Kapitel 14

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„Kann es sein, dass du einfach nicht bereit bist um überhaupt Charlies Vater zu sein?"

Hilflos sah Yvonne zu dem großgewachsenen Finnen hoch, welcher wenige Sekunden vorher begonnen hatte, aufgebracht auf und ab zu laufen. Doch eben als sie diese Frage gestellt hatte, hatte er ruckartig gestoppt und seine Brust hatte sich schnell auf und ab bewegt. Sie schluckte. So hart hatte sie das zwar nicht aussprechen wollen, jedoch zeigte ihr einfach alles, dass sie recht hatte und ihr Herz begann zu rasen. Sie wollte ihn nicht verlieren, allerdings wollte sie auch einfach eine Antwort und das klären, denn bis auf die angepisste, nicht wirklich ernst gemeinte Entschuldigung hatte sie rein gar nichts bekommen, dass ihr irgendwie zeigte, dass es ihn interessierte.

Doch dann drehte er sich zu ihr und ein kalter Schauer lief über ihren Rücken. Sein Blick ließ ein ungutes Gefühl in ihr hochsteigen, welches nicht gerade besser wurde, als er begann zu sprechen. „Meinst du das serious now?!" Fast schon düster spuckte er ihr diese Worte entgegen und ihr Hals wurde trocken. „Ich- Du bist doch-" aber er ließ ihr keine Chance. Eine Wut hatte sich in ihm angestaut und auch wenn er genau spürte, dass diese existierte, weil er wusste, dass sie irgendwie nicht ganz so unrecht hatte, machte ihn nur noch rasender. „Ich habe doch everything gemacht!" Samu wurde nicht lauter, doch gerade die Tatsache, dass er so leise, ja fast schon gefährlich war, jagte der werdenden Mutter irgendwie wirklich Angst ein. Unwillkürlich wich sie zurück in die Matratze. „Ich habe everything versucht!" „Aber darum geht's mir doch gar nicht!", versuchte sie es erneut. „Du weichst so gut wie jedes Mal aus, wenn es um Verantwortung geht! Dich interessiert es null, dass ich hier schwanger sitze und einfach verdammt nochmal Angst habe, mein Kind zu verlieren!"

Wütend sah der Blonde sie an. „Okay! Aber das ist auch mein Baby and ich-" „Dann verhalte dich doch auch mal so!" Yvonne wusste nicht mehr weiter, zwar spürte sie das Ziehen in ihrem Unterleib, doch das war ihr gerade sowas von egal. „Ich kann gerade einfach nicht so viel, wie denn auch?! Ich hab mich heute schon viel zu viel bewegt und mir hätte es doch schon gereicht, wenn du kurz vorbeigeschaut, oder wenigstens angerufen hättest! Wenn schon nicht wegen mir, dann doch wegen Charlie!" Die blauen Augen ihres Gegenübers blitzten in eisblau auf. Wütend, gereizt, gefährlich.

„Er ist not even my Son!"

Damit war er auch schon aus der Schlafzimmertür raus und Yvonnes Herz setzte aus, brach entweder in Teile, zersplitterte oder blieb einfach stehen. Dieser Satz traf sie, wie ein Schlag ins Gesicht und sie schluckte. Das konnte er nicht- Das war nicht sein Ernst- Das- Wieder fuhr sie zusammen, doch diesmal, weil sie den Knall der Wohnungstüre vernahm und schnell stand sie auf. So konnte er nicht gehen, wohin wollte er denn jetzt? Wollte er wirklich wie ein eingeschnappter Teenager abhauen?

Sie spürte erneut einen Stich im Bauch, doch sie konnte das nicht so stehen lassen und riss die Tür auf. „Samu!", rief sie laut durch Treppenhaus, konnte sie doch noch genau seine lauten Schritte die Treppe runterstürmen hören. „Du kannst doch jetzt nicht einfach- verdammt...", ihr Satz ging in einem Wimmern unter und noch bevor sie die erste Stufe überhaupt erreicht hatte, sank sie wimmernd zusammen. Der Schmerz in ihrem Unterleib machte sich bemerkbar und tief durchatmend versuchte sie sich zu beruhigen. Sie durfte sich nicht bewegen, sie wollte ihr Baby doch nicht verlieren!
„Samu...", es war nur noch ein leises Hauchen. Kaum zu hören im Treppenhaus, doch fast im selben Moment fiel die große Tür unten mit einem lauten Krachen ins Schloss. Die Sängerin schloss die Augen, um ihre Tränen zurückzuhalten, sie konnte nicht sagen, ob ihr Bauch oder ihr Herz in diesem Moment mehr schmerzten. Wie konnte er das denn nur sagen? Waren sie nicht irgendwie eine glückliche Familie gewesen? Er hatte ihn doch angenommen, wie seinen Sohn. Hatte sie zu viel von ihm erwartet?

„Mama?" Mit großen Augen ließ Charlie sich im Schneidersitz vor ihr nieder und schluckend sah sie zu ihm. „Weinst du? Und wo ist Papa? Hast du wieder Aua?", er schien ehrlich besorgt und wieder atmete sie tief durch. Er sollte immer und überall auf sie zählen können und so wollte sie nicht vor ihm weinen. „D-der musste nochmal zu Onkel Ri-Riku...", erklärte sie dann durchatmend und versuchte zu lächeln. „Und mein Bauch ist bestimmt gleich besser", fügte sie noch hinzu. „Kannst du mir vielleicht die Tabletten vom Nachttisch bringen?" Sofort nickte der Kleine, sprang auf und kam wenig später mit der Verpackung zurück. „Danke...", murmelte sie leise und schluckte schnell ihre Dosis. Während sie also weiter versuchte sich zu beruhigen, schmiegte der Dreijährige sich an sie. Er schien zu spüren, dass sie irgendwie Nähe brauchte und lieb griff er nach ihrer Hand. Müde lächelte sie ihn an und schluckte leicht. Es tat einfach weh und mit zitternden Fingern strich sie durch die wilden Locken und aufmerksam sah ihr Sohn zu ihr hoch. „Kuschelst du vielleicht ein bisschen mit mir Großer?", ihre Stimme war brüchig und sofort nickte ihr Gegenüber.

Sei nicht so hart zu dir selbstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt