XXXVII

559 37 1
                                    

Würde ich die Welt immer so betrachten, wie ich es jetzt tat, würde ich nie wieder irgendwem vertrauen können. Ich ging zu skeptisch an die Dinge heran. Nur weil eine einzige Senatorin Verrat beging, hieß das nicht gleich, dass der halbe Senat da war, um die Republik zu zerstören. 

Ich irrte durch die Gänge des Kreuzers und gelang irgendwie auf die Brücke. Da ich keine direkte Aufgabe erteilt bekommen hatte, dachte ich daran, zu Mace Kontakt aufzunehmen. Vielleicht hatte er bereits etwas herausgefunden. Die Klone salutierten mir, während ich sie mit einem Nicken grüßte. Schluckend kam ich am Holotisch an. Selbst wenn Meister Windu meinem Hinweis gefolgt war, würde er nicht viel erreicht haben können. Vor wenigen Stunden gab ich ihm die Informationen. Maximal konnte er in Erfahrung bringen, wer sie war, wo sie sich aufhielt oder wo sie zuletzt gesehen wurde. - Wenn überhaupt.

"Meister Windu." Ich legte meine linke Hand auf meinen Brustkorb und beugte mich ein wenig nach vorn. 

"Kiona, ich hoffe, du hast gute Neuigkeiten." Verwirrt nickte ich.

"Ähm ja," fing ich überrumpelt an, "Meister Kenobi und Meister Skywalker konnten ein Gegengift finden. Der Doktor wurde, so weit ich weiß, nach Couruscant geflogen und die Frage, wie die Separatisten nach Naboo kommen konnten, wurde auch geklärt." Tat er nur so, oder verstand er den eigentlichen Grund nicht, wieso ich ihn kontaktiert hatte? "Wie sieht es bei Euch aus? Habt Ihr vielleicht gute Neuigkeiten?" Ich versuchte, es so wenig wie möglich frech oder erwartend klingen zu lassen. Mace runzelte auf meine Frage hin nur seine Stirn und verschränkte seine Arme.

"Leider nein. Ich war im Senat, um mich ein wenig umzuhören, doch keiner konnte mir Auskunft geben. Man sagte, Senatorin Wang hatte schon immer einen seltsamen Eindruck gemacht." 

"Verstehe. Danke, Meister." Ein letztes Mal verbeugte ich mich und das Hologramm verschwand. Die Senatorin hatte einen seltsamen Eindruck gemacht. Schon wieder etwas, was mich zweifeln ließ. Wenn jede Person, die einem komisch erschien, eine separatistische Verbündete war, würde das heißen... Ich musste einfach verrückt sein. Ich dachte nicht nur zu viel nach, was mir bereits sehr bewusst war, sondern bildete mir zu viel ein. Jeder löste Probleme und regelte seine Aufgaben anders. Wieso also sollte Jemand, nur weil er eine andere Art und Weise hatte, die Dinge anzugehen, gleich ein Verräter sein? Würden Alle so denken, wäre vermutlich selbst ich eine Verräterin.

Tief seufzend lehnte ich mich auf die Kante des Holotisches und ließ meinen Kopf hängen, dass meine Haare direkt vor meiner Stirn baumelten. Wie schafften sie das? All die großen Jedimeister strahlten so eine Ruhe und Zuversicht aus. Doch wie konnten sie sich sicher sein, immer mit den Richtigen zu arbeiten? Ich musste laut stöhnen. 

"Commander, alles in Ordnung?" Diese Stimme kannte ich. Cody. Kurz hielt ich die Luft an, sammelte mich und drehte mich zu dem Commander um.

"Ja, danke." Gab ich knapp zurück, biss mir auf die Lippe und zog meine Augenbrauen in die Höhe, als wüsste ich nicht, wovon er redete. "Gibt es etwas Neues von General Kenobi?" 

"Der General ist auf dem Weg hier her. Sie haben alle Verletzten und-" er stockte. Ich wusste, was er meinte. Sie hatten die Toten ebenfalls geborgen. 

"Ich verstehe. Schon in Ordnung." Mitfühlend fasste ich dem großen Klon auf die Schulter. In dem Moment, als ich ihn berührte, fühlte ich pure Ahnungslosigkeit. Der Klon wusste einfach nicht, wie er auf diesen Verlust reagieren sollte. Natürlich war es - so hart es auch klang - normal, dass eine bestimmte Anzahl an Soldaten auf dem Schlachtfeld starb, doch unter solchen Bedingungen zu sterben, wie die Toten im Labor, musste tragisch sein. Sie alle waren qualvoll erstickt, das Virus hatte ihnen den Atem geraubt. Nachdem Cody sich geräuspert hatte, da ihm die Situation irgendwie unangenehm wurde, rückte ich einen Schritt zurück. "Na dann gehe ich mal in den Hangar und begrüße meinen Meister." Als wäre ich fehl am Platz, schwang ich meine Hände und lief rückwärts auf die Tür zu.

Gelangweilt stand ich am Hangar, lehnte an meinem Jäger, kratzte an meinen Nägeln, und betrachtete die Klone und Droiden, die sich hier tummelten. Nicht anders zu erwarten, schoss mir die Frage in den Kopf, ob auch nur ein Einziger von ihnen sich fehl am Platz fühlte oder nicht sicher unter den eigenen Brüdern. Ich sah zu einem anscheinend neuen Klon, der hilflos da stand, und sich am Hinterkopf kratzte. Seinen Helm trug er vorschriftsgemäß unter seinem Arm und sein Gesichtsausdruck verriet mir, er hatte keine Ahnung, was er tun sollte. Mit einem schiefen Schmunzeln stieß ich mich vom meinem Schiff ab und lief auf ihn zu. Er stand direkt an dem Kanonenboot neben meinem Jäger. 

"Kann ich Ihnen helfen, Soldat?" Überfordert musterte er mich. 

"Äh nein Commander, danke Commander." Seine Augen wurden groß. In seinen Augen war ich noch ein Kind, doch er musste mich behandeln wie die großen, starken Jedi da draußen. 

"Worauf warten Sie?" Ich legte meine Hände auf meinem Rücken und schwenkte meinen Blick um uns, als würde auch ich etwas suchen. 

"Nichts Commander, ich bekam die Anweisung, General Kenobis Schiff auszuladen, sobald er eintreffen würde." Ich musste schmunzeln und drehte mich von ihm weg, damit er es nicht sah. Wir warteten Beide auf dasselbe, doch ich machte dabei eindeutig die bessere Figur. 

"Was bringt der General den Wichtiges mit?" Der Soldat sah zu mir, als wäre ich ein fehlproduzierter Klon.

"Äh Verletzte, Commander." Entgegnete er knapp. Gut, ich hatte es verstanden, er wollte einfach nicht reden. 

"Natürlich." Wieder drehte ich mich von ihm weg. Wir standen einfach nur da und starrten in die Höhe. Als ich das Shuttle sah, das auf unseren Hangar zusteuerte, atmete ich erleichtert aus. Endlich. Lächelnd lief ich auf das Schiff zu, dessen Türen sich soeben öffneten. Der Klon folgte mir. Bereits als ich gehört hatte, dass es sich um das Blauschattenvirus handelte, schauderte es mir bei dem Gedanken, eine infizierte Person zu sehen. Man sagte, es sähe gruselig, gar angsteinflößend aus. Und dem konnte ich nur zustimmen. Die Klone, die man an Bord brachte, lagen auf Tragen und sahen mittgenommen aus. Ihre Haut war blass und man dachte, die Adern wären mit dunkelblauem Blut gefüllt.


The Clone Wars: Kiona LeeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt