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"Was ist dein scheiß Problem, Mae?", fuhr er mich an, kaum nachdem wir die Cafeteria verlassen hatten.

Ich wollte dieses Gespräch wirklich ungern führen, weil ich nachgeben musste, damit wir uns einig wurden. Von dem Sturkopf konnte ich das ja kaum erwarten.

Ich lag aber weder falsch, noch war meine schlechte Laune, seinetwegen, unberechtigt. Und es war mir mehr als egal, ob ich, mit dem was ich ihm sagen wollte, seine nicht vorhandenen Gefühle verletzte.

"Du bist ein Arsch. Ein kleiner, arroganter, egoistischer Idiot, der immer zu aller erst, an sich denkt. Und das ist nicht gut, weil dadurch schießt du dich nur selbst ins Aus! Du bist entweder nervig, widerlich, schmierig oder einfach nur unnötigerweise unhöflich. Ja, wir sind verlobt, aber das heißt noch lange nicht, dass ich es mit dir aushalten kann. Ich bin vielleicht selbst nicht immer super nett zu dir, aber ich versuche es wenigstens, des Zweckes willens! Und ja, ich bin tatsächlich immer noch eingeschnappt wegen Samstag. Ich frage dich keine persönlichen Sachen, also erwarte auch nicht, dass ich dir immer alles erzählen werde", trug ich meine teils ehrlich gemeinte und teils auch etwas zu ehrlich gemeinte Rede vor.

"Du merkst echt, dass du nicht immer nett zu mir bist?", fragte er stichelnd und ich verpasste ihm einen ziemlich harten Schlag gegen den Arm.

"Schon gut, schon gut. Ich gebe ja selber zu, dass ich eventuell komisch drauf war am Wochenende. Hab von Jacob noch ne Standpauke bekommen, weil du Nachts nach Hause gelaufen bist", entgegnete er, nach einem kurzen Räuspern, "Ich frage nicht mehr so oft nach deinen persönlichen Umständen und du versuchst einfach mal, ab und zu, zu antworten. Ich will dir wirklich nichts Böses, Mae!"

Ich musterte seine Miene skeptisch. War das ein Köder? Würde er mich später doch wieder zu oft mit Fragen durchlöchern, die ich nicht beantworten wollte und mich anschließend anbrüllen?

Nein, er knetete in einer Hand nervös ein Müsliriegelpapier. Wenn er lügen würde, würde er nicht nervös, sondern siegessicher auftreten.

"Na schön. Deal. Können wir bitte einfach versuchen, ein etwas normaleres Paar zu sein?", gab ich nach und trat einen Schritt auf ihn zu. Wir standen auf dem recht leergefegtem Flur und nur wenige Schüler liefen umher.

Kyle stutze und legte seinen Kopf fragend schief.
"Normal? Was ist für dich ein normales Paar?"

"Keine Ahnung", sagte ich augenrollend und griff nach seiner Hand, "Einfach normal eben"

Damit, dass er mich jedoch davon abhielt, mit ihm zusammen, zurück in die Cafeteria zu gehen, hatte ich definitiv nicht gerechnet.

Er zog mich am Arm zurück und ich stolperte förmlich nach hinten. Ziemlich überrumpelt stieß ich gegen ihn.

"Wir sind noch nicht fertig, Mae.", raunte er mir ins Ohr und ich sah skeptisch zu ihm auf.
Was war denn noch? Wir hatten doch eigentlich alles geklärt, auch wenn mir die Idee nicht gefiel, ihm mehr von mir selbst zu erzählen.

"Du trägst den Ring doch, oder?", wollte er etwas nervös wissen, während ich ihn weiterhin skeptisch beäugte.Er konnte doch selbst sehen, dass ich den funkelnden Ring an meiner Hand hatte.

Demonstrativ hob ich sie dennoch auf Augenhöhe und zog meine Augenbrauen hoch. Nun sollte es wohl eindeutig sein, dass ich ihn trug.

"Sehr gut", meinte er blöd grinsend und ich fand mich in einem unerwartetem Kuss wieder. Seine Lippen lagen so urplötzlich auf meinen, dass ich nicht anders konnte, als vor Schreck zurück zu zucken.

Kyle war darüber ebenso überrascht wie ich über seinen Kuss, weshalb er mir erneut näher kam und ich die Initiative ergriff. Ich ließ unsere Lippen ein weiteres Mal aufeinander treffen und es war ein kurzer, dennoch schöner Kuss. Weshalb waren seine Lippen so weich?

MaeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt