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'Mae'

Seine Stimme und die Art und Weise, wie wunderschön er meinen Namen ausgesprochen hatte, hallte in meinem Kopf wider.

Seine Arme lagen noch immer um meinen Körper und ich hatte auch meine zitternden Arme um seine Mitte gelegt. Ich hatte schon ewig keine so warme und echte Umarmung mehr. Es sollte nicht aufhören. Niemals.

Was war bloß los mit mir?
War ich jetzt total bekloppt?

"Lass und zur Schule, Brooks. Sonst muss ich noch wegen dir nachsitzen.", tadelte er mich und ich wandte mich aus seiner so schönen und warmen Umarmung. Ich musste alleine zum Auto zurück laufen. Allein wegen meines Stolzes.

Zähne knirschend humpelte ich einige Meter ohne Kyles Hilfe. Er griff mir überraschend schnell wieder unter die Arme, als ich fluchend stehen blieb. Ich konnte mich wirklich nicht alleine fortbewegen. Jedenfalls nicht schneller als eine Schildkröte.

"Weshalb so kratzbürstig?", fragte mein Zukünftiger blöd grinsend. Er beschleunigte das Tempo etwas, weshalb ich mich beinahe mit meinem gesamten Gewicht auf ihn stützte.

"Willst du, dass wir das Kopfsteinpflaster zu spüren bekommen, oder wieso rennst du so?", platzte es ungestüm aus mir heraus. Ich sah es schon vor mir, wie ich dank ihm eine Bauchlandung auf dem Boden machte.

"Meckere nicht rum, immerhin trage ich dich fast!", verteidigte er sich, "Oder musst du etwa mein ganzes Gewicht zusätzlich vorwärts bewegen?"

Beleidigt schnappte ich nach Luft und sah stur gerade aus. Der Idiot hatte mich doch tatsächlich als schwer bezeichnet. Ich war nicht einmal wirklich groß und zu viel Gewicht hatte ich auch nicht. Daher traf diese Aussage nicht zu und verletzte mich beinahe schon.
Aber nur beinahe.

Wir erreichten ziemlich zügig das Auto, wobei wir tatsächlich unbeschadet blieben und nicht herausfinden mussten, wie das Pflaster schmeckte. Kyle öffnete mir galant die Beifahrertür und ich ließ mich daraufhin seufzend in den ledernen Sitz des Wagens plumpsen.

"Lass uns nach der Schule etwas essen gehen. Dann kann ich dir auch in Ruhe erklären was gestern Abend bei uns los war. Es sei denn, du willst lieber, dass ich dich nach Hause fahre.", ergriff Kyle das Wort. Wir waren schon fast auf dem Parkplatz der Schule angekommen, da konnte ich ihm erst antworten. Ganz einfach aus dem Grund, dass ich zu unkonzentriert war, um sein Angebot in meinem Kopf zu verarbeiten.

"Oh. Ähm, ja klar. Solange es dich nicht stört, dass ich unser Tempo etwas drossele. Du kannst mich auch gerne nach Hause bringen, wenn ich dir zu langsam schleiche.", versuchte ich meine Abwesenheit mit einem Lächeln zu überspielen und betrachtete Mr.Everstone von der Seite.

Er sah gut aus. Aber er ging mir trotzdem zu sehr auf die Nerven. Er war eingebildet, arrogant und ein elendiger Idiot. Ich wollte ihn einfach nicht mögen, ganz egal ob ich ihn heiraten musste oder nicht. Ich wollte es schlichtweg nicht.

"Erde an Brooks? Sag mal, wo bist du heute mit deinen Gedanken?", Kyle hatte die Autotür geöffnet und hielt mir die Hand zur Hilfe hin.

Warum ich so verträumt war, war mir ja selbst nicht einmal klar. Ich riss mich selbst zusammen, schüttelte heftig meinen Kopf und griff nach seiner eiskalten Hand. Vorsichtig zog er mich auf die Beine, nahm zudem noch seine und auch meine Schultasche mit und schliff mich schon beinahe hinter sich her in das Schulgebäude.

Da wir die ersten Schulstunden nicht gemeinsam hatten, half er mir gezwungenermaßen zu meinem Kurs. Die bereits anwesenden Schüler sahen uns skeptisch an, als ich mit Kyles Hilfe in den Raum hinkte.

"Warte nach dem Unterricht im Flur. Allein kommst du die Treppen zur Cafeteria sowieso nicht runter. Bis später.", ließ er mich noch mit einer flüchtigen Umarmung wissen, bevor er arrogant grinsend den Raum verließ. Er konnte wirklich so ein Macho-Idiot sein.

MaeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt