Seichte Wimpernschläge. Dracos Lider öffneten sich. Der Himmel hing grau in grau über den Dächern Paris. Spätsommerregen platterte gegen die Scheiben. Dracos Blick schweifte durch das hübsch eingerichtete Zimmer. Ihre zwei Koffer standen noch immer neben der kleinen Couch. Auf dem Boden lagen ihre Klamotten verteilt, so wie sie sie gestern zurückgelassen hatten. Harrys Augen waren geschlossen. Sein Arm um Dracos Hüfte. Sein Brustkorb hob und senkte sich gleichmäßig. Der Mund formte ein leichtes Lächeln. Die schwarzen Locken hingen durcheinander. Er sah aus wie ein Gemälde und versprühte die Leichtigkeit eines Liebesgedichts. Dracos Lippen formten sich zu einem Grinsen.
Draco liebte diese stillen Momente. Seine Finger wanderten Harrys Oberarm entlang und malten kleine Kreise auf seiner Haut. Er würde für immer so liegen bleiben, wenn das irgendwie ginge. Oder zumindest den Vormittag lang. Bei dem Regen würde es eh keinen Spaß machen, durch die Innenstadt zu spazieren. Viel lieber ließ er seine Fingerspitzen über Harrys Haut tanzen. Ganz langsam und sanft, so als würde er ihn fast gar nicht berühren. Er strich über Harrys Hals zu seinem Kiefer. Die andere Hand ruhte still zwischen ihren Bäuchen. Ihre Beine ineinander verschlungen. Sein Zeigefinger berührte eine der vielen Locken und zeichnete die Konturen der Blitznarbe nach, welche sich über Harrys Stirn bis knapp unter die Augenbraue ausbreitete. Viele kleine Risse gingen von der Hauptnarbe ab. Der Fluch hatte seine Haut zersplittern lassen. Die markanten Augenbrauen, welche sonst von der Brille verdeckt waren, ruhten friedlich. Draco versuchte sich jedes noch so kleine Detail in sein Gehirn zu brennen. Zum Beispiel der kleine Leberfleck auf seinem linken Nasenflügel oder die rosigen Wangen. Die leicht eingerissene Lippe und die kleinen Bartstoppeln.
Harrys Lider öffneten sich langsam und ein grünes Augenpaar schaute ihm entgegen. Draco ließ seinen Daumen über Harrys Wange gleiten und murmelte: "Guten Morgen Mon Amour". Harrys Mundwinkel zuckten in die Höhe "Hey Babe". In Dracos Brust begann es bei Harrys Worten angenehm zu kitzeln. Babe. Draco liebte jeden von Harrys Spitznamen für ihn, egal wie kitschig sie schienen. Harry wirkte noch recht verschlafen, doch Draco konnte ihm das nicht übel nehmen. Gestern Abend war es wirklich schon recht spät, als sie zur Ruhe kamen. Dracos Blick ruhte auf seinem Freund. Die grünen Augen kamen am Morgen, bevor er seine Brille aufsetzte, erst wirklich zur Geltung. Das moosfarbene Grün am äußeren Rand färbte sich in kleinen Sprenkeln in hellere Töne, die fast pastellfarben wirkten, bevor sie kurz vor der Pupille in ein warmes braun übergingen.
"Du bist wunderschön" rutschte es Draco über die Lippen. Im ersten Moment, dachte er, er hätte dies nur gedacht. Doch Harrys heiseres Lachen sagte anderes. Draco spürte die rosige Wärme in sein Gesicht wandern. Harrys Arm und dessen Hand, die noch immer auf Dracos Rücken ruhte, zogen ihn dichter an ihn. Seine linke Hand legte sich auf Dracos Brust. Seine Haut begann bei Harrys Berührungen angenehm zu kribbeln. "Du bist auch ganz passabel Draco" kicherte Harry, wofür er einen leichten Schlag auf den Oberarm kassierte.
Harry beugte sich einige Zentimeter vor. Draco konnte seinen Atem auf seiner Haut spüren. Ihre Nasenspitzen waren kurz davor, sich zu berühren. Er war ihm so dicht, dass sein Gesicht leicht verschwommen wirkte, weshalb Draco die Augen schloss und seine Finger an Harrys Wange legte. Seine Atemzüge kitzelten auf Dracos Lippen. Harry zog den Moment. Draco hatte damit gerechnet, Harry wollte ihn küssen, doch es passierte nichts. Er wollte gerade die Augen wieder öffnen als Harry ihm Worte entgegenhauchte. "Du bist so weich und warm und ich will nicht, dass du dich bewegst". Harrys Lippen berührten seine. Langsam bewegte Draco seinen Mund im Takt. Er hatte das Gefühl, er könnte fliegen. Leicht wie eine Feder im Wind.
"Ich liebe es, dich zu küssen" murmelte Harry schüchtern, was Draco dazu bewegte ihn sogleich noch einmal zu küssen. Er ließ seine Finger durch die dunklen Locken gleiten und spürte Harrys warme Hand auf seinem Rücken, die sich langsam bewegte. Plötzlich unterbrach ein Grummeln die friedliche Stille und Draco löste sich von Harrys Lippen. "Hunger? Wollen wir frühstücken?" - "Ich will nicht aufstehen" erwiderte Harry. "Wir könnten uns was aufs Zimmer bringen lassen" schlug Draco vor. Ihm gefiel die Vorstellung im Bett zu frühstücken. Das hatte er nur als Kind an seinen Geburtstagen gedurft, oder wenn er krank war.
Nachdem Harry das Telefon am Nachttisch für Draco bedient hatte, bestellte Draco ein paar Kleinigkeiten für sie und sie kuschelten sich zurück unter die warme Bettdecke. Harry hatte seinen Kopf in Dracos Halsbeuge gelegt. Dracos Blick wurde von Harrys Locken verdeckt, doch das störte nicht. Im Gegenteil, er liebte ihren Geruch. Harry nuschelte etwas gegen sein Schlüsselbein "Was meinst Du, macht Teddy wohl gerade?". Draco überlegte einen Moment, bevor er sprach. "Mach dir keine Sorgen, meine Mutter ist die Beste Mum die man haben kann. Teddy isst bestimmt gerade Frühstück oder sie schauen sich ein Bilderbuch an oder so." wisperte Draco.
Nach einigen Minuten Stille fügte er hinzu: "Ich mache mir eher Sorgen um Mum. Ich glaube die Zeit mit Teddy tut ihr gut. So leid es mir auch tut und so sehr ich mir auch wünsche das es nicht so wäre, aber das Beste für Mum ist es, von Vater fern zu bleiben. Ich glaube, sie verschweigt mir, was zwischen den beiden wirklich vorgeht." Harry hob seinen Kopf und blickte ihn an: "Meinst Du, er tut ihr weh?". Draco wusste es nicht. Er hatte schon oft darüber nachgedacht. Zutrauen würde er es ihm. Sie würden in wenigen Tagen aus Paris zurückkehren. Bald war Vollmond, da konnten sie nicht von Teddy fernbleiben. Draco nahm sich vor, nach ihrem Urlaub noch einmal mit seiner Mum darüber zu Reden.
An der Tür klopfte es. Eine Frauenstimme rief: "Service de chambre" durch das Holz. Draco hob seinen Kopf und rief zurück: "Attendez une minute". Harry rollte von seinem Oberkörper und sogleich fehlte Draco die wohlige Wärme seines Freundes. Schnell schlüpfte er aus der Bettdecke und vernahm ein Pfeifen aus Harrys Mund. Sein Kopf schnellte zu ihm herum. Harry zwinkerte ihm zu und blickte an ihm hinab. Draco war splitterfasernackt. Er ging schnell auf einen der Koffer zu und griff nach einer Unterhose. Rasch zog er sich die Boxershorts über. Harrys Blick lag noch immer auf ihm. Eines der vielen Shirts fand seinen Oberkörper und er schritt um die Ecke zur Zimmertür. Dankend nahm er das reichhaltige Frühstück entgegen und schloss die Tür hinter sich.
Draco stellte das Tablett auf seinem Nachttisch ab und wurde von einem Grinsen seines Freundes begrüßt. "Steht dir" Harry deutete auf sein Outfit. Schnell blickte Draco an sich hinab und stellte entsetzt fest, was er da trug. Warum war ihm das nicht früher aufgefallen? Auf dem roten Shirt prangte das Logo der Gryffindors. Draco wusste, dass sich auf seinem Rücken eine große Sieben und der Schriftzug "Potter" befinden musste. Schnell zog er den Stoff über seinen Kopf und schlüpfte zurück unter die warme Decke. Das Shirt fiel achtlos zu Boden. Schnell griff er nach dem Tablett und platzierte es auf seinem Schoß.
Schon bald erfüllte der Geruch von frischem Kaffee die Luft. Gemeinsam schlürften sie an ihren Tassen, aßen ihre Croissants mit Schokolade und naschten vom Obstteller. Dabei schauten sie durch die Fenster auf die verregnete Stadt. Ab und an trafen sich ihre Blicke und ein Kichern erfüllte die ruhige Atmosphäre.
Durch Dracos Kopf schwirrten zahlreiche Zitate bekannter Schriftsteller, die er einst gelesen hatte. Doch weder die Worte Shakespeares, Wilde oder Austen hätten beschreiben können, wie es sich anfühlte, jemanden so zu lieben, wie Draco es in diesem Moment tat.
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from eden ~ Drarry FF
FanfictionDracos ganz persönlicher Garten Eden ist einer seiner Lieblingsplätze. Es gibt nur einen Ort auf der Welt, der ihm lieber ist; auf der Couch mit seinem Freund und Teddy eingekuschelt unter einer warmen Decke. Nach dem Ende des Achten Schuljahres in...