"Bist du endlich mal fertig?", seufzte Kyle bereits zum vierten Mal und ich drehte mich mit einem genervten Blick zu ihm um. Wenn ich die Bürste in meiner Hand nicht selbst gebraucht hätte, hätte ich ihm damit auf den Kopf geschlagen.
So richtig feste.Seit er hier eingetroffen war, um mit mir vor der Party noch eine Kleinigkeit essen zu gehen, nervte er unglaublich. Nicht nur, dass er viel zu früh hier mit Jacob aufgetaucht war, nein, er fand es lustig mich die ganze Zeit zu hetzen und ließ mir keine Ruhe.
"Ich hab doch gesagt, dass ich sofort Fertig bin. Ich muss nur noch meine Schuhe anziehen", seufzte ich und strich mir meine langen glatten Haare über die Schultern, "Wo steckt eigentlich Jacob?"
Kyle, der bisher nur desinteressiert auf meinem Sofa lag, richtete sich auf und sah mich durch den Spiegel meines Schrankes an.
"Gute Frage. Irgendwo unten wahrscheinlich. Keine Sorge, er wird schon nichts anstellen", sagte er gähnend und stand auf, um sich hinter mich zu stellen.
Ich drehte mich um und schenkte ihm ein perfektes Lächeln. Er sah mich verdutzt an und ich wandte mich von ihm ab, um mir meine Schuhe anzuziehen.
"So oder lieber etwas weniger glücklich?", fragte ich , während ich meine teuren Sneaker zu band. Ich hielt, wie gesagt, nicht viel von Markensachen, doch gegen die 'Wiedergutmachungs-Geschenke' meines Vaters konnte selbst ich nichts machen. Jedesmal wenn er übertrieben hatte, oder er und Jessica sich ohne mich in den Urlaub begaben, brachte er mir Geschenke mit. Schmuck, Taschen, Schuhe, Kleider, Mäntel und manchmal sogar überteuerte Kunstobjekte. Aber die endeten meistens im Keller, da ich keine Kunstliebhaberin war.
"Weniger glücklich. Das ist kein Pressemeeting, sondern eine Highschool Party. Schon vergessen, dass du nicht unbedingt als beliebteste Schülerin bekannt bist?", lachte Kyle und folgte mir aus dem Zimmer heraus, die Treppe herunter.
Unten im Eingangsbereich stand Jessica und unterhielt sich mit Jacob. Dad war wohl noch nicht wieder Zuhause. Bevor wir drei jedoch das Haus verlassen konnten, verabschiedeten sich die beiden Everstones noch höflicherweise von dem Stiefdrachen, während ich ihr nur ein Nicken widmete.
Jacob ließ mich vorne auf dem Beifahrersitz sitzen, weshalb Kyle unter Protest nach hinten geschickt wurde.
"Wie klingt 'Subway' für dich?", schlug Jacob vor und sofort war ein Stöhnen von der Rückbank zu hören. Kyle gefiel die Idee wohl so gar nicht.
Allein deshalb fand ich sie brilliant."Gerne. Ich war zwar noch nie dort, aber es gibt ja für alles ein Erstes Mal", meinte ich und lehnte mich zufrieden grinsend in den Autositz zurück.
Jacob ignorierte Kyles erneutes Gemurre vom Rücksitz und schaltete einfach laute Musik ein, während wir durch die Stadt fuhren.
Als wir kurz darauf in einem grünen Sandwich-Restaurant saßen und Jacob unsere Bestellungen am Tresen aufgab, fühlte ich mich fast schon glücklich mit den beiden Brüdern.
"Du bist eine richtige Hexe, Brooks", zischte Kyle und ich drehte mich zu ihm. Er nahm es mir wirklich übel, dass wir nun in der Subway Filiale saßen und nicht in einem Mc Donalds.
"Ich weiß", seufzte ich zufrieden, "Und du bist ein richtiger Idiot" Ich krönte meine Aussage mit einem scheinheiligen Lächeln und starrte auf mein Smartphone. Es war erst Sieben Uhr.
"Bitte sehr, Miss Brooks. Und das ist deins Kylie." Jacob war mit unserem Essen zum Tisch gekommen und hatte sich direkt neben mir niedergelassen. Wir aßen unter einem seltsamen Schweigen unsere Sandwiches. Wobei mir dabei nicht die Blicke entgingen, die ich von Kyle zu spüren bekam. Er beobachtete mich. Womöglich nur, damit er wusste wie ich mich normalerweise verhielt.
Irgendwie gruselig.

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Mae
Fiksi RemajaMae Brooks. Reich, hübsch, unfreundlich, arrogant. Sie scheint mit ihrem Vater ein perfektes Leben zu leben. Doch der Schein trügt. Ihr Vater trinkt, ist gewalttätig und auch ihre Stiefmutter behandelt sie wie eine Unterwürfige. Nach außen hin behäl...