Kapitel 21

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Zum wiederholten Male schmiss Yvonne ihr Buch weg. Sie hatte bestimmt schon 20 Seiten mehr oder weniger gelesen, ohne auch nur das geringste Wort irgendwie wahrzunehmen. Es war bereits Abend, Charlie hatte schon gegessen und sah sich den Sandmann an. Ihre Mutter hatte die Sängerin dazu gebracht Zuhause zu bleiben, schließlich würde Samu wohl oder übel nicht auftauchen und wieder seufzte sie leise. Was hätte sie nur drum gegeben, dass er jetzt hier wäre, sie hatte doch so sehr in seinen Armen einschlafen wollen. Die Woche war lang und anstrengend gewesen und ihr fehlte die Nähe.
Dazu kam auch noch ihr Streit.
Jetzt, wo sie immer mehr darüber nachdachte, bereute sie es das Gespräch so abrupt beendet zu haben. Nicht mal eine Nachricht hatte sie bekommen oder irgendwas der gleichen und unruhig sah sie zu ihrem Handy.

Sie verstand, dass er sie nur beschützen wollte, doch immer noch kränkte es sie, nicht wahrgenommen zu werden. Ihre Gedanken waren wirklich ein absolutes Chaos und ein schwaches Lächeln schlich sich auf ihre Lippen, als sie das Ultraschallbild erneut zusammen mit der Ein-Euro-Münze neben ihrem Handy liegen sah. Automatisch fanden ihre Hände ihren Bauch und seufzend strich sie sich darüber. Das kleine Würmchen brachte ganz schön was durcheinander, doch im gleichen Gedankengang wurde der Sängerin noch etwas klar.

Vielleicht würden sie und Samu sich streiten, vielleicht war es noch früh und sie beide verunsichert, doch das Einzige, was zu 100 Prozent feststand, dass in nicht einmal mehr 7 Monaten ein Baby bei ihnen sein würde. Dieses Kind hier war entstanden, weil sie sich liebten. Natürlich zofften sie sich manchmal, doch auch das würde vorbeigehen, das Kleine war doch der Beweis, dass sie sich liebten und vertrauten. Yvonne vertraute ihm.
Sie schluckte einen kleinen Moment und sah dann zur Couch gegenüber, wieder lächelte sie leicht, denn Charlie war friedlich vor dem Fernseher eingeschlafen. Sie waren doch einfach eine Familie und sie wusste doch, dass Samu alles für sie drei tun würde und sie liebte.

Sie seufzte und stand auf, bevor sie den Dreijährigen hochhob und in sein Zimmer trug. Wieder kreisten die Gedanken nur um ihren blonden Finnen und einen Moment blieb sie am Kinderbett ihres Sohnes sitzen und dachte nach. Vielleicht war es auch einfach unklug gewesen dieses sensible Thema in dieser niedergeschlagenen Situation am Telefon anzusprechen. Es war wichtig, ohne Frage, jedoch wusste sie, dass er in ihrer Gegenwart entspannter war und auch sie spürte, wie der Gedanke in seinen Armen liegend direkt viel ruhiger wurde. Wieder seufzte sie leise. Ein gewisses Schuldgefühl kroch in ihr hoch und gedankenverloren betrachtete sie ihren Sohn.

Sie musste sich bei Samu entschuldigen. Zwar hatte er ihr vorgeworfen sich für ihn zu schämen, doch sein Stolz stand ihm im Weg, das wusste sie und schließlich hatte sie ja das Gespräch einfach abgebrochen. Vielleicht war erneut anrufen nicht die beste Idee, doch als sie auf die kleine Hand des Lockenkopfes vor sich sah, kam ihr eine neue Idee und schnell stand sie auf und lief ins Wohnzimmer.
Wenig später kam sie dann auch schon mit dem Ultraschallbild zurück und nahm Charlies kleine Hand in ihre. Etwas weiter davor hob sie das schwarz-weiße Bild, welches so in ihrer Handkamera nur unscharf angeschnitten war, jedoch konnte man nach wie vor erkennen, was es war und zufrieden betrachtete sie das Bild.
Nachdenklich setzte sie sich wieder hin und tippte einige Zeilen darunter. So ganz ohne konnte sie sich ja nicht entschuldigen und so schickte sie alles ab. Jetzt hieß es wohl warten, bis er es sehen würde und seufzend stand sie auf.

Noch einen letzten gute Nacht Kuss drückte sie Charlie auf den Kopf und deckte ihn zu, bevor sie leise sein Zimmer verließ und die Tür anlehnte. So spät war es noch gar nicht und seufzend ließ sie sich wieder auf die Couch fallen und zappte durch den Fernseher, irgendwas musste es doch geben, dass sie ablenken konnte.

Die Zeit verging, wenn auch schleppend und als Yvonne sich gegen halb 10 dann erhob und ins Schlafzimmer schlurfte, hatte ihr Freund immer noch nicht reagiert und langsam wurde sie unruhig. War er doch so sauer? Hatte sie übertrieben? Oder hatte er zu tun? In ihr sammelte sich ein Stau unruhiger Gedanken an und schnell versuchte sie sich mit umziehen und Zähne putzen zu beschäftigen. Mittlerweile spürte sie den verrückten Hormonhaushalt in sich mehr als deutlich und einen Moment blieb sie im Badezimmerspiegel hängen.
Wenn sie sich zur Seite drehte, konnte sie mittlerweile sogar sehen, dass ihre Oberweite etwas weiter war, als noch einige Wochen zuvor und verträumt lächelnd schüttelte sie den Kopf. Auch wenn das Stillen bei Charlie zeitweise ein Kampf gewesen war, war es etwas Besonderes und wie von allein fiel ihr Blick auf ihren Bauch. Noch war er flach. Noch...

Sei nicht so hart zu dir selbstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt