Kleine Vorwarnung: Das Kapitel ist etwas länger & auch intensiver. Eure Meinungen gerne in die Kommentare. ♥
Ich atmete tief durch und schloss die Augen. Das Stimmengewirr im Gang war ziemlich groß, was für eine große Pause aber auch nicht sehr ungewöhnlich war. Wir suchten alle unseren nächsten Raum auf, versuchten in der Zeit etwas zu essen, uns mit unseren Freunden zu unterhalten, uns nicht anmerken zu lassen, dass wir eigentlich ziemlich im Stress waren und auch am liebsten schreiend aus dem Gebäude gerannt wären.
Ich für meinen Teil wäre am liebsten gerannt. Weit weg, damit ich von allem wegkomme, was mich belastet. Zugegeben hatte ich nicht sonderlich gut in der vergangenen Nacht geschlafen. Mein Kopf war voller Sorgen und Gedanken über Vincents Reaktion, wenn ich ihm sagen würde, dass ich Felicia sein Geheimnis verraten hätte. Eigentlich wollte ich es ihm nicht sagen, aber was bitte brachte es mir ihn anzulügen? Damit war niemandem geholfen.
Und es war nicht einmal schlimm. Felicia hatte versprochen nichts zu sagen und ich glaubte ihr auch. Sie war sehr unterstützend und ich hoffte auch bloß, dass sie nichts von dem verriet, was mir sonst über die Lippen gekommen war; oder viel mehr, was sie daraus gelesen hatte. Ich behaupte einfach mal, dass es eine regelrechte Katastrophe gewesen wäre, wenn meine Gefühle für Vincent rausgekommen wären. Es war einfach nicht gesund für mich, so über ihn zu denken und ich glaube nicht, dass meine Gefühle auch erwidert werden würden.
Ich atmete noch einmal tief durch und ließ meinen Blick über die Massen an Schülern schweifen, ließ mich berieseln von den unendlichen Stimmen und Themen, die in diesem langen und schmalen Gang hallten. Viele bekannte Gesichter grüßten mich, unter anderem Alex, die mich noch einmal fragte, ob ich demnächst feiern gehen wollen würde und auch Tom, der mir mit einem säuerlichen Blick erklärte, dass er sich Sorgen um Felicia machen würde.
„Wie kommst du darauf?", fragte ich und ging ein paar Schritte mit ihm. Er zuckte mit den Schultern und seufzte.
„Als ich sie ansprach, bekam sie Tränen in den Augen und sagte, sie könne nicht drüber sprechen. Dann ist sie abgezischt." Seine Stirn zog sich in Falten zusammen und sein Mund war eine einzige Linie. „Ist gestern was passiert?" Er schaute mich eindringlich an, weil er wusste, dass ich am Vortag noch geblieben bin, als Vincent und Felicia das Projekt gemacht hatten. Und es war ganz klar, dass Tom dachte, Vincent hätte etwas mit Felicias Verhalten zu tun. Ich konnte zwar auch nur mutmaßen, warum sie solch so benahm, aber ich war mir ziemlich sicher, dass es mit dem zusammenhing, was ich ihr erzählt hatte. Warum sie allerdings kurz vorm Ausbruch der Tränen war, konnte ich nicht sagen. Oder hatte sie etwa... Hatte sie mit Vincent geredet? Bitte nicht...
Ich verabschiedete mich schnell von Tom, der mir auch nur verwirrt hinterher rief. Aber meine Mission war entweder Felicia oder Vincent zu finden. Und ich hoffte einfach nur, dass die beiden nicht über das geredet hatten, was ich befürchtete. Ich hoffte, dass Felicia ihr Versprochen nicht gebrochen hatte. Keine Ahnung, was dann passieren würde. Mit Sicherheit wäre ich enttäuscht von Felicia und Vincent wäre sauer auf mich.
Um Himmels Willen, warum weinte Felicia?
Ich schaute in jede mögliche Ecke, schickte Mädels auf die Klos, um mir zu sagen, ob sie da drin war, bis ich dann mal auf die glorreiche Idee gekommen bin, sie anzurufen. Zum Glück ging sie auch dran.
„Hey Theo...", murmelte sie. Ich konnte nicht einordnen, ob sie schuldbewusst klang oder doch nur traurig.
„Felicia, was ist los? Was ist passiert? Tom meinte, du hättest geweint. Wo bist du?", fragte ich und blieb stehen.
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Schuld
Teen FictionTheo Theodor musste die Schule wechseln. Auf seiner alten Schule hatte er es gelinde gesagt nicht einfach. Nun hofft er, dass auf seiner neuen Schule alles besser wird. Doch die dunkle und niederschlagende Atmosphäre macht ihn stutzig. Genauso stutz...