Kapitel siebenunddreißig

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Mayas trotziger und zugleich besorgter Blick ließ mir einen Schauer über den Rücken laufen. „Ich meine es ernst, so kann das wirklich nicht weiter gehen" ihr Blick huschte dabei in Richtung Wohnzimmer wo Tyler wieder saß und Isaac sich genau neben ihn auf die Couch fallen ließ. Meine Hände waren eisig kalt und trotz der flauschigen Pyjamahose fror ich am ganzen Körper, „Ich weiß aber nicht was wir dagegen tun können" erwiderte ich so leise das es einem Flüstern gleichen könnte. „Du bist die einzige die Tyler davon überzeugen kann!" Mayas Enthusiasmus protzte aus ihren Worten und ich schüttelte mit dem Kopf, „Nicht mal sein bester Freund kann ihn davon abhalten, was soll ich bitte dagegen tun können?" erwiderte ich. „Zeig ihm das er dich mehr braucht als Drogen." die Worte trafen mich härter als ich es zulassen wollte und allmählich begann nicht nur mein Körper zu frieren sondern auch mein Herz, denn jegliche Wärme war nach Tyler's Worten daraus verschwunden. „Maya du verstehst das nicht" langsam wurde meine Stimme lauter, „Das mit Tyler, er hat es beendet! Verstehst du?" erschrocken blickt sie mir entgegen und greift nach meiner Hand. „Wie, wie meinst du das er hat es beendet?", „Er hat gesagt das ich ohne ihn richtig leben kann, und das er mich nicht liebt." die Worte wiederholen zu müssen schmerzt noch mehr als sie gehört zu haben. „Er lügt." erschrocken hebe ich  den Kopf und runzle die Stirn, „Er hat es klar und deutlich gesagt Maya."
„Nur weil er das gesagt heißt das noch lange nicht das es die Wahrheit ist, er hat Angst, das ist das einzige was ich unter solchen Worten verstehe." - „Wer hat Angst?" Isaac trat in diesem Moment in die Küche und nahm sich ein Bier aus dem Kühlschrank, „Niemand" stoße ich so schnell hervor das ich selbst verwundert darüber bin wie plötzlich ich reagiere kann. „Auch ein Bier?" nuschelte er vor sich hin und ließ die Kühlschranktür offen stehen, „Wie kannst du nach so einer Nacht hier stehen und uns ernsthaft ein Bier anbieten?" Maya war inzwischen wütend geworden und stieß ihre beiden zu Fäusten gebildeten Hände in die Hüften, „Babe.." begann Isaac doch sie schnitt ihm ins Wort, „Es wäre besser wenn wir nach Hause gehen!" eine klare Ansage. Sie ließ ihren Blick zu mir schweifen und nickte mir entgegen „Denkst du, du kannst ihn überzeugen?", meine linke Hand verkrampfte sich und ich begann mir ernsthafte Sorgen darüber zu machen ob ich vor Tyler überhaupt noch ein Wort raus bringen konnte. Und wieso um alles in der Welt mache ich mir gerade Gedanken darüber ihn wirklich von seinen Drogen abzubringen, nach allem was sich in dieser Nacht zwischen uns verändert hatte. Mayas müden Augen sahen mich hoffnungsvoll an, „Ich versuche es, versprechen kann ich dir nichts." verließen schon die Worte meinen Mund und ich hätte sie in diesem Augenblick lieber zurück genommen, aber Mayas Lächeln schenkte mir Mut und die nötige Kraft mich damit auseinanderzusetzen. „Du schaffst das, den mutigen gehört die Welt!" flüstert sie und umarmt mich fest.

Nachdem Maya und Isaac gemeinsam mit mir die Küche verlassen hatten und sich auf den Weg nach Hause machten stand ich immer noch mitten im Türrahmen und beobachtete Tyler der auf der Couch saß und eine Zigarette rauchte, sein Gesicht war knapp verdeckt da er seine Kapuze aufgesetzt hatte, dennoch konnte ich die Schrammen erkennen. Es war so ruhig das mir die Stille mehr Angst einjagte als unsere wohl bevorstehende Diskussion. Ich legte mir immer wieder die richtigen Worte zurecht während die Zigarette zwischen seinen Fingern immer kleiner und kleiner wurde. Mit einem plötzlichen Ruck stand er auf, ließ den Rest seiner Zigarette in den Aschenbecher vor ihm auf den Tisch fallen und kam mit lauten Schritten auf mich zu. Wie in Zeitlupe stießen seine schweren Stiefel auf den Parkettboden und ließen mich zusammen sacken, „Ich habe dir gesagt ich hasse es beobachtet zu werden, wenn du etwas von mir willst sag es jetzt oder verpiss dich Alyssa." seine Worte waren kühl und gefühllos, ich schloss für einen kurzen Moment die Augen um nicht in Tränen auszubrechen. Was ist in diesen Stunden mit ihm passiert? Was hat diesen Hass zurück in sein Leben kehren lassen? Ich entschied mich zu schweigen, ich musste mich daran gewöhnen mit gefühlsvollen und sorgsamen Worten nicht bei ihm durchzukommen. Er streifte meine Schulter betrat die Küche und griff nach dem Bier das Isaac auf der Theke stehen gelassen hatte. Das alles kam mir vor wie ein lang gezogenes Kaugummi, jedes Geräusch, jedes Wort, jede Bewegung, selbst jeder Gedanke zog sich in die Länge und ließ mich immer nervöser werden. Ich hatte ihm immer noch den Rücken zu gewandt und hielt diese Stille nicht mehr aus, sie brachte mich in den Wahnsinn. Gerade als ich mich umdrehen wollte spürte ich seinen Atem an meinem Nacken. Augenblicklich trat die verlorengegangene Wärme wieder in mein Herz, und brachte es rasant zum schlagen. „Du solltest besser gehen" seine Stimme war ein Flüstern, doch jetzt konnte ich den Mund nicht halten, „Wieso? Wieso tust du das alles?" meiner Stimme nach zu urteilen musste man mir die Unsicherheit darin anhören können doch vielmehr übernahm die Wut meine Worte, „Du willst das ich jetzt einfach gehe? Nachdem du mir nicht mal erklärt hast was mit dir los ist?" ich schrie, ich schrie ihn nur noch an. Tränen bildeten sich in meinen Augen die ich nicht mehr zurück halten konnte, und meine Hände ballten sich zu Fäusten die ich gegen seine Brust schlug, „Warum zur Hölle tust du mir das alles an?!" nicht die Ignoranz machte mich wütend, sondern sein Verhalten, wie er dort stand und nach jedem weiteren Schlag auf seine Brust keine Bewegung von sich gab. Ich sah es ihm an, die Reue lag in seinem Blick und die Angst von der Maya gesprochen hatte trat ans Licht, doch ich schrie ihn weiter an, schlug auf ihn ein und ließ den Tränen freien Lauf, bis ich irgendwann einfach nur noch vor ihm zusammen sackte und weinend auf den Boden fiel und hoffnungslos den Kopf schüttelte.

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