Als ich am nächsten morgen aufwache verspüre ich einen großen Drang direkt wieder einzuschlafen. Maya ist gestern Abend nicht mehr zu mir ins Zimmer gekommen, und als ich mich auf den Weg ins Wohnzimmer gemacht habe um mich auf die Couch zu legen habe ich sie auch nicht mehr zu Gesicht bekommen. Verübeln kann ich ihr das ganze natürlich nicht denn sie hat auch noch andere Probleme als mich.
Ich schlage die Decke zur Seite und erhob mich mit einem pochendem Kopf. In der Wohnung war es totenstill und ich fühlte mich komisch, da ich nun ganz alleine war da Maya und Isaac beim Brunchen sind. Ich mache mich direkt auf den Weg ins Badezimmer wo ich erst einmal eine warme Dusche nehme, die schnell ihre Wirkung zeigt denn meine verspannten Schultern verschwinden in kürzester Zeit. Ich steige aus der Dusche und wische den entstandenen Dampf vom Spiegel um mein Gesicht betrachten zu können. Da ich mich die ganze Nacht herumgewälzt habe und kein Auge zu bekommen habe durch die ständigen Gedanken, zeichnen sich nun dunkle Augenringe in meinem Gesicht ab. Maya würde mich jetzt als Zombie bezeichnen und mir ihren Arm hinhalten damit ich sie ebenfalls verwandeln kann, was mich direkt zum grinsen bringt da ich mir genau vorstellen kann wie sie die Worte aussprechen würde. Ich wickel mir das Handtuch um den Körper und suche nach meinem Kulturbeutel, den ich offensichtlich vergessen habe, genauso wie meine frischen Klamotten die ich mir eigentlich nach dem Duschen anziehen wollte.
Ich mache mich auf den Weg ins Wohnzimmer um sie zu holen als ich mitten im Türrahmen erschreckend stehen bleibe. Nein, bitte nicht. Hilfe. Höre ich meine innere Stimme. Auf dem Sessel sitzt Tyler. Der Tyler. Der mir Angst macht, vor dem ich Weg rennen wollte. Ich halte nun das Handtuch krampfhaft fest und will mich von der Stelle fortbewegen, was mein Körper aber nicht zu lässt. Er sitzt seelenruhig auf dem Sessel und hält ein Buch in der Hand, was mich stutzig macht. Ein Buch?
Und dann passiert es, er hebt seinen Kopf und schaut mich an, schlägt das Buch zu und beginnt zu reden, "Das nenne ich mal eine Begrüßung." Ich halte inne, was zur Hölle soll ich jetzt tun? Er mustert meinen Körper und grinst als er sieht wie ich das Handtuch immer fester halte.
"Ehm.. eh, was machst du hier?" Sage ich sichtlich verwirrt und ängstlich "Warten schätze ich." Erwidert er und stützt den Kopf auf seinem Unterarm ab. "W-Wie bist du hier rein gekommen?.."
Er zieht einen Schlüsselbund aus der Hosentasche und lässt ihn in der Luft baumeln, "Und was hast du hier zu suchen?" Fügt er hinzu und befördert den Schlüssel wieder zurück.
"Ich, ich wohne hier so ziemlich offensichtlich." Meine Stimme ist nur noch ein leises Flüstern, kurz darauf gehe ich direkt auf meinen Rucksack zu, und anstatt den Kulturbeutel und die frischen Klamotten heraus zu nehmen, nehme ich direkt alles mit und renne förmlich ins Badezimmer zurück.Ich schließe die Tür und drehe am Schlüssel, ich habe vorher ganz vergessen abzuschließen. Was wäre wenn er einfach rein gekommen wäre? - Ist er aber nicht, antworte ich meiner inneren Stimme und bemerke erst jetzt das ich die Worte wirklich laut ausgesprochen habe.
Mir zittrigen Händen putze ich meine Zähne und versuche ohne weitere Gedanken meine Haare zu föhnen was wesentlich schwieriger ist als gedacht, da ich mir ständig Sorgen darüber mache wie ich jetzt wieder aus dem Badezimmer komme. Der Typ hält mich doch für verrückt..
Höre ich meine innere Stimme erneut und male mir gerade aus wie er weiterhin auf dem Sessel sitzt und mich auslacht.
Nach rund zehn Minuten die ich vor der geschlossenen Tür stand und überlegt habe wie ich jetzt ins Wohnzimmer komme, öffne ich diese vorsichtig und gehe langsam hinüber. Als ich jedoch wie erhofft Tyler auf dem Sessel erwartet habe, ist dieser nun leer. Ist er jetzt gegangen?Plötzlich ertönt ein klimpern und ich schrecke zusammen. Mein Herz macht einen Aussetzer. Mein Blick folgt dem Geräusch und bleibt an Tyler hängen der gerade dabei ist eine Tasse mit Kaffee zu füllen. "Auch einen Kaffee?" Er wendet sich zu mir und ich beobachte wie sich seine Oberarme anspannen, durch sein weißes T-shirt scheinen seine Tattoos hindurch und mein Blick fällt auf seine Brust. "Hallo?" Er wedelt nun mit der Kaffeekanne herum und wartet ungeduldig auf meine Antwort, "Nein, nein danke, ich mag keinen Kaffee." Ich komme mir so unglaublich blöd vor.
"Ist es normal das du bei jedem Satz stotterst?" Fragt er und platziert die Kanne wieder auf dem Tresen. Ich ignoriere seine Frage gekonnt. "Und reden ist wohl auch nicht deine Stärke." Stellt er fest und nimmt einen Schluck während ich meinen Blick abwende und die Bettwäsche auf der Couch zusammen lege. "Ich bin nicht sehr gesprächig." Antworte ich leise und mache mich auf den Weg in mein Zimmer um dort die Sachen zu verstauen.Keine Schritte folgen mir. Ein gutes Zeichen. Nervös lasse ich die Sachen auf den Boden nieder und will gerade mein Zimmer verlassen als sich die Haustür öffnet und Maya gefolgt von Isaac die Wohnung betritt. Erleichtert atme ich aus, endlich.
"Alyssa?" Maya's Stimme ertönt und ich laufe ihr entgegen, nehme sie in den Arm und drücke sie fest. Das brauche ich jetzt.
"So wurde ich auch noch nie begrüßt, ist es etwa so schlimm ohne mich?" Ich ziehe mich zurück und lächle sie an, "Es ist einfach nur schön dich wieder zu sehen." Erwidere ich und beobachte Isaac der gerade dabei ist seine Jacke auszuziehen, "Solange waren wir nun auch nicht weg." Fügt er hinzu und schlingt die Arme von hinten um Mayas Taille. Ich stehe da und beobachte die beiden, wie Maya beginnt zu lachen weil Isaac gerade anfängt sie aus zu kitzeln. "Das ist echt ekelhaft." Ertönt Tyler's Stimme und ich zucke zusammen. Er steht angelehnt im Türrahmen des Wohnzimmers und beobachtet ebenfalls das glückliche Pärchen im Flur. "Halt die Klappe, nur weil du nicht so ein Glück in der Liebe hast muss du es uns nicht versauen." Kontert Maya und streckt die Zunge heraus.
"Was hast du hier überhaupt zu suchen Tyler?" Ihr Blick wird nun etwas besorgt als sie mich anschaut, ich kann ihre Gedanken förmlich lesen. Sie fragt sich jetzt ob er mir was getan hat, wahrscheinlich fühlt sie sich schuldig weil ich alleine mit einem Typen in der Wohnung war, während sie unterwegs war. "Ich wollte Isaac abholen." Antwortet Tyler und schaut zu ihm herüber der gerade anderweitig beschäftigt ist und an Mayas Hals Küsse verteilt. Eigentlich habe ich nie etwas gegen ihre derartige aufdringliche Art den Menschen zu zeigen wie sehr sich Lieben gehabt, aber das wird langsam echt etwas zu viel. "Können wir los?" Tyler tritt ungeduldig von einem auf den anderen Fuß, "Jaja ist ja gut." Isaac verdreht genervt die Augen, lässt sich aber immer noch genug Zeit um Maya einen weiteren Kuss zu geben, "Bis später Babe." Sagt er an ihren Lippen gewandt und zieht seine Jacke wieder von der Garderobe.Tyler stellt sich auf und kommt uns entgegen. Alle Alarmglocken schrillen in meinem Kopf, ich will einen Schritt nach hinten machen um ihn bloß nicht näher zu kommen doch meine Füße bleiben mal wieder wie angewurzelt stehen. Super Alyssa. Er kommt näher, seine Schulter streift meine und ein Geruch von Zigaretten, Kaffe und Aftershave schwirrt in meiner Nase, woraufhin ich sie wie üblich Kraus ziehe. Dumme Angewohnheit.
"War nett dich kennen zu lernen, Alyssa." Tyler's Stimme ertönt doch ich nehme sie nur gedämpft war, zu sehr bin ich von meiner Angst beeinflusst. Ich habe ihm nie meinen Namen genannt. Woher weiß er meinen Namen? Ist das einzige was in meinem Kopf neben der Angst schwirrt.
Ich starre auf den Boden dann zu Maya die gerade dabei ist die Tür zu schließen. "Was. War. Das?" Ihre Stimme ist laut. "Was war was?" Frage ich scheinheilig um mich nicht rechtfertigen zu müssen was bei ihr ohnehin sowieso unmöglich ist. "Er...Ihr, Ihr habt miteinander gesprochen?" Mayas Gesichtsausdruck ist unbezahlbar, "Leider ja, was meinst du was ich für eine panische Angst hatte! Ich war heute morgen duschen, habe jedoch meine Tasche vergessen und wollte zurück ins Wohnzimmer um sie zu holen als plötzlich dieser selbsternannte Komiker auf dem Sessel saß und mich zu Tode erschreckt hat.", "Warte mal, selbst ernannter Komiker?" Maya runzelt die Stirn "Er hat von sich aus beschlossen das Reden wohl nicht meine Stärke wäre, er hat sich über mich lustig gemacht. Ich..ich, ich weiß doch auch nicht, jedenfalls hatte ich Angst." Erwidere ich und spüre immer noch die Anspannung in meinem Körper sobald ich an ihn denke. "Es tut mir leid, ich wusste wirklich nicht das er vorbei kommt. Hast du, hast du wieder einen Anfall bekommen?" Nur Maya weiß davon, nur sie weiß wie schwer es ist. "Nein.." ich will weiter sprechen doch sie unterbricht mich, "Hör auf mit dem Nein und es wäre alles gut, ich kenne dich Alyssa, du kannst ehrlich sein." Sie kommt einen Schritt auf mich zu und legt ihre Hände auf meine Schultern.
"Ich hatte nur gestern Abend einen kleinen Zusammenbruch, als ich ihn gesehen habe, ich konnte einfach nicht anders. Ich komme mir so blöd vor ehrlich.. wenn das weiter so geht kann ich nicht mal einen Job finden, da mein Chef zufälliger Weise auch männlich sein könnte." Tränen bilden sich in meinen Augen die nicht mal Minuten später meine Wangen herunter rollen. "Hey, komm her." Maya zieht mich an sich, "Ally, du kannst nichts dafür. Ich weiß es ist hart, aber ich kenne dich und weiß das du es schaffen wirst, ich fühle mich schlecht dich alleine gelassen zu haben, und das ich es gestern Abend nicht mehr geschafft habe zu dir zu kommen, es tut mir so leid." Sie drückt mich fester "Ich weiß, wäre das alles nur so leicht." Antworte ich und spüre die nächsten Tränen.Kapitel 5! 😍
Hallöchen ihr Lieben.
Ein neues Kapitel ist da und ich habe so viel Spaß gehabt es zu schreiben. Natürlich ist es manchmal etwas schwer, da ich erneut mit meiner Vergangenheit konfrontiert werde und meine eigenen Gefühle beschreiben muss, aber es ist einfach ein befreiendes Gefühl diese Worte rauszulassen..
ich hoffe es hat euch gefallen ♥️
DU LIEST GERADE
Lost Love
Romance"Du musst leben, Alyssa." seine Worte sind nur noch ein leises Flüstern, dennoch brennen sie förmlich auf meiner Haut. Ich kann nicht, ich kann es einfach nicht. Ich mache einen Schritt zurück, der Regen prallt weiterhin auf meiner Haut und lässt m...