Kapitel 26

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„Samu hast du es dann mal?" Etwas hektisch rauschte Yvonne durch die Wohnung suchte Papiere und ihre Jacke zusammen. Sie würde lügen, wenn sie sagen würde, dass sie nicht nervös war. Heute stand einiges an und so zog sie schwungvoll den Reisverschluss ihrer Jacke zu. Ihre kleine Wölbung war in engen Klamotten kaum zu übersehen und wenn sie richtig gerechnet hatte, hatte sie gestern den 5. Monat erreicht. Sowohl sie als auch Samu waren emotional geworden bei dem Gedanken nun schon die Hälfte hinter sich zu haben, doch die zweite Hälfte würde umso besonderer werden und in wenigen Tagen ging sogar schon die Tour los.
So waren die heute anstehenden Termine nur noch wichtiger und durchatmend spähte sie nochmal in den Umschlag. Zuerst würden sie heute zu ihrem Anwalt fahren und die ganzen Adoptionsanträge abgeben. In den letzten Tagen hatten sie Papiere und Urkunden von sich zusammengesucht und nun wo alles zusammen war, konnten sie es endlich abgeben. Charlie zum Beispiel war vor einer Woche komplett aus dem Häuschen gewesen, als sie ihm versucht hatten zu erklären, was der ganze Rummel bedeuten wurde. Zwar hatte er es noch nicht ganz verstanden, doch als Samu erzählt hatte, dass er dann eventuell auch Haber heißen würde, hatten seine Augen geleuchtet wie zwei Sterne und verlegen hatte die Sängerin ihren Freund dabei angeblickt.

Sie wussten beide, was mit dieser Namensänderung von Charlie einherging und immer noch sah sie das verheißungsvolle Zwinkern ihres Freundes und ihr Herz raste. Sie selbst wäre von einer Namensänderung in Haber nicht abgeneigt, doch sie wussten beide, dass die aktuellen Baustellen noch viel zu groß war um neue Projekte zu starten.
So hatte es der Finne bei diesem schlichten Zwinkern belassen und schloss nun, im hier und jetzt, seine Arme um sie und streichelte kurz ihren Bauch. „Wir haben alles Rakas...", murmelte er sanft und drückte ihr einen Kuss auf die Schläfe. „Wir bringen now die Papers und dann holen wir Charlie and then babytime!" Sie lächelte schwach und nickte. Neben dem ganzen Papierkram hatte das Paar heute geplant dem kleinen Lockenkopf endlich von ihrem Glück zu erzählen. Lange würden sie es eh nicht mehr verheimlichen können, denn ein kleines Bäuchlein hatte sie ja schon bekommen.

Neue Klamotten hatte sie auch schon gebraucht, weitere Hosen, Oberteile, alles ging eben ein wenig in die Breite, doch gleichzeitig wurde ihr Freund nicht müde sie mit Komplimenten zu überhäufen. So auch jetzt und ihre Wangen verfärbten sich, nachdem er ihr leise etwas ins Ohr gehaucht hatte. „Jetzt lass uns schon gehen!", erwiderte sie nur verlegen und zog ihn dann raus zur Tür.
Nachdem Kindergarten hatten sie einen weiteren Ultraschalltermin, den letzten vor der Tour und zu diesem würde sie auch Charlie begleiten.

„Papaaaa! Mamaaaaa!", mit fliegenden Locken und leuchtenden Augen kam er auf sie zu gerannt und grinsend nahm Samu ihn hoch. „Little Liooon!" Yvonne lachte, als er ihn einmal durch die Luft wirbelte und ihn auf dem Arm behielt. „Bekomme ich jetzt einen neuen Namen?" Sie lachten beide und liebevoll gab sie ihm einen Kuss in die Locken. „So schnell geht das nicht mein Spatz, wir haben jetzt einen kurzen Termin bei einem ganz wichtigen Mann und dann noch eine Überraschung für dich!" Sofort wurden die kleinen Augen kugelrund und ein süßes Grinsen stahl sich auf seine Lippen. „Überraschung?" Der Finne nickte und trug ihn zum Auto, auch er war innerlich nervös. Schließlich hing an den nächsten Wochen einiges und er wusste, dass sie bei einer Gerichtlichen Entscheidung mit einigen Gutachten und vor allem Wartezeit rechnen mussten.
Gleichzeitig tat ihm die Ausgelassenheit des Kleinen echt gut und während er mit ihm rumalberte, klappte Yvonne den Kinderwagen auf, in den er ihn setzte.

Nach dem Kindergarten war Charlie meist erschöpft, gerade wenn sie ihn früher und vor dem gemeinsamen Mittagsschlaf dort abholten. So dauerte es auch nicht lange, bis er im Wagen eingeschlafen war und das Paar machte sich auf den Weg in die, in der Nebenstraße liegenden Kanzlei. Dass der kleine Wirbelwind schlief, beruhigte seine Mutter allerdings ungemein. So würde er von den ernsten Gesprächen nichts mitbekommen und etwas nervös begrüßte sie den Rechtsanwalt, welcher zuerst mit Samu einschlug und dann erfreut ihre Hand schüttelte.
Die Sängerin wusste, dass er bereits ein langjähriger Partner ihres Freundes war und Samus offene und entspanntere Körperhaltung gab auch ihr etwas Ruhe.
Der Anwalt, welcher sich als Andreas vorstellte, gratulierte ihnen erst einmal herzlich und betrachtete lächelnd das schlafende Kleinkind.

Sei nicht so hart zu dir selbstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt