„Yvi?", Samus Stimme klang durch das Schlafzimmer über den Flur. Es war relativ früh am Morgen, doch der Finne war nicht ohne Grund aus seinem Schlaf aufgewacht und gähnend richtete er sich auf. Yvonne lag nämlich nicht mehr neben ihm und er musste einige Male blinzeln, bis er sich an die aufgehende Sonne, welche durchs Fenster schien, gewöhnt hatte. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es auch gerade mal halb sieben war. Eigentlich viel zu früh für einen Samstagmorgen und verschlafen schlug er die Decke zur Seite. Auf seinen ersten Ruf hatte die brünette Sängerin nicht reagiert und irgendwie war seine Sorge geweckt. Seit ein paar Tagen war sie wirklich blass, sah wirklich krank aus und seit ein paar Tagen war sie ganz anders. Er hatte versucht sich einzureden, dass es ihr einfach nicht gut ging oder sie etwas Falsches gegessen hatte, doch irgendwie hatte er ein ungutes Gefühl dabei. Er konnte sehen, wenn sie etwas bedrückte, sie über etwas angestrengt nachdachte oder sich unwohl fühlte, aber das? Das war anders. Gegenüber Charlie war sie genau die liebevolle Mutter, die er kannte, doch sonst kapselte sie sich irgendwie ab. Sie sah ihm kaum noch in die Augen und seit Tagen waren sie kaum noch alleine gewesen, außer nachts.
„Honey, wo bist du?", versuchte er es nochmal und hörte dann ein raues Husten aus dem Badezimmer. Sofort lief er durch den Flur dorthin und als er die Tür vorsichtig öffnete, sah er, wieso sie gehustet hatte. Yvonne selbst saß auf dem Boden, allerdings vorne übergebeugt und übergab sich. „Yvi!", rief er besorgt und kniete sich augenblicklich hinter sie. Dabei hielt er ihr vorsichtig die Haare nach hinten und stützte sie ein wenig. Diese Position sah nicht großartig bequem aus und wenn sie hier schon eine Weile saß, musste sie auch dementsprechend erschöpft sein. Sanft strich er ihr über den Rücken und nach und nach wurde sie ruhiger. Danach streckte sich der Blonde etwas, griff nach einem kleinen Handtuch und hielt es ihr hin. Dankbar lächelnd nahm sie es entgegen und ließ sich dann weiter in seine Arme sinken. Er sah wie blass sie war und besorgt schüttelte er den Kopf. Kurz hielt er sie einfach nur fest, wartete bis sie sich ein wenig beruhigt hatte und legte dann vorsichtig eine Hand auf ihre Stirn. Fieber hatte sie zum Glück keines und so drückte er ihr einen kurzen Kuss ins Haar.
Immer noch brannten die Fragen in ihm. Wieso war sie so abwesend und abweisend zu ihm? Wieso wollte sie nicht mit ihm alleine sein? Wusste sie irgendetwas? Hatte er etwas falsch gemacht? Doch dann schüttelte er innerlich den Kopf. Diese Fragen mussten warten, denn schließlich war Yvonne wirklich krank und vorsichtig hob er sie hoch. „Du musst mich doch nicht tragen!", protestierte sie leise, aber er schüttelte nur den Kopf und legte sie im Bett ab. Liebevoll deckte er sie dann zu und setzte sich auf die andere Seite neben sie. Sie gähnte und seufzend drückte er ihr einen Kuss auf die Schläfe. Er wollte sie nicht direkt mit Fragen überhäufen, schließlich sah sie einfach fertig und blass aus und so sah er sie einfach nur an. Ihre Augen fielen ihr immer wieder zu und er nickte einfach leicht. „Sleep Honey...", flüsterte er leise und sah sie schlucken, bevor sie sich leicht wegdrehte und die Decke über sich zog. Er seufzte lautlos.
Was hatte er denn getan? Sie kapselte sich einfach nur ab, schlief mit dem Rücken zu ihm und wenn er sie dann in die Arme zog, vergrub sie ihren Kopf an seiner Brust und drückte sich an ihn, als würde ihr Leben davon abhängen. Sie stieß ihn von sich weg und klammerte sich doch wieder an ihn, hatte fast schon Angst und wieder seufzte er leise. Als ob er es nicht mitbekam, wenn sie nachts weinte...
Auch wenn es noch so früh war, konnte Samu irgendwann nicht mehr schlafen und stützte sich auf seinem Arm ab. Wieder lag sie so zusammengekauert neben ihm, hatte die Beine angezogen und die Arme um sich geschlungen. In dieser Position schlief sie seit Tagen und so langsam verzweifelte er. Wie sollte er ihr denn bitte klarmachen, dass er sie beschützen würde? Vor dem, wovor sie sich fürchtete! Was auch immer das war. Er wollte doch für sie da sein! Immer und überall. Er hatte ihr versprochen auf sie aufzupassen und vorsichtig legte er eine Hand auf ihren Arm. Mittlerweile war es fast schon halb neun und sachte strich er mit dem Daumen über ihre Haut. Nach einigen Minuten begann sie sich allerdings zu bewegen und kurz hielt er inne. „Yvi?", daraufhin hörte er sie leise gähnen und ohne es zu beabsichtigen, huschte ein leichtes Lächeln über seine Lippen. Sie war also wach und sanft strich er weiter über ihren Arm, bis sie sich langsam zu ihm umdrehte und er endlich wieder ihre Augen sah.
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Sei nicht so hart zu dir selbst
Short StoryThe Voice of Germany ist für's erste vorbei und endlich kann Yvonne Catterfeld mal abschalten und ganz die Zeit mit ihrem kleinen Sohn Charlie genießen. Die verwirrenden Gefühle gegenüber ihrem besten und wohlgemerkt auch vergebenen Freund Samu Habe...