Schuld - Epilog

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"Theo, du kannst schonmal die Pizza bestellen, während wir  das Bett noch das Bett aufbauen."

Ich rollte mich mit einem Stöhnen von meinem Bett runter und griff nach meinem Handy. Meine Arme fühlten sich nach dem Umzug nur an wie Pudding. Ich war ja schon nie der Kräftigste auf diesem Planeten, aber dieser Tag hat mir einfach nur bewiesen, dass ich meilenweit davon entfernt war.

In der Lieferapp bestellte ich einfach irgendwelche Pizzen. Sollen die sich doch einfach freuen, dass ich die ausgebe. Wehe, da würde sich noch einer beschweren, dass da was drauf ist, was die nicht mögen.

Ich legte mein Handy wieder hin und stand auf. Mit einem Blick in Vincents Zimmer, konnte ich auch sehen, dass die Fortschritte auch nur sehr schleppend waren.

"Ich dachte, ihr seid schon viel weiter?!" 

"Du bist nicht der einzige hier, der kaputt vom Umzug ist", schnaufte Vincent und stopfte einen Dübel in ein Loch. Unsere Väter lachten nur und schraubten irgendetwas zusammen. Ja zusammen, zusammen. 

Die beiden Männer hatten sich ziemlich gut angefreundet, nachdem Vincent sich dazu entschieden hatte, eine Therapie in einer Klinik zu versuchen. Schön, dass die beiden sich gefunden hatten, nur ich konnte Vincent in der Zeit nicht wirklich sehen.

Er war für zwei Monate ziemlich weit weg, was mich schon ziemlich fertig gemacht hatte. Es ging nicht, dass ich mal eben hinfahren konnte, um ihn zu sehen, nein, er war direkt 400 km weiter weg. Einmal bin ich mit seinen Eltern mitgefahren, aber das auch nur für ein Wochenende und es war auch nur ein schwacher Trost.

Es ist in der Zwischenzeit wirklich viel passiert. Während Vincent weg war, wurde Krisenintervention an der Schule betrieben. Das Fehlverhalten vieler wurde angeprangert. Vor allem das, einiger Lehrer. Keiner war jedoch so wirklich ohne Fehler. Es ging hoch bis ans Schulministerium, dass sogar zwei neue Sozialarbeiter an die Schule kamen und sich einzeln mit den Klassen befasst hatten, um heraus zu finden, wie so etwas in Zukunft vermieden werden konnte. Dass Vincents Situation aus dem Ruder gelaufen war, war nun auch jedem klar und es gab viele, die auf mich zukamen und mich fragten, wie es ihm ging.

Felicia bettelte mich sogar an, ihr seine Handynummer zu geben. Ich gab sie ihr, aber gleichzeitig sagte ich ihr, dass Vincent bewusst sein Handy zu Hause gelassen hatte. 

Ich telefonierte trotzdem viel mit ihm, über das Festnetz. Wir redeten viel über seine Situation und er erzählte mir von seinen Einzel- und Gruppentherapien. Die Gruppentherapien waren für ihn am Schlimmsten. Er hatte Angst vor diesen anderen Jugendlichen zu erzählen, was passiert war und eventuell die gleichen Dinge zu erfahren, die er erst kürzlich noch erlebt hatte.

Ich hingegen erzählte ihm viel über die Schule und was sich veränderte. Felicia und Tom wollten, dass ich ihm erzählte, wie sehr leid ihnen alles tat. Darauf erwiderte er nur, dass er die beiden gern näher kennenlernen würde. 

Wir redeten aber auch viel über die Zukunft und was er machen wollte, wenn er wieder da war.

Zunächst wollte er auf jeden Fall mit uns zusammen Abitur machen und danach etwas machen, was ihm Spaß machte. Was genau, das wusste er noch nicht. Zum Spaß sagte er immer: "Sonst werde ich halt Lehrer. Kann ja nur besser sein, als das, was wir jetzt haben."

Während der Abiprüfungen hatte er dann bewiesen, wie stark er eigentlich war. Ich selber war ein ziemliches Wrack während der Zeit. Ich machte mir viel zu viel Stress, den ich überhaupt nicht nötig hatte und schaffte es doch tatsächlich einen Kreislaufkollaps nach meiner Matheprüfung zu bekommen. So ganz ohne Krankenwagen, aber ich gruselig war es schon im ersten Moment. Vincent blieb ziemlich ruhig dabei und schimpfte sogar mit mir, dass ich nicht vernünftig auf mich Acht gab. Er blieb zwei Nächte bei mir und hielt mich davon ab noch irgend etwas für meine mündliche Prüfung zu tun, weil ich, wie er sagte, genug vorbereitet sei. Ja, gut, war ich auch mit meinen 13 Punkten. Da hatte er ja recht.

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