Liebevoll streckte ich ihm meine Hand entgegen, was zeigen sollte, dass ich in Frieden kam. Als das Wesen es nicht verstand, kniete ich mich in den kalten Schnee und legte mein Lichtschwert ab. Anschließend erhob ich mich und streckte meine Hände in die Höhe, als würde ich mich ergeben. Der Talz' verstand allmählich, dass ich ihm nichts Böses wollte. Schwach kam er einen großen Schritt auf mich zu und es schien, als hätte er an mir gerochen. Der Wind pfiff so stark um uns herum, dass ich die Geräusche, die das Wesen machte, nur vereinzelt wahrnahm. Was ich jedoch erkannte, war, dass es sich nach einem Hilferuf anhörte.
Ohne den Blickkontakt zu unterbrechen, streckte ich meine Hand zu ihm aus und legte sie an seinen Arm. Das Wesen zuckte zusammen und sprang zurück. Ich hielt meine Hände vor mich, um es zu beruhigen. Dann erinnerte ich mich an den Stein. Vermutlich würde dieser Talz' nicht wissen, was es bedeutete, doch ein Versuch war es Wert. Ich ließ meine Hand in meinen Mantel gleiten, interessiert verfolgte das Wesen jede meiner Bewegungen. Meine Hand traf auf die raue Struktur des Steines. Zu schade, dass der Talz' mich nicht verstand. Ich hätte ihn zu gerne gefragt, was es bedeutete. Behutsam zog ich den Stein heraus und streckte ihn ihm hin. Neugierig musterte er den Stein. Auch seine pelzige Pranke fuhr darüber.
Ob er verstand, was es bedeutete, oder ob ihm klar wurde, in wessen Namen ich es übergab, wusste ich nicht, doch das große Wesen schnappte mich trotz seiner Verletzungen und hob ich hoch. Seine Arme umschlangen mich so fest, dass ich dachte, ersticken zu müssen. Anscheinend war das seine Art und Weise, seinen Dank auszusprechen. Ich verstand den Anlass dieser barmherzigen Umarmung nicht ganz, doch es brachte ein Schmunzeln auf meine Lippen, was sich in seinen Gefühlen widerspiegelte. Liebevoll setzte er mich ab und versuchte, in seiner Sprache irgendetwas zu erzählen. Ich konzentrierte mich auf seine Gesten und konnte erahnen, was er mir zu erklären versuchte. Meine Augen weiteten sich mit jedem Geräusch, das aus seinem rüsselartigen Mund kam.
Ich zog das verletzte Wesen hinter mir auf den Speeder und raste los. Dabei spürte ich den festen Griff um meinen Bauch. Ich konnte es dem Talz' nicht verübeln, diese Einheimischen hatten so etwas noch nie zuvor gesehen. Es war neu für sie und könnte wo möglich gefährlich sein. Ich hatte größten Respekt vor diesem Talz. Nicht nur, weil er mir auf anhieb vertraute, sondern auch von seinem starken, schützendem Auftreten. Immer wieder schnellte eine Pranke neben mir nach vorne und zeigte die richtige Richtung. Er hatte mir auf seine Art erklärt, dass unsere Truppen die friedlichen Talz angegriffen hatten. Wenn mich nicht alles irrte, spürte ich, dass der Vorsitzende Cho seine Finger im Spiel hatte. Unsere Klone hätten diese Wesen niemals einfach so attackiert, außer sie wurden von ihnen angegriffen.
Der dicke Schnee, der durch den Wind herum gewirbelt wurde, drückte so sehr gegen meine Brille - die ich mittlerweile vergötterte - dass ich kaum etwas anderes als Weiß sah. Der alarmierte Schrei des verletzten Talz brachte mich aus meinen Schnee-hassenden Gedanken zurück in die Realität auf den Speeder. Gerade noch rechtzeitig drehte ich eine scharfe Kurve und kam knapp vor einer tiefen Schlucht zum Stehen. Mein Herz pochte heftig gegen meinen Brustkorb. Es war verdammt riskant und verantwortungslos von mir. Wie konnte ich nur so unaufmerksam sein? Es musste an diesem ungemütlichen Wetter liegen. Bei dem Gedanken, den Planeten wieder zu verlassen, bildete sich eine wohlige Wärme in mir. Doch daran konnte ich momentan noch nicht denken.
Schützend hielt ich meine Hand vor die Brille, die mir einst mein Meister gab. Nur schwer konnte ich die Kanonenboote auf der anderen Seite der Schlucht erkennen. Sie waren so verriegelt, dass sie keinen Blick hindurch gewährten. Es deutete alles darauf hin, dass sich auf der anderen Seite ein gravierender Kampf abspielte und ich war nicht in der Lage, etwas dagegen zu tun. Ich runzelte meine Stirn und ertappte mich dabei, wie ich die Geste meines Meisters nachahmte, wenn er überlegte. Erschrocken nahm ich meine Hand von meinem Kinn und warf einen Blick auf den Talz'. Er sah unschuldig und nichts ahnend zu mir. In diesem Moment seufzte ich. Konnte man wirklich sagen, dass Völker, die sich weder am Krieg beteiligten, noch von ihm wussten, sicher waren oder friedlich lebten?
Ich schüttelte meinen Kopf, um meinen von Sorgen erfüllten Blick loszuwerden. Jetzt musste ich schnell handeln. Ich biss mir unter dem Tuch, das noch immer über meinem Mund und meiner Nase lag, auf die Lippen uns blickte durch den dichten Schneesturm. Es gab eine einzige Möglichkeit. Sie war riskant, gefährlich und waghalsig, sie könnte schlecht wenn nicht sogar tödlich ausgehen, doch eine andere Wahl hatte ich nicht. Es war Zeit, zu zeigen, was in mir steckte. Kräftig schluckte ich den Kloß herunter, der in meinem Hals hing. Mein Blick schweifte zu dem Talz', der teilnahmelos und immer noch verwundet auf dem Speeder saß. Mit schlechtem Gewissen winkte ich ihn zu mir. Er trat vorsichtig zu mir.
"Entschuldige." Quetschte ich heraus, egal ob er mich verstand oder nicht. Vorsichtig streckte ich meine Hände zu ihm aus, schloss meine Augen und spürte, wie ich eine Verbindung zu ihm aufnahm. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Die Unwissenheit des Wesens war nicht zu ignorieren. Er würde mich hassen für das, was ich tun musste. Der Talz' wurde vom Boden abgehoben. Panisch kreischte er herum. Es machte mich fertig, zu hören, wie sein Vertrauen in mich verschwamm. Doch Eines musste ich lernen. Im Krieg musste man besondere Entscheidungen treffen. Die Macht in mir sprießte nur so und ich fühlte mich wie ein Engel, eine Gestalt, die Eins mit der Macht war. Der Talz' flog in einem Hieb über die Schlucht, ich schmiss ihn förmlich herüber, doch spürte, wie er sanft landete.
Ich hielt die Luft an, als ich nach wenigen Minuten keine Veränderung verspürte. Die Aura auf der anderen Seite war kalt und gehässig. Hatte ich einen Fehler begangen? Den Talz' womöglich umgebracht? Meine Hände stemmte ich reuend in die Hüfte, als mich der Schlag traf. Mein Lichtschwert! Verdammt! Mein Lichtschwert ist mein Leben. Wie konnte ich nur so verantwortungslos sein? Eine Welle an Panik schwappte in mir, ängstlich griff ich an meinen Kopf und schüttelte diesen heftig. Wie verdammt noch einmal konnte ein Jedi so einen Fehler machen?
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The Clone Wars: Kiona Lee
FanfictionKiona Lee - Padawanschülerin des Obi Wan Kenobis, Mitglied des Jediordens. Keine andere Person ähnelt ihrem Meister vom Charakter so sehr, wie sie selbst. Sie ist von Natur aus ein ruhiger Mensch, ihre Fähigkeiten spiegeln sich im Lösen von Konflik...