Worte

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Am Anfang war das Wort.

Wozu eigentlich? Wäre es nicht besser gewesen, das Zuhören an den Anfang zu stellen? Es wird viel zu viel gesprochen und viel zu wenig zugehört. Eigentlich schade um all die gesprochenen Worte, die nicht gehört werden. Denn streng genommen sind Worte ja genau dazu da, dass jemand sie hört. Worte dienen der Kommunikation unter Menschen. Pflanzen und Tiere kommunizieren ohne Worte - etwas, das wir Menschen verlernt haben zu verstehen.

Stille, also die Abwesenheit der Worte, gibt uns ein ungutes, bedrohliches Gefühl. Immer suchen wir die richtigen Worte und selten treffen wir sie. Worte wirken kaum einmal isoliert. Ihre Wirkung zeigt sich erst in der Gruppe, als Satz oder als Text. Worte sind unglaubliche Dinge. Wandelbar wie nichts anderes. Worte können Honig sein, sie können wärmen, heilen und beruhigen. Zuckersüss erreichen sie unsere Ohren und entfalten ihren wohltuenden Wirkstoff. Worte sind aber auch Bildung. Sie vermitteln Kenntnisse, erklären Sachen und warnen vor Gefahren. Zu oft sind Worte Waffen, die sogar stärkere Wunden hinterlassen als manch physische Waffe es vermag. Worte können irreführen oder unterhalten.

Die richtigen Worte in der passenden Situation stellen Weichen, bestimmen unseren Lebensweg entscheidend mit. Hätte ich mich anders entschieden, wenn jemand damals andere Worte benutzt hätte? Hätte ich ohne die Worte meiner Eltern den gleichen Lebensweg gewählt? Worte sind Macht. Eine Macht, die jeder Mensch besitzt doch längst nicht jeder Mensch zu bedienen weiss. Drum ist das Zuhören umso wichtiger. Höre den Menschen zu und merke, wenn einer seine Worte nicht ehrlich, klug und wohlwollend wählt. Denn am Schluss wird wieder das Wort sein.

Und dieses Wort sollte "Danke" heissen.

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