Sei nicht so hart zu dir selbst

Kapitel 18

Es war bereits früher Abend, als Yvonne und Charlie ihre Wohnung in Berlin erreichten und während der Dreijährige glücklich quietschend in sein Zimmer lief und mit Eifer jedes seiner Kuscheltiere begrüßte, stellte seine Mutter müde die Taschen im Schlafzimmer ab und ließ sich ohne jegliche Bewegung auf ihr Bett fallen. Im Gegensatz zu ihm hatte sie im Flugzeug eher weniger geschlafen und ganz schön übel war ihr dabei auch gewesen. Nach einigen Minuten setzte sie sich jedoch wieder auf und zog langsam ihre Jacke und die Schuhe aus. Die dreckige Wäsche hatte sie bereits in Helsinki frisch gewaschen, sodass sie morgen nur die Klamotten in den Schrank legen musste und auch ihre Tasche für Görlitz musste sie nicht sofort packen. So gönnte sie sich einige Minuten Ruhe, bevor sie spürte, wie sich jemand an sie kuschelte und zufrieden aufseufzte. Automatisch schlich sich ein Lächeln auf ihre Lippen und sanft strich sie durch seine Locken.

„Hast du Hunger mein Schatz?", mit nachdenklicher Miene drehte er sich zu ihr und legte sein Kinn an ihrer Schulter ab. „Ein klitzekleines bisschen." Sie lächelte und wollte gerade aufstehen, da hielt der Kleine sie zurück und schmiegte sich an ihren Arm. „Ich will aber lieber Kuscheln!", mit großen Augen sah er zu ihr hoch und lächelnd zog die Sängerin ihn ganz nah zu sich. Charlie wusste bereits, dass er in ein paar Tagen nur mit seiner Oma hier sein würde und sie spürte, wie er versuchte sie so lange es ging bei sich zu haben. „Ich hab dich lieb mein kleiner Löwe...", flüsterte sie leise und drückte ihm sanft einen Kuss auf die Stirn, während er lächelnd zu ihr hochsah. „Ich hab dich auch lieb Mami..." Ihr Herz machte einen kleinen Sprung und liebevoll legte sie ihre Arme um ihn. Auch sie genoss diese Nähe aus vollem Herzen und lächelte, als sie daran dachte, wie oft sie so mit Samu zusammen im Bett gelegen hatten.

Da fuhr sie auf einmal hoch und etwas erschrocken quietschte ihr Sohn auf. „Wir haben ja ganz vergessen den Papa anzurufen!", teilte sie ihm mit und sofort saß auch er aufrecht. „Können wir ihn dann jetzt anrufen? Bitte?" Sie lachte leise und nickte, bevor sie sich an die Wand lehnte und ihn auf ihren Schoß zog. Schnell war die Nummer ihres Freundes gefunden und der Lockenkopf strahlte aufgeregt, als er erkannte, dass Yvonne die Videofunktion aktiviert hatte. So warteten Mutter und Sohn aufgeregt und für einen Moment fiel ihr Blick auf ihr Armband, welches sie nach wie vor trug. Sie liebte das Schmuckstück jetzt schon und lächelnd sah sie auf ihr Display. Dieses erhellte sich schließlich und aufgeregt winkend sah Charlie in die Kamera. „Hallo Papa!", kreischte er begeistert und Yvonne lachte auf. Jedoch strahlte der Finne sofort auf, als er sie erkannte und winkte breit grinsend zurück. Ein wenig Sorgen hatte er sich nämlich schon gemacht, doch Osmo Riku hatten ihn abgelenkt und stolz winkte er die beiden zu sich, welche es sich gegenüber auf der Couch bequem gemacht hatten.

„Hallo ihr drei!", begrüßte Yvonne sie nun auch und bedachte ihren Sänger mit einem liebevollen Blick. „Hello ihr drei too!", murmelte dieser und während auf ihrem Gesicht ein schüchternes Lächeln erschien, sah der Dreijährige sich verdattert um. „Kannst du nicht Zählen Papa?", fragte er dann und das Paar lachte leise auf. Sogar Riku konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, während Osmo ebenfalls etwas verwirrt dreinschaute und der Gitarrist lächelnd abwinkte und „später" murmelte. „Wie geht's dir Papa und Onkel Riku und Onkel Osmo?", plapperte er dann neugierig ins Telefon und während die beiden Musiker erklären, waren Yvonne und Samu total in sich versunken. Selbst übers Telefon benahmen sich die beiden wie frischverknallte Teenager und die Ohren des blonden Sängers färbten sich verdächtig rot, als Riku ihn anstupste und auf Charlie deutete. „Oh sorry...", entschuldigte er sich zerstreut und wandte sich dann seinem Sohn zu. „Was hast du sagt?" Er kicherte und wiederholte dann seine Frage. „Ich bin gut!", gab er dann zufrieden zurück und zwinkerte ihm zu. „Wie geht es you denn?" Charlie lächelte und erzählte dann von dem Flug und allem Möglichen. Samu wurde nicht müde ihm zuzuhören, denn er liebte diese fröhliche helle Kinderstimme und sein Herz wurde ganz warm bei dem Anblick. Das war wirklich seine Familie...