Kapitel achtunddreißig

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Der Saumen meines Shirts war durchnässt, meine Finger kalt und mein Kopf so schwer das ich ihn wohlmöglich gleich abstützen müsste. Ich hatte meine Knie so nah an meinen Körper gezogen das mein Po schon taub durch den harten Boden wurden. Wie lange ich schon saß konnte ich nicht sagen, denn es fühlt sich wie eine Ewigkeit an. Tyler hatte sich nachdem ich zusammen gebrochen war auch auf den Boden gesetzt und mit dem Rücken an die Wand gelehnt. Ich würdigte ihm keinen einzigen Blick und starrte auf die Holzdielen des Bodens. Mein Atem war flach da ich mich endlich beruhigen konnte, doch die Tränen liefen immer noch meine Wangen entlang bis sie auf meiner Lippe hielten und ich den salzigen Geschmack spürte. Ich war am Ende, wahrscheinlich sah ich auch so aus doch das war mir in diesem Augenblick vollkommen egal, ich wartete vor mich hin, darauf das Tyler ein Wort sagte, darauf das ich endlich aufstand und diese Wohnung verließ, oder vielleicht auch einfach darauf das der Schmerz aufhörte. Aber nichts der gleichen passierte. Die Stille nahm uns förmlich ein und ließ uns beide erstarren, kein einziger Laut außer mein Schluchzen war zu hören und so langsam keimte sich erneut die Wut in mir auf da Tyler immer noch keinerlei Emotionen zeigte. Ich war gerade dabei meine Stirn auf meine Knie zu legen als er sich räusperte, „Alyssa.." seine Stimme war rau gleichzeitig aber heiser und irgendwie spiegelte sich Sorgnis darin wieder, „Setzt dich auf die Couch oder leg dich einen Augenblick hin" sein Vorschlag klang so lächerlich das ich meinen Kopf hob und ihn einfach nur angrinste.

Wieder legte ich meine Stirn auf die Knie und schloss meine Augen die inzwischen schon zu brennen begonnen. „Ich meine es ernst, du wirst noch ohnmächtig!" jetzt berührte seine Hand meinen Ellenbogen und ich schluckte als mich das altbekannte Gefühl wie ein Blitzschlag durchzog, „Fass mich bitte nicht an." sagte ich so nett wie ich nur konnte doch er ließ nicht los. „Komm ich helfe dir hoch", energisch schüttelte ich seine Hand ab und versuchte mich selbst hoch zu hieven und scheiterte kläglich da meine Beine überhaupt keinen Halt fanden und ich mich unfreiwillig von Tyler stützen lassen musste, darauf hin saß ich schon wenige Sekunden später auf der Couch. Tyler wandte sich von mir ab, und ging in die Küche während ich mir mit meinen Handflächen die Tränen aus dem Gesicht wischte, genug mit diesem Tränen vergießen, ich sollte auf der Stelle von hier verschwinden. Mein noch anfänglicher Optimismus jetzt zu gehen wurde in dem Moment als Tyler mir ein Glas Wasser vor die Nase hielt zerstört. Ich rollte mit den Augen, „Ich muss jetzt gehen." sagte ich knapp und wollte gerade aufstehen als er mich am  Oberschenkel wieder zurück auf die Couch drückte. Nein. Nicht mein Oberschenkel. Nicht das jetzt auch noch. Ich schloss sofort meine Augen und atmete tief ein. Immer noch spürte ich seine warme Hand darauf und zuckte zusammen als mich alte Bilder einholten. Kalter nasser Boden. Keine Fluchtmöglichkeit.  Ich bin in Boston, ich bin nicht in Fairwood, redete ich mir immer wieder ein. Ich starrte jetzt auf seine Hand um mir selbst klar zu machen das Tyler es war der mich berührte und kein anderer. „Bitte nimm die Hand runter" meine Stimme war ein pures Zittern und mit flehenden Blick starrte ich ihn an, „Was ist los? Was hast du?", „Nichts, ich habe nichts bitte lass mich einfach los" erwiderte ich und hoffte auf sein Verständnis. „Ich werde reden, aber bitte trink erst einmal etwas." energisch nahm ich das Glas in die Hand und trank es hastig aus, „Dann fang mal an."

Tyler setzte sich ebenfalls auf die Couch und hielt einen Abstand zwischen uns über den ich gerade sehr dankbar war, denn seine Berührungen würden mich nur aus der Bahn werfen. „Ich tue dir das alles an weil ich nicht anders kann, ich habe keine andere Möglichkeit." es tat weh so etwas zu hören doch ich war mir sicher das es nur eine Ausrede war, „Warum Tyler? Sag mir einfach nur warum!" er sollte mir doch einfach eine klare Antwort auf meine Frage geben, „Warum spielst du mit mir? Ist es das was du mir in der Uni gesagt hattest, das du mein Leben zur Hölle machen willst?" langsam erinnerte ich mich an all die alten Taten und Worte von ihm zurück und kam mir jämmerlich dabei vor hier zu sitzen und noch einen Grund zu erfragen wenn ich ihn bereits selbst wusste, „Denn wenn das so ist Tyler, dann herzlichen Glückwunsch du hast es geschafft, jetzt kannst du mit deinem aufgepushten Ego feiern gehen und dich darüber amüsieren!" wieder weinte ich. „Nein du verstehst es falsch!" erwiderte er doch ich ließ ihn nicht weiter reden, „Ich verstehe es richtig, ich war dumm zu glauben das du all diese Dinge überhaupt ernst gemeint hattest", „Alles war ernst gemeint, ja ich wollte dein Leben zur Hölle machen, weil du zu diesem Zeitpunkt nicht mir gehört hast." ich begann zu lachen, Tränen liefen meine Wangen hinunter und ich lachte aus tiefster Seele, „Such dir wen anderes den du belügen kannst ich kann das nicht mehr!" jetzt war meine Geduld endgültig vorbei und ich verließ das Wohnzimmer um auf direktem Weg die Wohnung zu verlassen.

Draußen regnete es inzwischen und ich eilte mit schnellen Schritten nach Hause. Tyler verfolgte mich nicht, auch wenn ein kleiner Funken meiner Hoffnung es erwartete. Er hielt mich nicht einmal auf zu gehen. Und da war ich, inmitten eines Regenschauers in Boston, in einer Pyjamahose und mit wahrscheinlich verschmierten Mascara im Gesicht. In diesem Moment wurde mir bewusst das ich es so weit gebracht hatte mich selbst zu vernachlässigen weil ich erneut einen anderen Menschen über das Wohl meines eigenen gestellt hatte. Ich war an dem Punkt angelangt an dem ich die Steine meiner runtergerissenen Mauer wieder aufheben musste um sie erneut um mein Herz auf zu bauen. Und in diesem Augenblick war ich bereit dazu sie bruchsicher zu bauen, auch wenn ich wusste das morgen wieder alles anders aussehen könnte.


Hey ihr Lieben!
Ich wollte mich mal wieder persönlich bei euch melden da das leider garnicht mehr so oft vorgekommen ist :/
Ich hoffe es geht euch allen gut! Langsam komme ich wieder ins Schreiben rein und ich hoffe sehr das euch die Geschichte trotz Pause immer noch gefällt. 
Ich werde wenn sich die Zeit dazu ergibt die Tage mal die ersten Kapitel etwas verbessern und überarbeiten!
Lasst ordentlich Feedback und Verbesserungsvorschläge da, ich freue mich über jedes einzelne Kommentar ♥️

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