Ich wollte nachfragen, wollte nachhaken, aber Vincent schüttelte nach seiner Aussage bloß den Kopf, sagte „Vergiss es!" und machte mir quasi vor der Nase die Tür zu. Das ich bis ins höchste Maß verwirrt war, sollte nun niemanden wundern. Die folgenden Tage versuchte ich mir daraus einen Reim zu bilden. Bloß, weil er der letzte war, der mit Steve geredet hatte? Er meinte selbst, dass es eine vernünftige Unterhaltung gewesen sei.
Oh man, mein Kopf. Alles machte noch weniger Sinn als noch zuvor. Warum musste ich mich auch dringend in etwas einmischen, was mich nichts anging? Ich war zu dem Zeitpunkt nicht einmal an der Schule angemeldet, sondern ließ mich noch an meiner alten Schule fröhlich mobben.
Ich musste aber sagen, dass es mir hier wesentlich besser gefiel. Trotz der leicht drückenden Atmosphäre, hatte ich mich hier gut einleben können. Außerdem habe ich Freundschaften schließen können. Ich verbrachte ziemlich viel Zeit mit Tom und Felicia im Café. Nie hätte ich gedacht, dass ich einen Stammplatz mit Freunden haben würde, wo wir uns bis in die späten Tagesstunden unterhielten.
Und so verquer es auch klingen mochte, hatte ich ja sogar in Vincent so etwas wie einen Freund gefunden. Naja, wenn man das eine Freundschaft nennen konnte, aber wir arbeiteten ja daran.
Jetzt stand ich allerdings gut eine Woche später mit anderen neu gewonnenen Freunden auf der Tanzfläche eines stickigen Clubs. Und es war geil.
Kat hatte mich überredet, mit ihrer Freundin und zwei anderen Freunden von ihr mit zukommen und auf meine erste, wie sie sagten, Homo-Party zu gehen.
Der Laden war voller Leute, einer betrunkener als der andere und ich war einer von ihnen mitten drin. Gut, ich war jetzt nicht sonderlich groß. Alkohol war nun aber nicht das größte Problem für mich. Ich würde sogar sagen, dass ich ziemlich trinkfest war.
Jedenfalls hüpfte und sprang ich auf der Tanzfläche wild mit den anderen herum und hatte den Spaß meines Lebens. Das war das erste Mal, dass ich so richtig feiern war. Warum eigentlich? Es machte so unglaublich Spaß.
Kats Freundin Alex kam auf mich zu. Sie hatte ihre braunen welligen Haare zu einem Zopf zusammengebunden, eine wunderschöne kurvige Figur, die sie durch ihre hautenge Kleidung zur Geltung brachte. Und das, was ich an ihr am liebsten mochte, sie war klein. Sogar noch kleiner als ich. Aber man durfte sie bloß nicht unterschätzen. Sie konnte ein richtiger Giftzwerg werden, wenn man nur die falschen Knöpfe drückte.
An ihrer Hand hatte sie einen Typen, den sie direkt vor mich stellte. Mit einem breiten Grinsen deutete sie auf ihn.
„Theo, das ist Lucas. Er wollte, dass ich dich vorstelle." Und kaum, dass sie das gesagt hatte, war sie schon weg. Lucas lächelte mich etwas verschämt an, aber allein das sagte mir schon, dass er gar nicht so schüchtern war, wie er tat. Er war selbstbewusst. So selbstbewusst, dass er einen Schritt auf mich zumachte und sich zu meinem Ohr herunterbeugte.
„Hallo, ich bin Lucas." Mit einem Grinsen richtete er sich wieder auf. Was habe ich gesagt? Gespielte Schüchternheit. Aber so, wie er Schüchternheit ausspielte, spielte ich mein Selbstbewusstsein aus.
„Theo. Keine Angst, du brauchst nicht so tun, als seist du schüchtern. Deinem Aussehen nach, bist du alles andere." Ich erwiderte das Grinsen und schaute ihn demonstrativ von oben bis unten an. Ganz langsam. Sein Äußeres war durchaus nicht von schlechten Augen. Breite Schultern, muskulös, wie man es an seinen Armen sehen konnte. Sein Gesicht war so eins, bei dem man neidisch werden konnte und das freche Grinsen, was er nach meinem Spruch aufgesetzt hatte, passte wunderbar hinein. Seine braunen Haare waren durcheinander, ob nun gewollt oder weil er schon ordentlich am Feiern war, sei dahin gestellt. Aber er sah schon wie ein Leckerbissen aus.
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Schuld
Teen FictionTheo Theodor musste die Schule wechseln. Auf seiner alten Schule hatte er es gelinde gesagt nicht einfach. Nun hofft er, dass auf seiner neuen Schule alles besser wird. Doch die dunkle und niederschlagende Atmosphäre macht ihn stutzig. Genauso stutz...