Kapitel sechundzwanzig

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Das Glockenspiel ertönte als Isaac die Tür aufstoß, und ein Geruch von Minze und Desinfektionsmittel stieg mir in die Nase. Ich hörte das Summen der Tättowiermaschine und leise Klänge eines Metalsongs aus dem Radio, als sich ein schwarzer Vorhang öffnete und Tyler vortrat, „Da seit ihr ja." Seine Augen trafen meine und seine Mundwinkel erhoben sich für eine fast unsichtbare Sekunde, denn so kam es mir vor, wie eine Einbildung. „Bist du soweit?" Isaac versuchte hinter den Vorhang zu blicken aus dem jetzt ein großgebauter breiter Mann mit Glatze und Vollbart trat, er konnte selbst Tyler überragen der schon gefühlte drei Köpfe größer als ich war. Er schüchterte mich ein, mit seiner dunklen Mine und der Lederjacke. „Isaac Junge, ich wusste ja garnicht das bei euch Frauen spielen." seine Stimme war rauchig und tief aber irgendwie freundlich. „Seit wann bist du wieder in Boston." Isaac ignorierte seine Frage gekonnt und lehnte sich mit dem Ellbogen an dem großen Tisch ab. „Bikertour, ich konnte es mir doch nicht nehmen lassen meinen Neffen wieder zu sehen und das Grab von Ella zu besuchen." Tyler's Mine wurde hart und sein Kiefer spannte sich an als ich jetzt zu ihm sah, doch er mied meinen Blick und klopfte seinem Onkel auf die Schulter, „Dann mach dich mal los."
Ella, so hieß sie also. Ich erinnerte mich an das Foto zurück und sah seine wunderschöne glückliche Mutter vor mir, wie sie in die Kamera strahlte und einen Blumenstrauß in der Hand hielt. Und dann dachte ich zurück an den Morgen als ich bei Tyler war, wie wir zusammen gefrühstückt hatten und ich eine ganz andere Seite von ihm kennenlernen konnte, eine glückliche und ausgeklungene Seite.
„Gute Fahrt Frank!" sagte Isaac und lächelte. „Macht's gut Leute." mit einer Folie auf dem Unterarm machte er sich auf den Weg zur Tür und verließ das Studio.

„Ihr könnt schonmal hoch, ich räume noch kurz auf. Im Kühlschrank ist Bier." sagte Tyler und Isaac ließ es sich nicht noch einmal sagen und war schon auf dem Weg zur Treppe während Maya ihm folgte, doch ich blieb stehen. Wie angewurzelt. Tyler verließ den Empfangsbereich und verschwand hinter dem Vorhang. „Willst du nicht mit kommen?" fragte Maya und blieb abrupt auf der Treppe stehen, „Ich muss nur kurz mit Tyler reden." ich war selbst über meine Worte überrascht, doch ich war mir sicher das ich mutig genug dafür war. „Okay, falls was passiert, Schrei!" sagte sie und stapfte die letzten Stufen hoch. Ich wusste selbst nicht genau was ich hier tat und schob den schwarzen Vorhang vorsichtig zur Seite, Tyler stand mit dem Rücken zu gewandt vor mir. „Tyler?" meine Stimme war fast nur ein Flüstern doch er drehte sich um. „Ich komme doch gleich." sagte er genervt und wandte mir wieder den Rücken zu. Einen Moment lang war es still und ich stand nur da und wartete, worauf wusste ich auch nicht. „Es tut mir leid." sagte ich wie schon oft zu vor zu ihm, doch er rührte sich nicht. Ich nahm tief Luft, „Einfach alles tut mir leid, das ich in dein Zimmer gegangen bin, das ich das Buch geöffnet habe, selbst das ich höchstwahrscheinlich daran Schuld bin das es dir die letzten Tage nicht gut ging." er ließ etwas fallen aber bemerkte es garnicht, denn er sah mich jetzt an, mit einem Blick den ich nicht deuten konnte. Ich hatte Angst davor was jetzt kam, doch ich war so neugierig das ich es kaum erwarten konnte. Würde er die Entschuldigung annehmen? Würde er mich raus schicken weil ich das Thema wieder angesprochen hatte? Was würde er tun? Ehe ich mich versah kam er mit großen Schritten auf mich zu, „Und mir tut das leid." er presste seine Lippen so schmerzhaft dolle auf meine das ich fast unter ihm zusammen sackte. Doch er hielt mich fest, so fest das mich wieder das Gefühl einholte als er mich an meinem Geburtstag tröstete, als ich wieder einen Anfall bekam. Es fühlte sich so verdammt gut an. Meine Hände zogen wie von selbst an seinen Haaren und ich presste meinen Oberkörper gegen seinen. Ein leises wimmern entlockte mir und auch er zog scharf Luft ein, doch ich wollte diesen Kuss nicht unterbrechen, also presste ich meine Lippen wieder auf seine. Diesmal war der Kuss viel inniger und intensiver den wir beide lechzten nach mehr, seine Hände wanderten meine Taille entlang und fassten unter mein dünnes T-shirt, seine Hände waren eiskalt als sie auf meine warme Haut trafen und ich zuckte erschrocken, doch Tyler bemerkte es nicht und wanderte immer höher bis er an meinem Bh angekommen war. Es ist so falsch, es ist so verdammt falsch das hier zu tun. Wie kann sich etwas so gut anfühlen aber gleichzeitig nicht richtig sein? Ich sollte es stoppen bevor es noch weiter ging und ich im Panik ausbreche. Ich löste meinen Mund abrupt von seinem und sprang förmlich von ihm weg. „Stop." sagte ich außer Atem, „Wir dürfen das nicht tun." doch er schüttelte den Kopf, „Wer hat dir das angetan?" kam es plötzlich aus seinem Mund, „Wer hat dir weh getan?" er wollte nach meinem Arm greifen doch ich war schon zu weit von ihm weg und spürte die kalte Wand hinter mir. „Was redest du da?" sagte ich erschrocken. „Wer hat dir weh getan Alyssa?" ich wusste genau was er meinte, doch das kann nicht möglich sein, er kann es nicht wissen. „Denkst du etwa ich bin blind? Denkst du ich beobachte dich nicht?" er strich sich energisch durch die Haare, und meine Hand begann wie üblich zu zittern, immer wenn ich kurz davor war. „Denkst du ich sehe nicht wie dein Körper reagiert wenn du dich eingeengt und bedrängt fühlst? Wie sich dein ganzer Körper anspannt? So war es als du mich zum ersten Mal gesehen hast, als du Jason und Dan gesehen hast, oder vorhin meinen Onkel." ich schüttelte mit den Kopf versuchte Worte zu Stande zu bringen, doch mein Hals war so trocken das ich nicht einmal mehr den gebildeten Kloß herunter schlucken konnte. „Du hast Angst, du hast Panik." sagte er nun und blickte zu meiner zitternden Hand die ich akribisch mit der anderen festhielt um das Zittern zu unterdrücken. „Rede mit mir Alyssa, wer hat dir das angetan?" er kam auf mich zu, immer näher, doch ich verspürte keine Angst vor ihm, ich verspürte nur Scham. Und dann nahm er meine Hand umschlang sie mit seiner und drückte sie auf seine Brust. Ich wusste nicht was er mir mit dieser Geste sagen wollte doch es beruhigte mich. „Es tut mir leid, das ich so zu dir war wie ich war, es lag nie an dir sondern daran das du in mir etwas auslöst was ich nicht kenne." verwundert sah ich in seine stechend grünen Augen, „Was meinst du?", „Das Gefühl das ich dich brauche, und das ich an nichts anderes mehr als an deine wunderschönen Lippen denken kann, seitdem ich dich das erste mal gesehen habe, Oh Gott Alyssa, wenn du wüsstest was du in mir auslöst." meine Hand lag immer noch auf seiner Brust. „Aber warum bist du dann so gemein zu mir gewesen?" diese Worte, aus seinem Mund zu hören lösten eine Explosion in meinem gesamten Körper aus. „Ich habe dich anfangs so sehr gehasst, weil ich dich verdammt nochmal so sehr wollte. Und ich bin gut darin Menschen zu hassen, also dachte ich es wäre das beste dir das Gefühl zu geben, da ich Angst davor hatte das zu fühlen was ich nunmal fühle wenn du in meiner Nähe bist." Es war genau das, was ich hören wollte und trotzdem wusste ich nicht was ich erwidern sollte. „Denkst, also fühlst du denn genau so?" er klang so verunsichert, so kannte ich ihn garnicht. Ich nickte langsam und öffnete meinen Mund, „Ich, Ja, ich fühle genau so." und das waren die Worte die alles beschrieben was ich in letzter Zeit gedacht hatte, das ganze Chaos das sich in meinem Kopf zusammen tat und mich immer wieder daran zweifeln ließ das ich meine Prioritäten unterschätze und sie allmählich zusammen brechen würden, aber das sollten sich doch nicht, sie sollten mich schützen.

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