dem Konzept zu bringen, mich abzulenken, damit er mich problemlos angreifen konnte, aber ich blieb hart und funkelte ihn starr weiter an. Nach kurzer Zeit und nachdem Seth weiter auf mir rumgehackt hatte, sprang er plötzlich los. Schon stand er direkt neben mir und stürzte sich auf meinen Hals. Ich duckte mich unter ihm hinweg und biss ihm im ducken vorsichtig ins Bein. Seth befreite sich und stürzte sich knurrend wieder auf mich. Ich wehrte ihn noch ein paar mal ab und irgendwann, ich hatte ihn gerade, gegen einen Baum geschleudert, spürte ich plötzlich etwas spitzes in meinem Nacken. Das Zeichen, dass ich meine Muskeln lockern konnte. Ich sah ihn an und verwandelte mich zurück. Ich sah noch genauso aus wie vorher, aber er war Dreck beschmiert und ziemlich verschwitzt. "Alles in Ordnung?", fragte ich ihn und er nickte lächelnd. Danach stellte er mir ein paar Fragen, was ich in welchen Situationen machen würde und auch bald waren wir damit durch und Seth meinte: "Okay, jetzt gibt es nur noch eine Sache, die du niemals vergessen darfst und dieser Regel darfst du dir wirklich nie-niemals Wiedersetzen", ich nickte als er das sagte und er fuhr fort, "du musst, wenn dir jemand von uns sagt du sollst weg laufen, weil wir angegriffen werden, aufjedenfall abhauen. Ich will nicht, dass dir was passiert, klar?", ich nickte wieder, "was tust du also wenn ich sage: "LAUF!"?", fragte er mich und ich antwortete: "Auf der Stelle, so schnell ich kann abhauen." Seth nickte und murmelte etwas was wie "Gut" klang.

Danach redeten wir noch ein bisschen und machten uns noch ein paar schöne Stunden im Wald in der Sonne bis ich so um 19:00 Uhr wieder nach Hause ging. Seth brachte mich noch bis zur Haustür, ich verabschiedete mich mit einem Küsschen auf die Wange von ihm und ging dann fröhlich, auf Wolke 8 schwebend, ins Haus.

Wolves - Allein unter WölfenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt