Der Schmetterling

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Man sagt, man merke erst dann, wenn etwas nicht mehr da sei, wie sehr man es möge. Was für Sachen gilt, kann ebenso gut auf Menschen übertragen werden. Du bist mein Sonnenschein. Wie ein Schmetterling entfaltest du beim ersten Sonnenstrahl deine bunten Flügel, flatterst erst keck in den Morgen hinein und fliegst dann richtig los. Du drehst deine Runden, entdeckst hier eine neue Blüte, die verführerisch nach Nektar riecht oder dort einen Schmetterlingskollegen, welcher dich zu einem Wettfliegen überreden will. Du lebst sorglos und verbreitest gute Laune, wo immer du auch auftauchst. Dich zu kennen, dich täglich zu sehen, macht meinen Tag bunter und fröhlicher. Auf magische Weise überträgt sich deine Lebensfreude auf andere. Dadurch machst du das Leben leichter und gibst grossen Sorgen keine Chance. Wann immer ich eine schwere Last zu tragen habe, denke ich an dich. Dein Bild in meinem Kopf hilft mir, die Last nicht so schwer zu nehmen und Belastungen zu ertragen.

Ich möchte mehr von deiner Leichtigkeit haben. Deine Fröhlichkeit ist ansteckend. Sie ist wie ein Parfüm, dessen Duft sich in einem ganzen Raum ausbreiten kann. Bloss, dass dein Duft weit mehr ist als ein simpler Reiz der Nase. Dein Duft ist Stimmung, dein Duft ist Gefühl, dein Duft ist Herz. In deiner Gegenwart kann ich unmöglich schlecht gelaunt oder traurig sein. Wie von einem Zaubertrank wird meine Lebensenergie geweckt und malt meine Seele bunt. So kann ich jeden Tag ganz einfach durchstehen und geniessen. Die Tagesmelodie mit dir ist immer in Dur, es werden nur gute Töne verwendet. Die trüben und traurigen Töne der Moll-Welt haben in deiner Gegenwart ausgeklungen und verstummen. So tanzen wir durch den Tag, freuen uns an der Sonne, selbst wenn diese durch Wolken verdeckt erscheint, immer im Wissen, dass sie ja trotzdem da ist.

Mein Schmetterling, was betrübt dich? Du wirkst traurig, deine Flügel verlieren an Farbe und Leuchtkraft. Wo ist das kecke Flattern am Morgen? Riechst du den Nektar der Blüten nicht? Er ist immer noch da und wartet darauf, von dir aufgesogen zu werden. Spürst du nicht die Thermik, den schwachen Wind, der dich zu hohen Baumwipfeln trägt und dich mit in die Welt nimmt? Was immer dich dieser Energie beraubt hat, ich will es zerstören. Ich will es zertreten und werde zur Lawine; ich will es wegpusten und werde zum Orkan. Es soll weg von dir, damit du deine Energie wieder entfalten kannst. Erinnere dich an deine eigene Fröhlichkeit, an deinen Schalk. Sei wieder keck, frech und tanze mit dem Wind. Freue dich wieder über alles, was dir begegnet und weine den Scheusslichkeiten der Welt keine Tränen nach. Deine Flügel sind nicht mit Wasserfarbe bemalt, welche durch Tränen oder den Regen, in dem du stehst, weggewaschen werden kann. Du bist farbig, da wird gar nichts trüb werden. Du selbst bist die Farbe, welche andere bemalen darf. Drum denk immer, wenn es dir schlecht geht, an dich selbst. Sehe dich fliegen, sehe dich tanzen und höre dich lachen.

Ich mache das schon lange so - seit ich dich kennenlernen durfte. Durch dich ist meine Welt eine positivere geworden und das wird immer so sein. Du fehlst mir sehr. Aber auch wenn ich dich heute nicht mehr jeden Morgen sehen kann, hilft mir schon allein die Erinnerung an unsere gute Zeit durch meinen Alltag. So wie du mir Fröhlichkeit schenkst, so will ich dir eine Stütze sein, dich halten, dich tragen, wenn der Wind dich zu Boden schlägt. Mein kleiner bunter Schmetterling, entfalte deine gemusterten Flügel. Flieg hinaus in die Welt und verbreite die Fröhlichkeit, welche du in dir trägst.

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