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Ich ging durch die leeren Gänge des Kreuzers in mein Quartier. Alles was ich spürte, war die Anwesenheit eines Klons hinter mir. Ich selbst war in Gedanken vertieft. Das Ereignis mit dem Handelsschiff ließ mich einfach nicht los. Wie gelang es einer einfachen Senatorin, solch eine grausame Tat zu tun? Vermutlich hatte sie Hilfe von Count Dooku. Wie sonst sollte sie an die Kristalle gekommen sein? Ich schüttelte meinen Kopf, um klarer denken zu können, als ich die Aura des Klons hinter mir ganz nah spürte.

"Ihr seid ein Jedi, nicht wahr?" Hatte mich gerade tatsächlich ein Klon gefragt, ob ich ein Jedi sei? Misstrauisch drehte ich mich herum, doch anstatt in das erwachsene Gesicht eines Soldaten zu blicken, sah ich in das Gesicht eines Kadetts, der einen halben Kopf größer war als ich. Es war derjenige, den ich in der ersten Reihe gesehen hatte, nachdem die Fregatte auf Mace' Kreuzer angekommen war. Ich hatte mir die Willkommensrede des Jedimeisters noch angehört, doch entschloss kurz danach, mein Quartier aufzusuchen. Der Kadett musste mir gefolgt sein. Kein Wunder dass ich ihn nicht erkennen konnte. Seine Gegenwart fühlte sich wie die Präsenz eines jeden anderen Klons an. 

"Gut erkannt." Ich verschränkte meine Arme und zog mit ernstem Blick eine Augenbraue in die Höhe. Neugierig musterte mich der junge Soldat. Ich musste die erste Jedi sein, - abgesehen von Mace - der er begegnete. 

"Ich habe mir einen Jedi immer anders vorgestellt." Auch er verschränkte seine Arme und sah belustigt zu mir. Versuchte gerade wirklich ein Kadett, dem ich weit überlegen war, mich zu provozieren? 

"Ich nehme an, für Dich ist ein Jedi eine stolze Person, die unglaublich angsteinflößend und dominant wirken kann?" Auch meine Visage zeigte, dass ich damit begann, zu provozieren. Der Kadett schaute in meine Augen, als hätte ich seine Gedanken erraten. Kurz verschwand seine stolze Miene, doch sie war schneller als erwartet zurück. 

"Ganz genau." Mit seinem schiefen, verschmitzten Grinsen fuhr sein Blick von meinen Schuhen bis zu meinem Haar. "Du siehst nicht wirklich aus wie ein angsteinflößender, dominanter Jedi." Es fiel mir schwer, doch ich verkniff es mir, lauthals loszulachen.

"Glaub mir, Deine Meinung wird sich ändern, sobald wir uns auf dem Schlachtfeld begegnen." Schwungvoll drehte ich mich herum und schmunzelte siegreich, als mir eine Hand an mein Handgelenk griff. Dieser Kadett wusste eindeutig nicht, wen er hier vor sich hatte und schon gar nicht, wo die Grenzen waren.

"Ich hoffe, diesen Moment werde ich bald erleben." Nur meinen Kopf wendete ich zu ihm. Meine Augen durchbohrten ihn und für den Bruchteil einer Sekunde spiegelte sich Angst in seinen braunen Augen, die viel zu schnell erlosch.

"Wie heißt Du?" Dieses Mal war ich diejenige, die ihn schief angrinste. 

"CT-"

"Nicht Deine Nummer, Dein Name." Peinlich berührt murmelte er etwas und senkte seinen Kopf. Als er aufblickte, bemerkte ich den Stolz in ihm, der sich mit viel Mut und Zuversicht verband. 

"Rico. Mein Name ist Rico." Bedrohlich wiederholte ich seinen Namen, versicherte ihm, ihn mir zu merken und wollte so eben gehen, als mir auffiel, dass seine Hand noch immer mein Handgelenk hielt. Schnell riss ich mich von ihm los. Wie konnte er es als Klonkadett überhaupt wagen, mich so anzupacken? "Wie ist Dein Name.?" Ich drehte mich nicht noch einmal herum.

"Kiona. Mein Name ist Kiona Lee." Mit weicher Stimme verriet ich ihm meinen Namen und huschte dann um die nächste Ecke. Bis ich in meinem Quartier ankam, machte sich ein völlig neues Gefühl in mir breit. Ich war in dem Moment, als dieser Rico mit mir redete, völlig aufgeregt. Was mich dabei irritierte war, dass es nicht dieses Gefühl von Aufregung war, wenn ich Meister Yoda oder Mace Windu begegnete. Es war wortwörtlich ein neues Gefühl, dass ich nicht zuordnen konnte. Na toll. Eine weitere Sache, die mich unglaublich lange beschäftigen würde. 

Stöhnend ließ ich mich in den Stuhl in meinem Quartier fallen. Wieso machte ich mir eigentlich immer so viele Gedanken? Wenn ich Obi Wan ansah, erkannte ich in ihm, dass er nach so gut wie jeder Mission damit abschloss. Abgesehen von Mandallia. Genauso auch bei Mace, nur dass er es auch aussprach. Hoffentlich würde sich das Alles ändern, wenn ich älter war. Es war bestimmt natürlich, als frischer Padawan viel nachzudenken. Ich setzte mich aufrecht hin und schloss meine Augen. Meine Hände lagen flach auf meinen Beinen. Mein Atem ging gleichmäßig. Dies war der Moment, in dem ich mir versprach, mit einer Mission abzuschließen, sobald alle Dinge geklärt waren. 

Mit diesen Gedanken fiel mir auf, dass es tatsächlich keinen Grund gab, länger an der Sache mit dem Handelsschiff festzuhalten. Die Ursache war geklärt, wie die Tat begangen wurde, wer sie ausgeführt hatte, wer beteiligt war und was mit den Überresten passierte. Seufzend stützte ich meinen Kopf in meine Hände, dass meine braunen Haare neben meinem Gesicht hingen. Ich konnte es nur immer wieder sagen. Ein Padawan zu sein, war schwerer, als ich gedacht hatte. Vielleicht schickte man deshalb einen Padawan mit verschiedenen Jedi auf unterschiedliche Missionen. Bei jeder Aufgabe lernte man etwas Neues, etwas Anderes, was der eigene Meister einem vermutlich nicht beibringen könnte. Ich hoffte, Obi Wan würde mir diesen Gedanken nicht übel nehmen, doch sicher würde er es verstehen - wenn ich es ihm gesagt hätte.

Mit weniger unnützen Gedanken schlenderte ich durch das Schiff. Im Grunde hatte ich Nichts zu tun. Meine Mission war erledigt, Hunger hatte ich nicht und wo R7 sich rum trieb, um ihn zu putzen, wusste ich auch nicht. Plötzlich bildete sich ein Lächeln auf meinen Lippen - ein ehrliches Lächeln -, denn ich könnte den Klonkadetten einen Besuch abstatten, um zu sehen, wie gut sich sich bei echten Soldaten präsentierten. Grinsend schloss ich einen Augenblick meine Augen, senkte meinen Kopf und bog dann links ab. Ich hatte die neugierige, stolze und mutige Präsenz von diesem Rico in einer Trainingshalle gespürt. Wo auch sonst. 

The Clone Wars: Kiona LeeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt