Kapitel acht

180 8 3
                                    

"Hast du eigentlich schon was besonderes geplant?" Maya schiebt sich gerade ein Stück von ihrem French Toast in den Mund, "Geplant für was?" frage ich verwundert und runzle die Stirn. "Du hast in zwei Wochen Geburtstag?" sie lässt augenblicklich die Gabel fallen und mustert mich. Mist, mein Geburtstag. "Ich will dieses Jahr ehrlich gesagt gar nicht feiern." sage ich und nehme ein Schluck von meinem Orangensaft, "Das ist nicht dein Ernst! Du wirst einundzwanzig, das müssen wir feiern!" am liebsten würde ich ihr das ganze ausreden und den Samstag mit ihr verbringen und keinen anderen Menschen, aber ich kenne Maya und so schnell wird sie das Thema nicht wieder ruhen lassen. "Ich weiß nicht, du kennst mich doch." erwidere ich "Ja ich kenne dich, zu gut sogar. Deshalb werde ich eine Party schmeißen, komme was wolle." fest entschlossen kaut sie auf einem nächsten Stück Toast herum. Natürlich wird sie eine Party schmeißen und ich komme aus der ganzen Sache nicht mehr raus, also sage ich nur "Okay." was sie ruhig stellt. "Aber nur unter einer Option, kein, wirklich kein Stripper Maya!" sie prustet los und beginnt zu lachen, "Das ist nicht witzig." sage ich "Und ob das witzig ist. Aber gut, kein Stripper." sie hebt die Hände in die Luft und grinst. "Danke." und dann widmen wir uns wieder dem Essen zu.

"Tut mir leid." sagte die Kellnerin und schenkte mir ein entschuldigendes Lächeln. "Wir haben momentan wirklich genug Personal. Aber sonst frag doch mal nebenan, ich glaube die suchen noch welche.",
"Okay, trotzdem Dankeschön." sage ich obwohl ich nebenan schon bereits gewesen war und dort ebenfalls keinen Erfolg hatte. "Gerne." sagte sie und ging dann zurück zur Theke, wo sie die Bestellung weitergab die sie eben aufgenommen hatte. Wir verließen das Cafe und blieben neben der Eingangstür stehen. Dort holte ich meinen gefalteten Zettel aus der Jackentasche und strich seufzend den Laden samt Adresse durch. Es war viel schwerer, einen Nebenjob zu finden als ich gedacht hatte. Mein anfänglicher Optimismus war nach vier Stunden erfolgloser Suche deutlich eingestampft worden, auch Maya die anfangs ebenfalls optimistisch an die Sache ran gegangen ist, ist jetzt genau so stutzig wie ich. "Wie viele stehen noch auf der Liste?" fragt sie und bindet ihre Haare mal wieder zu einem Zopf zusammen, "Ein letztes Cafe." antworte ich und falte den Zettel wieder zusammen. "Na dann mal los, das beste kommt zum Schluss." scheinbar ist ihr Optimismus doch wieder erwacht während meiner tief zertrampelt auf dem Boden liegt. Ich folge Maya zu meinem Van und wir begeben uns zurück auf die Straße während mir mein Handy provisorisch als Navigationsgerät dient, weil Maya noch nicht alles von Boston kennt. "Wie lautet die Adresse?" ich ziehe den Zettel zum gefühlt hundertsten mal an diesem Tag aus meiner Jeansjacke und falte ihn auf, "338 Newbury Street." Maya tippt sie ins Handy und ich folge der Stimme des Navis. Tatsächlich mag das Cafe das beste sein da ich mich auf dieses am meisten gefreut habe, es ist nämlich nicht nur ein simples Cafe, sondern auch ein Buchladen. Und was gibt es bessere als etwas um sich zu haben was man mit ganzem Herzen liebt?

Fünfzehn Minuten später erreichen wir das kleine Cafe mit riesigen Fenstern an denen es sich im Innenleben bereits einige Gäste bequem gemacht haben. Meine Nase wird mit einem Duft von Zitronen Kuchen und heißer Schokolade erfüllt als wir es betreten und ich könnte schwören das mein Mund in dieser Sekunde komplett offen steht als ich es von innen betrachte. Alte Glas Flaschen hängen als Lampen von der Decke und erfüllen das Cafe mit einem warmen Licht während überall kleine runde Tische umrandet von gepolsterten Hockern und Stühlen aufgestellt wurden. In den Fensternischen wurden Bänke aus Paletten aufgestellt und mit vielen Kissen dekoriert was mir direkt ein lächeln ins Gesicht zaubert. Alles wirkt harmonisch und warm, die Leute sitzen an den Tischen trinken Kaffee, reden oder lesen eines der Bücher die sich im hinteren Bereich des Cafes in einem riesigen Regal befinden was ich von hier aus erkennen konnte. "Hier ist es wirklich mega schön." höre ich Maya hinter mir staunen und drehe mich zu ihr um, "Es ist perfekt, wenn ich jetzt noch einen Job bekommen könnte würde es doch noch zum Highlight des Tages werden." schwärme ich und beiße mir auf die Unterlippe. Dann ertönt eine andere Stimme und ich drehe mich ruckartig um, eine Frau mit Dreadlocks und einem Nasenring lächelt mir entgegen, "Willkommen im Trident, was kann ich für euch tun?" ich räuspere mich, "Ich suche nach einem Nebenjob, suchen sie momentan eine Aushilfe?" ich rede viel zu schnell, was ich auch bei den anderen Cafes bemerkt hatte, trotzdem hält das Lächeln der Frau stand. "Rein theoretisch ja, ich hole mal den Chef. Der wird dann mit ihnen die Einzelheiten besprechen." sie wendet sich ab und eine innerliche starre breitet sich in mir aus. Chef. Männlich. Ich bekomme schwitzige Hände und die Angst versucht mich vollkommen einzunehmen. Nur den mutigen gehört die Welt. Immer wieder spiele ich den Satz in meinem Kopf ab und konzentriere mich auf das wesentliche, ich brauche diesen Job. Hier sind Menschen, Maya ist bei mir, er wird mir nichts tun. Langsam entspannt sich mein Körper als ich in Mayas Gesicht schaue und sie mir zumutend ein Lächeln schenkt. Manchmal ist es schon gruselig wie gut wir uns kennen und wie  offensichtlich wir einander unsere Gedanken lesen können, aber das stärkt unsere Freundschaft umso mehr.

"Hallo, ich bin Mr. Gelbero." reißt mich eine Stimme aus den Gedanken und ich starre in ein Gesicht das mit grauen Bartstoppeln versehen ist, "Sie können mich aber auch ganz einfach Joe nennen." mein Blick fällt auf seine Nase, auf der er eine dunkelbraune Brille trägt, seine Haare sind genau wie die Bartstoppeln grau, trotzdem wirkt er noch recht jung. Er streckt mir die Hand entgegen, kurz halte ich inne und starre auf diese bevor ich meine Hand vorsichtig in seine lege und sie schüttel, "Freut mich sie kennen zu lernen, ich bin Alyssa, Alyssa Singh." antworte ich zögerlich und ziehe meine Hand zurück. "Sie haben wirklich Glück gehabt, ich wollte heute eine Anzeige an die Fensterscheibe kleben." er lächelt mir zu, "Sie können den Job haben, ich bräuchte nur eine kurze Bewerbung und ihren Lebenslauf." am liebsten würde ich einen Luftsprung machen und losschreien was ich aber mit allen Willenskräften unterdrücken muss. "Super, ich danke ihnen vielmals." ich atme erleichtert aus und bringe ein lächeln über die Lippen. "Gerne, bringen sie die Sachen morgen einfach vorbei und dann können sie am Freitag direkt einen Probetag machen." seine Falten treten beim Lächeln hervor und er schiebt seine Brille ein Stück weit höher. "Dann bis morgen." sage ich und verabschiede mich. Als Maya und ich das Cafe verlassen kann ich nicht anders als ihr in den Arm zu springen, "Oh Gott, ich habe den Job!" Maya beginnt zu lachen "Natürlich hast du ihn, die wären echt doof wenn die jemanden wie dich nicht nehmen würden.",
"Jetzt übertreibst du aber, die kennen mich doch nicht mal richtig." antworte ich und gebe ihr einen Stoß gegen den Oberarm. "Ich kenne dich aber gut genug um das behaupten zu können."

Als wir zurück in der Wohnung sind, begrüßt uns ein Geruch der mir das Wasser im Mund zusammen laufen lässt. Isaac steht in der Küche und kocht, ja tatsächlich, er kocht. Maya sprintet auf ihn los und umarmt ihn von hinten, "So kommt man doch gerne nach Hause." sie schwebt inzwischen mit der Nase über den Topf "Was ist das?" fragt sie stirnrunzelnd "Ein Rezept von meiner Granny, irgend so ein Hühnerfrikassee oder wie man das nennt." Ich mache einen Schritt auf die beiden zu und begutachte seine Kreation. Es sieht, naja wie soll man es sagen, es sieht echt eklig aus. Ich ziehe meine Nase kraus und blicke zu Maya die mich ebenfalls anschaut und auf eine Reaktion meinerseits wartet. Dann ist es totenstill im Raum und keiner weiß so wirklich was er sagen soll, "Ist es wirklich so schlimm das wir jetzt alle schweigen müssen?" fragt Isaac an uns gewandt. "Es riecht besser als es ausschaut." versuche ich so sanft wie möglich zu sagen um ihn nicht zu verletzen, "Probieren geht über studieren." fügt Maya hinzu und holt derweil drei Teller aus dem Schrank, die sie dann auf dem Tisch platziert.

Ich nehme einen Löffel und puste bevor ich in mir vorsichtig in den Mund schiebe, wow. Ich hätte mit wirklich schlechterem gerechnet, aber das ist wirklich gut. "Es schmeckt besser als es aussieht." ich sehe zu Maya die ebenfalls geschmacklich im siebten Himmel schweben muss, "Das ist, das ist wirklich gut." fügt sie hinzu und wir drei essen den gesamten Topf leer.

Nachdem wir den Abwasch erledigt haben machen wir uns an das aufbauen meiner Möbel und beginnen mit dem Bett, das sich nach kürzester Zeit als unproblematisch durch Isaacs Hilfe herausgestellt hat. Nicht mal eine Stunde haben wir für das Doppelbett gebraucht und ich bin gerade dabei die Matratze zu beziehen als Maya kurz das Zimmer verlässt und keine Minute später wieder neben mir steht. Ihre Hände hat sie hinter dem Rücken versteckt und beginnt zu grinsen, "Was, was ist los?" frage ich und mustere sie, "Überraschung!" sie hält einen großen Bilderrahmen in die Höhe indem sich ein Bild von mir und ihr an unserem ersten Halloween befindet. Was um Gottes willen, "Maya, das ist, das ist. Wow. Ich weiß gar nicht was ich sagen soll. Danke!" Ich nehme es entgegen und begutachte unsere Gesichter und die Kostüme. Ich war an diesem Tag so stolz das erste mal alleine mit Maya Halloween gehen zu dürfen. "Ich dachte es würde gut in dein Zimmer passen, wenn du willst kann Isaac es gleich an die Wand hängen." Sie strahlt genau wie ich übers ganze Gesicht, "Natürlich, gerne." antworte ich ohne zu zögern.

1700 Wörter 🤯
Eigentlich habe ich mich darauf festgelegt für ein Kapitel ca. 1500 Wörter zu schreiben, aber ich war gerade so vertieft das ich einfach weiter schreiben musste 😂
Ich hoffe es gefällt euch! ♥️✍🏻

Lost LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt