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Es war eine flüchtige Erzählung von Ahsoka, der ich wenig Aufmerksamkeit schenkte, als sie mir davon berichtete, dass ihr Meister sich auf Naboo in eine wunderschöne Frau verliebte, doch die Beziehung aufgrund seiner Jediausbildung beendet hatte. Es war also eine Lüge. Vielleicht wusste Ahsoka die Wahrheit wirklich nicht, doch Anakin hatte ihr ins Gesicht gelogen. Ich entwickelte in diesem Moment eine Emotion, die ich nie erhofft hatte, zu verspüren. Es ist uns Jedi verboten, dieses Gefühl zu fühlen - auch wenn es manchmal unvermeidbar ist. Allerdings ist Anakin Skywalker eine Person, die aus dem typischen Bild der Jedi herausfällt. 

War er es nicht, der eigentlich zu alt für eine Jediausbildung war? Mein Brustkorb hob und senkte sich sehr voluminös. Das Letzte, das ich wollte, war, vor Meister Qui Gonn, dem Meister meines Meisters, meine wenig vorhandene Zuneigung zu Meister Skywalker zu zeigen. Doch vielleicht musste ich es gar nicht und er spürte es. Ich sah also zu dem verstorbenen Jedimeister, der mich ahnungslos ansah. 

"Wieso bin ich hier, wenn diese Beiden das Universum verändern?" Eiskalt und mit einem sturen Unterton, der nicht wahrhaben wollte, was er hier sah, verschränkte ich meine Arme und ging einen Schritt auf Qui Gonn zu.

"Du bist hier, weil dieser Ort eine Bedeutung hat."

"Das sagtet Ihr bereits." Schwungvoll machte ich mit meiner Hand eine ausfallende Geste, die ihm zu verstehen gab, dass ich recht schnell verstanden hatte, dass ich irgendeine Aufgabe in der Galaxis hatte. "Was habe ich mit dieser Bedeutung zu tun?" 

"Du musst das reparieren, was hier zerstört wurde."

"Verzeiht Meister Qui Gonn," ich unterdrückte ein hysterisches Augen verdrehen, "aber was genau wurde hier zerstört?" Ich hob eine Augenbraue. Er wies mit seiner Hand in den Himmel.

"Die Galaxis ist groß, habe ich recht?" In dem rötlichen Himmel der Abenddämmerung konnte man bereits die Sterne und die Dunkelheit der Nacht erkennen. Ich nickte. "Herrscht in dieser Galaxis kein Gleichgewicht, gerät die Zukunft vieler Planeten ins Schwanken." Er wendete sich von mir ab und drehte Runden auf dem großen Balkon. "Kiona die Galaxis braucht dieses Gleichgewicht, damit alle Welten in Frieden leben."

"Meister Yoda sagte mir, Gleichgewicht allein bringt keinen Frieden." Misstrauisch neigte ich meinen Kopf und fixierte das Gesicht des Jedimeisters mit meinen Augen, um seine Reaktion genau beobachten zu können. Auf meine Bemerkung hin schmunzelte er nur. 

"Yoda, mein guter alter Freund," abwesend blickte er gen Himmel, "ich meine nicht diese Art von Frieden. Ich meine den Frieden in der Macht. Das Universum kann nur einen bestimmten Anteil an Jedi und Sith haben. Die Kriege sind schlimm, Kiona, doch die Sith und auch die Jedi tragen ihren Anteil dazu bei. Es ist ihnen so bestimmt. Verändert man die Zukunft nicht und lässt sie auf dem Weg rutschen, auf dem sie sich gerade befindet, wird eine Partei die stärkere werden." Seine Worte trafen mich tief in meiner Seele. Er wusste, dass ich wusste, was er meinte. Genauer gesagt, wen er meinte. 

Anakin Skywalker war einer der mächtigsten Jedi. Er würde durch die Beziehung zu Senatorin Amidala eine Nutzung der Macht entwickeln, die ihm der Jedikodex nicht erlaubte. Er würde die selbe Macht nutzen, die ich auf der Malevolence genutzt hatte. Ich schluckte schwer. Anakin Skywalker würde der dunklen Seite verfallen, wenn man nichts unternehmen würde. Aber ich würde nicht - nein ich wollte nicht - diejenige sein, die ihn aufhalten würde. Dafür reichten meine Kräfte nicht aus. Enttäuscht senkte ich meinen Kopf und wendete mich von ihm ab. 

"Ihr meint, ich sollte ihn aufhalten." Wehmütig schenkte ich den Liebenden einen flüchtigen Blick. 

"Du wirst ihn nicht aufhalten, Kiona, du wirst einfach da sein, wenn er zweifelt. Obi Wan und Anakins Padawanschülerin tragen diese Last bereits mit sich, doch sie sind zu stark an ihn gebunden." 

"Sie haben eine bessere Beziehung zu ihm als ich."

"Das ist der entscheidende Punkt junger Padawan. Wenn es darauf ankommt, die richtige Entscheidung zu treffen, werden die anderen dazu nicht in der Lage sein, weil Anakin eine zu große Rolle in ihrem Leben spielt." Traurig, fast den Tränen nahe schloss ich meine Augen. 

"Obi Wan würde mich dafür hassen."

"Diese Sorgen musst du dir nicht machen, Kind. Auch Obi Wan weiß davon, er will es nur nicht wahr haben. Wenn es einen entscheidenden Zeitpunkt geben sollte, wird er wissen, dass du das Richtige tust. Es liegt nur nicht in seiner Macht, es selbst zu tun." Würdevoll hob ich meinen Kopf. Er hatte Recht. Es war wichtig, immer einen kühnen Kopf zu behalten. Obi Wan würde mich eher dafür hassen, mich von meinen Gefühlen leiten zu lassen, als dafür, das Richtige zu tun. "Und nun geh. Es ist an der Zeit, Meister Yoda und Meister Koth wieder Gesellschaft zu leisten." Aufrichtig lächelte er und verbeugte sich ein Stück. Ich tat es ihm gleich und spürte das erste Mal seit Langem meine Silakette. Sie war das Geschenk meiner Mutter. Auch sie traf die richtige Entscheidung. Es musste die Macht sein, die ihr das Gefühl gegeben hatte.

"Möge die Macht mit Euch sein." Ein letztes Mal nickte ich dem bereits Toten zu und merkte, wie er sich auflöste. Anschließend wurde mir schwarz vor Augen und als meine Lider begannen, zu flattern, fand ich mich in dem Meditationsraum wieder. Es war die tiefste Meditation, die ich je hatte. Interessiert blickten Yoda und Eeth zu mir. Wie es scheint, waren sie Beide nicht Teil meiner Meditation gewesen. Sie hatten also nicht mitbekommen, was ich erlebt hatte.

"Etwas gehört du hast?" Typisch Meister Yoda. Etwas gezwungen lächelte ich.

"Ja. Ich habe erfahren, was die dunkle Art der Machtnutzung bewirken kann." Ein wenig verstellte ich mich, um glaubwürdiger zu klingen, doch Meister Yoda schien mich durchschaut zu haben. Er schmunzelte über sein halbes Gesicht und glitt von seinem Sessel.

"Gut. Gut! Jetzt wieder den Tempel verlassen du kannst. Zu Obi Wan aufbrechen du wirst." Er wollte aus dem Meditationsraum gehen.

"Was?" Irritiert erhob auch ich mich. "Ich dachte, ich soll solange hier bleiben, bis die Fähigkeit genügend trainiert ist." Doch Yoda belehrte mich eines Besseren.

"Nur erkenne du solltest, was geschieht, wenn falsch du nutzt die Macht." Warm lächelte er mir zu. "Wichtig es ist, das die Zukunft du kennst." Nun hatte ich keine Zweifel mehr. Yoda wusste von Anakin und der Senatorin. Deutlicher konnte er es doch nicht machen. Er musste wissen, was geschehen würde, wenn Meister Skywalker auf ewig mit der Senatorin liiert wäre. Meister Koth schien sich weniger für das zu interessieren, wovon wir sprachen. Er war gelassen und schlenderte mit einem Handdruck auf meine Schulter dem Großmeister hinterher. Auch ich ging zurück in mein Quartier.

Eigentlich hatte ich damit gerechnet, mehrere Tage hier zu verbringen, doch Yoda, oder eher gesagt Meister Qui Gonn, zeigte mir, dass es auch anders ging. Ich hoffte nur, dass ich den richtigen Zeitpunkt erkennen würde, um richtig zu handeln.

The Clone Wars: Kiona LeeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt