Kapitel vierundreißig

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Das Mikrowellen Popcorn war gerade fertig geworden und Maya verteilte ihre Sammlung an Nagellacken auf dem Wohnzimmertisch, ich war glücklich das ich an diesem Abend nicht alleine war da mich das Telefonat mit meiner Mutter sowieso nur auf schlechte Gedanken gebracht hätte und ich durch Maya wenigstens jemanden bei mir hatte. "Rot oder Grün?" sie hielt zwei Fläschchen in die Höhe und zog eine Augenbraue hoch, "Zu dir passt Rot." Erwiderte ich und füllte das Popcorn in eine Schale, um mich dann zu ihr auf die Couch zu setzen. "Nein nein, ich meine welche Farbe möchtest du?" Ich schüttelte den Kopf, "Hast du weiß oder Rosa?" fragte ich, "Ganz bestimm" sie wühlte in der Tasche herum, "Nicht!" sagte sie belustigt und hielt mir jetzt ein Fläschchen mit durchsichtigen Nagellack entgegen, "Das wäre das einzigste was meiner Meinung nach harmlos ist." Ein Wunder das Maya so etwas überhaupt besaß, ich nahm ihn entgegen während Maya begann sich die Nägel rot zu lackieren, im Hintergrund lief eine Folge von The Flash. Plötzlich klingelte es Sturm und ich erschrak, während Maya vor Schreck die Popcorn Schale von den Beinen schmiss, "Ich gehe schon." Sagte ich und lief durch den dunklen Flur zur Haustür die ich vorsichtig öffnete, vor der Tür stand Tyler der etwas taumelte, "Was machst.." bevor ich den Satz überhaupt beenden konnte presste er seine Lippen auf meine, sein Atem roch nach Whiskey und Zigarettenrauch, ich löste mich von ihm, "Was ist los?" Ich runzelte die Stirn, er war besoffen. "Ich hab disch vermissttt!" lallte er und wollte sich gerade wieder zu mir herunter beugen um mir einen weiteren Kuss zu geben, aber ich trat einen Schritt zurück wodurch er fast nach vorne kippte, sich aber noch rechtzeitig am Türrahmen festhalten konnte. "Ey!" protestierte er, "Nichts Ey, was zur Hölle hast du gemacht, ich dachte ihr habt Bandprobe? Und wo ist Isaac überhaupt?" Jetzt ging hinter mir das Licht an, und ich erschrak als ich Tyler's Gesicht sah, Schrammen zierten seine Wangen und über seiner Augenbraue war eine offene Wunde die noch leicht blutete, ich erstarrte. "Prügelei-" fing er an zu erklären doch Maya schnitt ihm das Wort ab, "Was ist passiert? Wo ist Isaac?" In diesem Augenblick tat sie mir furchtbar leid, "Polizeiiii" erwiderte Tyler und schwankte nach vorn, ich konnte ihn gerade noch mit den Armen halten was eine schwere Angelegenheit war da er mich überragte und durch seine breiten Schultern sowieso etwas schwerer war. "Darf ich dein Wagen nehmen?" sagte sie an mich gerichtet, hastig nickte ich "Natürlich, pass auf dich auf." Sie griff nach den Schlüsseln die auf der Kommode lagen und streifte sich ihre Lederjacke in Sekundenschnelle über, "Der kann was erleben!" schrie sie ehe sie die Wohnung verließ.

Tyler war unglaublich schwer und kurz davor einzuschlafen mein Arm tat es ebenfalls und so versuchte ich ihn zur Couch zu hieven was unfassbar kompliziert war da ich neben ihm wie eine Maus war, "Tyler" sagte ich und rüttelte an seiner Schulter, "Wach auf!" Ich war unfassbar wütend, Natürlich freute ich mich darüber das er zu mir gekommen ist, aber in seinem Zustand hätte ich ihn am liebsten eine runter gehauen. "Ich brauche mehr" seine Augen waren geschlossen doch er presste die Worte hervor, "Was mehr?" Besoffen war er wirklich merkwürdig, "Kokain." Das Wort traf mich wie ein Schlag ins Gesicht und ich wollte ihm am liebsten wirklich eine runter hauen. Ich ballte meine Hände zu fausten und spürte die Fingernägel die sich in das Fleisch bohrten. "Du brauchst ein Bett" ich ignorierte seine offensichtliche Offenbarung des Drogenkonsums gekonnt, ich wollte keinen Streit also versuchte ich ihn an den Armen vom Sofa zu ziehen, mit Schwung stand er vor mir und packte mit beiden Händen an meinen Po worin er kürzester Zeit später seine Finger fest krallte und mir ins Ohr flüsterte, "Ich will dich ficken." Jetzt geht er wirklich zu weit, "Du bist besoffen und musst ins Bett."

Der Kampf schien mir unendlich lang und ich war froh ihn endlich erfolgreich in mein Bett gebracht zu haben, er begann derweil schon zu schnarchen. Damit hatte ich nicht gerechnet, nicht mit einem solch chaotischen Abend. Ich schnappte mir noch schnell ein Buch aus dem Regal ehe ich mein Zimmer verließ und noch einen letzten Blick auf Tyler warf, am liebsten würde ich mich zu ihm legen aber ich durfte nicht nach geben, morgen früh wird es so oder so schwer ihn auf das alles anzusprechen, also schließe ich die Tür und lege mich auf die Couch.

Es ist warm, unfassbar warm als ich die Augen öffne sehe ich nichts außer die Dunkelheit. Wie spät ist es? Erst jetzt merke ich das sich starke Arme um mich schlingen und mich festhalten, Tyler. Ich seufze versuche nach dem Schalter der Standlampe zu greifen und sie anzuknipsen. Mit ineinander verschlungenen Beinen und einer durcheinander liegenden Decke, liegen wir auf der viel zu engen Couch. Sein Atmen ist flach und ruhig, während sein Kopf auf meinem Bauch liegt und er sich mit den Händen an meiner Hüfte festkrallt. "Tyler" flüstere ich, "Wach auf" Ich streiche mit der Hand über seine Wange während er sich regt und etwas unverständliches nuschelt. "Wo bin ich?" sagt er jetzt klar und deutlich und löst dabei seine Arme von meiner Hüfte was mich etwas traurig macht. "Du bist bei mir." sage ich ruhig, "Isaac? Wo ist Isaac?" mit einem Ruck springt er vom Sofa und steht nun bloß in Unterhose vor mir, "Maya holt ihn" ich stehe vor ihm und versuche ihn zu beruhigen in dem ich näher trete und meine Hand auf seiner Wange platziere, "Wirst du mir sagen was passiert ist?" flüster ich, "Aly bitte jetzt nicht.." er tritt einen Schritt zurück und will aus dem Wohnzimmer stürmen, "Tyler du rennst jetzt nicht weg!" schreie ich "So kann es nicht weiter gehen." Abrupt bleibt er im Türrahmen stehen, "Wie meinst du das? Du kannst mich nicht verlassen!" Sein Blick deutet nichts anderes als Trauer und Angst. "Ich mache mir Sorgen um dich" sage ich und verschränke die Arme vor der Brust "Du sagst mir garnichts, ich.. ich weiß nicht mal warum du ständig mit Verletzungen kommst und mir nicht mal irgendwas anvertraust." er schüttelt den Kopf, "Wir reden später darüber" sofort stürmt er in mein Zimmer sammelt seine Sachen zusammen und streift sich die Klamotten über, "Ich muss jetzt zu Isaac danach erkläre ich dir alles, wirklich alles." Ich weiß das es egoistisch sein mag und das ich auch alles für Maya liegen lassen würde aber ich kann nicht anders, "Du gehst jetzt nicht!" Schreie ich und folge ihm aus der Haustür. Der Wind ist verdammt kalt und der Regen schüttet wie aus Eimern, "Tyler!" schreie ich wieder während er den Parkplatz entlang läuft, er macht große Schritte und ich renne förmlich hinter ihm her, als ich ihn erreiche versuche ich ihn an der Schulter zu packen. Er bleibt stehen und ich pralle gegen ihn, "Wenn ich es dir sage bist du in Gefahr" sagt er und dreht sich zu mir um, "Ich bin nicht gut genug für dich Alyssa." Tränen bilden sich, "Sag sowas nicht, bitte" ich trete wieder einen Schritt näher in der Hoffnung er würde die eben gesagten Worte zurück nehmen und mich in eine Umarmung schließen.
"Du musst leben, Alyssa." seine Worte sind nur noch ein leises Flüstern, dennoch brennen sie förmlich auf meiner Haut. "Und ohne mich, kannst du das." Ich kann nicht, ich kann es einfach nicht. Ich mache einen Schritt zurück, der Regen prallt weiterhin auf meiner Haut und lässt meine nassen Haare im Gesicht kleben. "Ich dachte du liebst mich." Flüstere ich während sich die Tränen mit dem Regen vermischen. Seinen Ausdruck nach zu urteilen schwebt eine Mischung von Wut und Enttäuschung in seinen Augen. "Nein" presst er hervor, "Ich habe dir gesagt das es nicht meine Art ist, ich kann, ich kann das nicht!" er macht weitere Schritte zurück.
Ich mache auf den Absatz kehrt ehe ich mich weiterhin von seinem Blick in den Bann reißen lasse. Innerlich will ich nur noch schreien, aber ich bleibe stumm. Meine Beine sind taub und meine Hände eiskalt. Es ist besser so, es hätte von Anfang an besser so sein sollen. Während er mit schnellen Schritten davon läuft stehe ich im Regen und weine, ich weine nicht wie üblich, denn zum ersten Mal weine ich bitterlich. Wie dumm war ich zu glauben das er mein Anker sein könnte?

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