Kapitel fünfundzwanzig

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Zum Mittagessen kam ich zu spät, ich musste noch eine extra Schicht im Trident übernehmen und einige Sachen im Drogeriemarkt besorgen. Ich schloss gerade die Tür auf als mir ein herrlicher Duft entgegen kam. Sofort hang ich meinen Mantel auf und streifte mir die Vans von den Füßen. Als ich ins Wohnzimmer trat saßen Maya, Isaac und Tyler schon am Tisch und machten sich über das Hühnerfrikassee her, mein Magen begann allmählich zu knurren was mich verriet, denn jetzt hob Tyler seinen Kopf und sah in meine Richtung. Ich versuchte zu lächeln, kam mir aber vollkommen bescheuert vor denn er erwiderte es nicht.
"Aly, gut das du da bist, ich habe dir schon einen Teller hingestellt, setz dich." sagte Maya und klopfte neben ihr auf den Stuhl. Ich setzte mich und befüllte meinen Teller. Schweigend aßen wir alle vor uns hin als Isaac plötzlich begann zu sprechen, "Wo machen wir heute eigentlich die Bandprobe?" er sah zu Tyler der gerade die letzte Gabel vom Essen in den Mund schob, "Wir können heute bei mir Proben, mein Erzeuger ist nicht da. Aber ich habe noch vorher ein paar Kunden und dann hätte ich Zeit." er hielt seinen Blick standhaft zwischen Isaac und seinem Essen, doch irgendwie wirkte er heute so anders, etwas zwischen aufgewühlt und als hätte jemand an seinem Ego gekratzt und ihn verärgert. Er schob den Stuhl zurück und nahm den leeren Teller den er mit völliger Aggressivität in das Spülbecken beförderte, "Ich muss los." Waren seine letzten Worte, ehe er ohne einen Blick in unsere Richtung aus dem Zimmer verschwand und kurz darauf das schließen der Haustür erklang.
Maya sah Isaac an, der sie mit einem besorgten Blick musterte und die Gabel fielen lies. "Was ist denn mit ihm los?" fragte ich neugierig und nippte an meinem Glas, doch beide blieben stumm. Auch Isaac stand nun auf und tat es Tyler gleich, was mich noch mehr verwirrte. Also sah ich Maya verwirrt an, diese aber versuchte meinen Blick zu entkommen. "Maya?" langsam kam mir das alles komisch vor, "Hast du Lust bei der Band Probe zu zuschauen? Dann kannst du Isaacs Künste mal live sehen und nicht wie früher durch mein Handy Lautsprecher." ein gequollenes Lachen trat auf ihre Lippen doch das kaufte ich ihr nicht ab. "Maya, warum ignorierst du meine Frage? Was ist hier los?" sie räusperte sich und sah erst auf ihren Teller bevor sie mich wieder anschaute, "Tyler.." begann sie doch verstummte, "Was ist mit ihm?" erwiderte ich "Es geht ihm nicht gut." Irgendwie kam ihre Antwort so falsch rüber. "Wie, es geht ihm nicht gut?" hackte ich nach, "Tyler nimmt Drogen." als die Worte ihren Mund verließen verstummte ich. Ich hatte es mir schon denken können nach dem er sich am Wochenende auf der Party der Kokain Gruppe angeschlossen hatte, aber es bestätigt zu bekommen ließ mir die Galle hoch kommen.
"Er macht es schon länger, deshalb streiten sich Isaac und er auch so oft, Tyler meint zwar immer er hat es unter Kontrolle aber ich bin mir ganz sicher das Isaac mehr weiß, denn so wie er jedesmal reagiert wenn er merkt das Tyler nicht gut drauf ist wirkt er angespannt und folgt ihm auf Schritt und tritt." Maya verschränkt die Arme vor der Brust, plötzlich schießt mir ein Gedanke durch den Kopf, was ist wenn es ihm wieder so schlecht wegen mir geht, weil ich das Bild gefunden hatte und er dadurch nur noch mehr mit seiner Mutter konfrontiert wurde? "Ich habe den Abschiedsbrief von seiner Mutter gefunden." sprudelte es aus mir heraus. Mayas Augen weiteten sich "Du hast was?", "Ich habe es dir nicht erzählt, aber als ich bei ihm schlafen musste habe ich ein Buch in seinem Zimmer entdeckt worin der Brief mit einem Familien Foto lag." Hitze stieg mir in die Wangen als ich den Satz beendete, "Wow Aly, damit hast du echt direkt in die Wunde getroffen, bei dem Thema ist Tyler mega empfindlich." Jetzt fühlte ich mich noch schlechter. "Meinst du er hat deswegen wieder Drogen genommen?" Ich muss es einfach wissen. "Das kann möglich sein, aber er hat es vor einigen Wochen schon getan." Antwortete sie. Mit einem Mal wurde mir ganz kalt.

„Seit ihr soweit? Sonst fahre ich alleine los." Isaac stand ungeduldig im Türrahmen während Maya und ich die letzten Teller in den Schrank räumten die wir abgewaschen hatten. „Ja ja, wir kommen ja schon." sagte Maya und lies das Handtuch auf der Arbeitsplatte liegen um mit schnellen Schritten in den Flur zu gelangen, ich folgte ihr und tat es ihr gleich indem ich meine Jacke und die Schuhe überstreifte. Wenige Minuten später saßen wir in meinem Van und machten uns auf den Weg zu Tyler. Ein Unwohlsein breitete sich in mir aus und ich gab mir mal wieder die Schuld, dafür das Tyler sich wieder in einer ziemlich misslungenen Lage befand. Auch wenn Maya mir versichert hatte das er schon vor Wochen Drogen genommen hatte ließ mich der Zusammenhang mit dem Bild und dem Brief nicht los, denn das musste der Grund dafür sein. Meine Hände verkrampften sich um das Lenkrad als plötzlich ein Hupen ertönte und ich in die Realität zurück gerissen wurde. Maya begann einen Schrei von sich zu geben und ich riss das Lenkrad nach links um wieder auf der Fahrbahn zu landen von der ich vor wenigen Sekunden abgekommen war. Mein Herz schlug so hart gegen meine Brust das ich den Atem anhielt. „Ist alles gut mit dir?" Maya war außer Atem und sah erschrocken zu mir. „Ich, ich weiß auch nicht, ich war in Gedanken." sagte ich und versuchte mich selbst zu beruhigen, „Das hätte schlimm ausgehen können." hörte ich Isaac sagen und richtete meinen Blick diesmal standhaft auf die Straße.

Ich hielt an der gegenüberliegenden Straßenseite des Tattoostudios und zog die Handbremse an. Am liebsten würde ich sitzen bleiben und warten, aber das würde mir niemals gelingen, nicht mit Maya. Also stieg ich aus, die Sonne prallte mit ins Gesicht und ich kniff meine Augen zu. „So warm war es seit Wochen nicht mehr." sagte Maya die neben mir über die Straßenseite ging und mal wieder ihre feuerroten Haare zu einem Zopf band, „Ich mag die Wärme." Auch wenn es für Ende Oktober recht ungewöhnlich war. Ich schob mir eine Strähne hinters Ohr die mir gerade ins Gesicht gefallen war "Besser als dieser unberechenbare kalte Winter."

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