XXVIII

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Leise schlichen wir durch einen Gang, der uns in den Frachtraum führen würde. Das Einzige, das ich hörte, war mein Herzschlag. Es kam mir vor, als hätten wir alle die Luft angehalten. Ich hatte in diesem Moment keine Angst, doch es war ein mulmiges Gefühl, durch ein so verlassenes Schiff zu schlendern. Der Klon hielt seine beiden Blaster kampfbereit in den Händen. Mace und ich hatten unsere Lichtschwerter ebenfalls alarmiert in den Händen. Ich schluckte kräftig, als wir endlich vor der Tür zum Frachtraum ankamen.

"Ich gehe vor." Flüsterte Mace, obwohl es keinen Grund zum Flüstern gab. Es kam uns allen wohl so vor, als wäre immer noch eine lebendige Seele in diesem Geisterschiff. Diese Tür öffnete sich sofort und das Erste, das wir alle bemerkten, war, dass der abgestandene Geruch an dieser Stelle noch intensiver war als am Eingang. Angewidert hielt ich meine Hand vor meine gerümpfte Nase und sah mich um. Nach einem Handzeichen von Meister Windu hatten wir uns aufgeteilt. Ich lief durch einen Gang, dessen Wände aus hohen Kisten bestand. Mittlerweile hörte ich nicht nur meinen Herzschlag, sondern auch meinen überraschend ruhigen Atem. 

Der Gang schien mir endlos. Es gab nichts Auffälliges und jeder Blick in eine Kiste erwies sich als nutzlos. Ich fand Gewürze, Waffen, Munition und Rüstungen, sogar Credits, doch keine Anzeichen auf Leben. Die Anderen hatten bestimmt genauso viel Pech wie ich. Vielleicht würde ich im Cockpit mehr finden. Im selben Moment offenbarte sich mir eine Tür, als ich nach rechts durch eine kleine Spalte abbog. Der Gestank nahm ein weiteres Mal zu. Ob ich die Luft anhielt oder nicht, es roch nach toten Wesen. Meine Vermutung bestätigte sich auch, als ich den toten Klon in dem Pilotensitz entdeckte. Seine Augen waren weiß, sein Mund leicht geöffnet und sein Körper lehnte qualvoll an der Lehne des Sitzes. Eine Senatorin wäre für so etwas nie im Stande gewesen. Doch der Klon starb offensichtlich nicht durch ein Lichtschwert oder einen Blasterschuss. In seinem Brustkorb war ein tiefer Schnitt. Er wurde qualvoll erstochen.

Ohne mein Lichtschwert aus der Hand zu legen, sah ich mich ein wenig um. Ich fand ziemlich schnell heraus, dass jegliche Daten, die nützlich gewesen sein könnten, verschwunden waren. Seufzend zog ich eine Augenbraue in die Höhe, als ich auf das schief hängende Gitter des Luftschachtes traf. Der widerliche Geruch, den ich nur noch ab und zu wahrnahm, wurde hier so gering, dass ich dachte, frische Luft zu riechen. Vorsichtig nahm ich das Gitter ab und stellte es ohne ein Geräusch neben mich. Langsam schob ich meinen Kopf in die Öffnung. Es war staubig und kühl, doch ich konnte irgendetwas warmes spüren, tief im Inneren des Schachts. 

Behutsam quetschte ich mich durch die Öffnung und kroch in die Richtung, in die es mich trieb. Hier wimmelte es an Kriechtieren, den ich zögernd aus dem Weg ging. Ich konnte nichts Auffälliges finden. Das Gefühl, das ich gespürt hatte, verschwand jedoch nicht. Ich kroch immer weiter und weiter, bis es so heiß wurde, dass ich mir die Hand an die Stirn hielt, weil mich der Schwindel ergriff. Nach einem Kopfschütteln konnte ich mich einigermaßen fassen und quetschte mich weiter. Wieso konnte die Lösung nicht einfach vor meiner Nase liegen? Plötzlich trat ich mit meiner Hand ins Nichts und fiel. Hätte ich mich nur nicht beschwert. Mir entging ein erstickender Schrei, als ich durch ein weiteres Gitter aus dem Schacht fiel. Wo ich war, wusste ich nicht. Es war dunkel und mir fehlte jeglicher Halt. Dann kam der dumpfe Aufprall.

Ich rieb meinen dröhnenden Kopf. Autsch. Schmerzvoll verzog ich mein Gesicht und versuchte, irgendwo Halt zu finden. Meine Hand traf auf eine Kiste, an der ich mich heraufzog. Nach dem lehrenden Ereignis auf Orto Plutonia griff ich an meinen Gürtel und stellte erleichtert fest, dass mein Lichtschwert noch an Ort und Stelle hing. Als ich in den Lüftungsschacht geklettert war, hatte ich es zurück an seinen rechtmäßigen Platz gehängt. Wackelig stand ich da und beleuchtete mit meiner türkisen Klinge den anscheinend kleinen Raum. Wo war ich hier denn gelandet? Nach einem weiteren Kopfschütteln konnte ich mich wieder konzentrieren. Mein Kopf tat zwar ungemein weh, doch das verging sicherlich.

Hier roch es ganz und gar nicht nach Überresten von Klonen, sondern nach Metall. Ich hielt mein Lichtschwert in jede Richtung, doch erkannte nur Kisten. Der kleine Raum war überfüllt mit Kisten, die streng nach Metall rochen. Das türkise Licht fuhr über eine besonders stark riechende Kiste, die ich vorsichtig öffnete. Mein Herz setzte für einige Sekunden aus. Die dunkle Kiste war voll mit Cyberkristallen. Das Cyberkristalle so einen sonderlichen Geruch abstießen, hatte ich nicht in Erinnerung, aber wer weiß, wie lange sie hier lagen, ohne aktiviert worden zu sein. Wie war das überhaupt möglich? Cyberkristalle waren für Nicht-Machtnutzer nicht von Eiskristallen zu unterscheiden.

"Kiona, wo steckst du?" Ich hatte Meister Windu vollkommen vergessen. 

"Ich bin...," ja wo war ich?, "in einer Art Lagerraum." Sprach ich langsam und drehte mich um die eigene Achse. 

"Hast du Etwas gefunden?" Pah, ich musste fast loslachen.

"Im Cockpit lag ein toter Klon und hier," ich stockte. Wieso hatte man die Kristalle hier gelassen? 

"Was ist da?"

"...Cyberkristalle. Kistenweise." Es verschlug Mace genauso die Sprache wie mir. Warum sollte man diese wertvollen Exemplare hier lassen? Das Türkis erlosch und ich ließ mich auf den harten Boden fallen. Kaum konnte ich auch nur einen klaren Gedanken fassen, doch es schien sich irgendetwas, in meinem Kopf zusammenzureimen. 

"Die Senatorin." Hauchte ich und hielt dabei meine Hand auf meinem Komlink, dass Nichts und Niemand mich unterbrechen konnte. "Ein Hinterhalt." Ich begann, meine Stirn zu runzeln. "Der erstochene Klon. Die verschwundene Senatorin." Es schien alles so eindeutig. "Der faule Gestank. Die Cyberkristalle." Dann hallte es in meinem Kopf. Die Worte Yodas, die er auf dem Eisplaneten zu mir sprach, als ich ihn aufgebracht gefragt hatte, was mit den restlichen Kristallen passieren würde, wenn kein Jedi sie nehmen würde. "Cyberkristalle sind tickende Zeitbomben. In einer Eishöhle wurden sie gekühlt und waren ständig mit dem Eis verbunden. Aktivierte sie ein Jedi, waren sie harmlos und man setzte sie für den Bau der Lichtschwerter ein. Nahm man einen weiteren mit, den man nicht nutzte, würde dieser bei zu viel Hitze oder falschem Gebrauch eine Explosion hervorrufen." Wiederholte ich die Worte des Großmeisters.

"Kiona verschwinde von dort! Sofort!" Mace musste den selben Gedanken gehabt haben wie ich. Kurz schloss ich meine Augen und hielt meine Hand gegen eine Kiste. Dahinter musste eine Tür sein. Schnell brachte ich mein Lichtschwert zum Leuchten und schob mit einer Handbewegung die Kisten beiseite. Auch wenn es hier kaum Platz gab, konnte ich die Kisten sicher verstauen. Ich sah die Tür und bohrte mein Lichtschwert hinein. Nach wenigen Sekunden rannte ich durch die Gänge und verließ mich auf die Macht, die mich zu unserem Shuttle brachte. In meinem Kopf spielte sich das gesamte Szenario erneut ab.



The Clone Wars: Kiona LeeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt