Kapitel zwölf

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Als Kind war ich glücklich, ohne es je sein zu wollen. Ich habe nie darüber nachgedacht, ob ich glücklich bin oder dass ich glücklich sein will, ich war es einfach. Aber jetzt, jetzt war ich alles andere als glücklich oder mutig. Ich war ein einziges Chaos und mit jedem Zusammenbruch spürte ich das ich nie wieder aus dem Chaos heraus kommen würde. Meine kalten Handflächen hatte ich flach auf meine Oberschenkel gelegt und starrte gegen die Wand, ich atmete tief ein und wieder aus um mein Körper zur Beruhigung zu bringen. Doch sobald ich versuchen wollte meine Augen zu schließen um einen klaren Gedanken zu fassen sah ich Tyler's Augen, wie sie mich fixiert hatten und etwas dunkles in ihnen aufkam. Ich erschauderte, ich konnte spüren wie sich ein kalter Schweiß in meinem Nacken bildete und ich die Zähne zusammen biss. In diesem Augenblick war ich nur noch wütend auf mich selbst, das ich mich kontrollieren ließ anstatt mutig zu sein. Boston hatte ich mir anders vorgestellt, ich wollte endlich das durchziehen was ich mir monatelang erträumt hatte, ein Leben ohne Angst und Bange das ich jemanden begegnen konnte der mir weh tut. Dabei sind es Begegnung die das Leben ausmachen, wie sollen wir wissen wie ein Mensch ist wenn wir ihn niemals begegnet wären und er dir dein wahres Ich nicht offenbaren konnte? Oft lag ich nächtelang wach im Bett und fragte mich immer das selbe, ohne eine richtige Antwort darauf zu bekommen. Ich hasste einen Teil von mir dafür das ich so klein und schwach war, anfangs nicht mal bei Starbucks einen Chai Latte zu bestellen weil der Barista ein Mann war. Ich hasste mich dafür das ich mich wochenlang in meinem Zimmer versteckt habe und damit fast meinen Highschool Abschluss riskiert habe. Ich war mehr als nur ein Chaos, ich war ein Problem, ein Problem für mich selbst, und solange ich dieses Problem nicht in den Griff bekommen würde, sah ich keinen Ausweg mehr.

Ein klopfen riss mich aus meiner Starre, ich jedoch schaute weiterhin auf die gegenüberliegende geflieste Wand. „Aly?" Mayas Stimme ertönte, doch ich bekam kein Wort heraus. Zu tief war ich in meine Vergangenheit gerutscht und überließ meinen Gedanken die Macht über mich selbst.
„Lass mich bitte rein." sagte sie nach einer längeren Pause und klopfte erneut gegen die Tür.
Kurz zögerte ich, doch dann nahm ich all meine Kraft zusammen und erhob mich vom Boden. Ich wusste nicht genau wie ich hinüber zur Tür kam, doch scheinbar begann mein Körper wie von selbst zu entscheiden und brachte mich zum Türknauf den ich fest umgriff, dann öffnete ich die Tür und sah in rehbraune besorgte Augen. Ohne ein weiteres Wort schlang Maya ihre Arme um meinen Körper und hielt mich fest. Ich spürte wie die Kälte langsam mein Körper verließ. Minuten später zog ich mich zurück um sie anschauen zu können. „Es ist alles gut." antwortete ich und kam mir blöd dabei vor, doch lügen war für mich einfacher denn je geworden.
„Ist klar, du siehst aus als hättest du ein Gespenst gesehen." erwiderte sie und strich mit ihrem Daumen über meine Wange, „Das kann so nicht mehr weiter gehen Aly, ich habe Angst um dich. Du musst dir helfen lassen."
Ich hielt inne als sie die Worte aussprach, ist es das was ich denke? Ein Psychiater? Niemals!
Energisch schüttle ich den Kopf, ich kann nicht mal mit meiner eigenen Mutter darüber reden, wie soll ich es bloß einer wildfremden Person anvertrauen?
„Ich weiß das es schwer für dich ist und ich kann dich verstehen, aber wenn du weiter so machst wie bisher wirst du nie wieder glücklich Alyssa." sie griff nach meiner Hand, ihre sind gegen meine warm und weich.
Zu lange überlege ich was ich darauf antworten soll, doch Maya wartet geduldig auf meine Antwort. Ich weiß das ich Hilfe brauche, aber ich kann das nicht, nicht nachdem ich es meiner Mutter nicht gesagt habe.
„Ich muss es erst meiner Mutter erzählen, vielleicht.. vielleicht dann." sage ich entschlossen und versuche mir ein Lächeln auf zu zwingen. „Okay, das verstehe ich, aber ich werde dir immer zur Seite stehen, und außerdem werde ich dir jetzt helfen! Wir werden aus dir eine mutige junge Frau machen." sie grinst und stemmt selbstsicherer ihre Hände in die Hüfte. Pures Glück, ist das einzige was ich sehe wenn meine Beste Freundin vor mir steht, ich habe sie nicht verdient, sie ist zu gut für mich. Also beginne ich erneut zu Lächeln, doch dieses Mal ist es nicht erzwungen sondern echt.

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