Schuld - Kapitel 13

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Ich tat das, was ich immer tat, wenn ich nicht wusste mit einer Situation umzugehen. Den Kopf tief in Dinge vergraben, die mich beschäftigen und mich nicht darüber nachdenken ließen. Erstaunlicherweise hatte das sogar geholfen mir in zwei Klausuren die besten Noten der Kurse zu bekommen. Also gar nicht mal so schlecht. Nun hatte ich aber nichts mehr zu tun oder viel mehr hatte ich weniger zu tun, was mich wieder zum Nachdenken und Grübeln brachte. Und das war absolut nicht gut für mein Seelenheil.

Felicia und Tom waren da auch keine große Hilfe. Die beiden wiesen mich selbst immer wieder darauf hin, dass etwas mit Vincent nicht zu stimmen schien, er sich plötzlich anders verhielt und nicht mehr das Riesenarschloch war, sondern einfach still blieb.

Ich konnte mir fast denken, warum er still wurde. Es wurde ihm einfach alles zu viel. Seine Fassade bröckelte und er hatte keine Kraft mehr zu kämpfen. Dass er mich angeschrien hatte, war noch einer der letzten Effekte seines Defensivmechanismus.

Trotzdem fand ich es nicht gut und konnte schlichtweg nicht damit umgehen. Das lag aber nicht an Vince, sondern einfach nur an mir. Ob ich da egoistisch was? Keine Ahnung. Schätze schon, dass ich wirklich vergessen hatte, dass es nicht um mich, sondern eigentlich um ihn ging. In Stresssituationen ist das aber nicht sehr verwunderlich. Ich hatte mal gehört, dass in Stresssituationen jeder sich selbst als die nächste Person sieht. Ob das jetzt allerdings nur Geschwafel meiner Mutter war oder Realität, sei dahingestellt.

Ich war mir im Moment der nächste Mensch, zumal ich mich in meinen Grübelphasen auch eher in mein Zimmer versteckte und mit niemandem Reden wollte. Ich zog mich zurück, wurde selber ruhiger und ließ meinen Gedanken freien Lauf. Ab und an schrieb ich sie mal auf, mal ließ ich sie aber nur durch meinen Kopf wandern.

Klar, machten meine Eltern sich wieder Sorgen um mich. Zum Glück konnte ich ihnen aber versichern, dass es mir gut ging, ich nicht wieder mit dem Kopf in der Kloschüssel gelandet bin und ich nur ein wenig nachdenklich war. Das hatte man mal, das war vollkommen in Ordnung. Ich sagte ihnen, dass sie sich nicht um mich sorgen mussten, zumal es bald soweit war, dass Papa demnächst zu meinem Opa fuhr und sich um ihn kümmern musste. So eine gebrochene Hüfte brauchte manchmal eine sehr lange Zeit, um zu heilen. Die Ärzte hatten aber gesagt, dass Opa noch fit genug sei, dass auch ohne Probleme wieder hinzubekommen.

Das würde auch nochmal hart werden. Ich hatte meinen Vater immer um mich herum und nun sollte er für mehrere Wochen, vielleicht auch Monate weg sein? Das war eine Sache, an die ich mich eigentlich nicht gewöhnen wollte. Zwangsläufig musste ich das aber auch, oder? Irgendwann musste ich ja mal ausziehen. Irgendwann musste ich alleine wohnen. Und irgendwann würde ich meine Eltern nicht mehr um mich haben, sondern eine eigene Familie haben.

Was habe ich gesagt? Nachdenklich und nur am Grübeln. Und Vincent hatte sich auch noch nicht wieder zurückgemeldet. Es ist nun gut wieder mal eine Woche vergangen, aber ich habe noch nichts von ihm gehört. Klar, ich hatte ihn häufiger in der Schule gesehen und durfte mir, wie schon gesagt, von Felicia und Tom diverse Dinge anhören. Dennoch beschlich mich das Gefühl, dass ich noch warten müsste, bis ich etwas von ihm höre. Ich wollte ihm die Zeit geben, die er brauchte. Aber brauchte er sie wirklich oder sollte ich ihn vielleicht doch darauf ansprechen. Mein Gefühl sagte mir, dass er es nicht so meinte, mich nicht anschreien wollte. Aber wie auch bereits gesagt, war ich mir im Moment am nächsten.

„Theo? Papa fährt jetzt. Willst du noch Tschüss sagen?", fragte Mama durch die Tür, nachdem sie einmal kurz angeklopft hatte. Sie öffnete die Tür, nachdem sie gefragt hatte. Eine Angewohnheit, die sie angelegt hatte.

Ich stand aus meinem Bett auf und bewegte mich mit ihr zusammen die Treppe herunter. Unten stand Papa mit zwei Koffern und einem Rucksack auf den Schultern.

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