Kapitel 3

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„Ja, das ist sie. Sind deshalb schwer zu finden, da sie nur aus einem einzigen Grund wachsen können. Jedes Mal, wenn ein Schattenwesen eine selbstlose Tat begeht, wächst eine Blume. Du musst wissen, wir Schattenwesen sind die selbstsüchtigsten Wesen, die es gibt, weshalb es so etwas so gut wie nie passiert. Die Nachtveilchen sind ein Zeichen für Selbstaufopferung, doch sie sollen auch heilende sowie magische Wirkungen besitzen. Als meine Brüder und ich noch klein waren, haben wir auch eine gefunden. Unser Vater hat sie sofort an sich genommen. Er war ganz begeistert, als wir sie ihm gezeigt hatten. Doch leider habe ich keine Ahnung, was er mit ihr gemacht hat.", erzählte er mir aus seiner Vergangenheit. Gebannt hörte ich zu, bis er geendet hatte.

 „Und diese soll nun mir gehören?", fragte ich etwas überfordert, während ich auf die zerbrechliche Blume in meiner Hand blickte. „ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist. Was ist, wenn ich sie kaputt mache?", ergänzte ich zweifelnd. „Mach dir keine Sorgen. Ich habe sie mit einem Zauber belegt, damit sie nicht kaputt geht. Und glaube mir, du wirst sie irgendwann brauchen, ob aus gutem oder schlechtem Grund.", sagte er sanft, während er mich zuversichtlich anblickte. Verstehend nickte ich und packte die Blume vorsichtig weg. 

„Nein, warte!", warf Alistair dazwischen. Verwirrt holte ich die Blume wieder hervor. Kaum hatte ich das getan, nahm er sie mir aus der Hand und begann, irgendetwas zu murmeln, doch ich verstand kein Wort. Die Blume wurde plötzlich von Schatten eingekreist, welche nach einige Sekunden wieder verschwanden und zurück blieb eine Kette aus schwarzem Gestein, an welcher die Blume als Anhänger hing. Lächelnd reichte Alistair mir diese. „Damit du sie immer griffbereit hast!", sagte er mit sanftem Unterton. „Vielen Dank!", erwiderte ich atemlos, während ich mir die Kette umlegte.

„Es freut mich, wenn sie dir gefällt.", sagte er ehrlich. Strahlend sah ich ihn an und er blickte mir lächelnd entgegen, doch sein Gesicht wurde schlagartig ernst. „Ich habe über die Zeichen und deine Flügel nachgedacht. Ich werde das Gefühl nicht los, dass sie irgendwie zusammen gehören, doch ich weiß nicht, wieso! Aber diese Zeichen kamen mir bekannt vor. Du musst wissen, ich und meine Brüder sind schon sehr alt....", erzählte er mir fast schon beschämt. „Wie alt bist du denn?", fragte ich nun neugierig, da ich wissen wollte, wie lange er schon auf der Welt wandelte. Ich konnte es mir wirklich nicht vorstellen. Immerhin war er ein besonders Wesen! Vielleicht lebten Schattenwesen hunderte von Jahren länger als wir Menschen.

 „Wir wandeln schon seit tausenden Jahren auf dieser Welt. Mein Vater, der König der Schatten, hat mi angesehen, wie sie entstanden ist. Er war da von Anfang an! Mein ältester Bruder ist nun schon, glaube ich, 3200 Jahre alt. Ich hingegen bin erst seit 1500 Jahren auf der Welt. Ich bin der Jüngste von uns. Ich weiß, dass hat nichts mit den Zeichen zu tun, doch das Wichtigste kommt noch. Als ich noch klein war, habe ich meinen Vater immer wieder dabei beobachtet, wie er in unsere Bibliothek ging und dort Stunden lang blieb. Durch meine Neugierde getrieben schlich ich eines Tages hinter ihm her. Eigentlich war die Bibliothek ganz normal, doch er blieb plötzlich vor dem Portrait unserer Familie stehen und kurz darauf öffnete sich eine Tür.", offenbarte er mir. Staunend hatte ich zugehört. 

„Und was war hinter dieser Tür?", fragte ich mitgerissen. „Es war ein kleiner Raum mit Werken aus alter Zeit. Die ältesten Schriften, die es auf dieser Welt gab und auf einigen waren genau solche Zeichen abgebildet, wie sie bei dir erscheinen.", endete er. „Weißt du, was sie bedeuten?", wollte ich hoffnungsvoll wissen. Entschuldigend blickte er mir entgegen. Das hieß dann wohl nein. „Ich bräuchte eine dieser Schriften, um die Zeichen entziffern zu können.", murmelte er nachdenklich vor sich hin. „Dann holen wir uns eine!", rief ich abenteuerlustig. „So einfach ist das nicht....", seufzte er, doch ich hörte ihm schon gar nicht mehr zu. Zielstrebig hatte ich meine Schritte beschleunigt. Ohne noch etwas Weiteres zu sagen, packte ich ihn an der Hand und zog ihn hinter mir her. Wir würden meine Freundefinden und dann würden wir uns auf den Weg zum Schloss machen. Ich wollteAntworten und diese würde ich auch bekommen! Komme was wolle!

Wir liefen nun schon seit zwei Stunden durch den Wald, als Alistair plötzlich stehen blieb und mir zeigte, dass ich ruhig sein sollte. Gespannt blieb ich stehen und fing an, zu lauschen. Er hatte Recht! Hier in der Nähe war jemand, doch es hörte sich nicht gut an. Immer wieder ertönte Kampfgeräusche sowie ein lautes Knurren und Heulen. Ein Schrei erklang und zu meinem Schrecken war es Moon, welche schrie. Ich wollte schon loslaufen, als mich Alistair zurück hielt. „Wenn du das jetzt tust, bist du so gut wie tot. Das Vieh bei ihnen ist ein Shadow.... Wir müssen zusammenbleiben, wenn wir deine Freunde retten wollen!", ermahnte er mich und ging so schnell aber auch so leise wie möglich in die Richtung, aus der die Geräusche kamen.

 Als wir zwischen zwei Bäumen hervortraten, eröffnete sich uns ein beängstigendes Szenario. Ryan und Jason waren beide Blutüberströmt und konnten sich nur noch schwer auf den Beinen halten. Moon stütze sich an einen Baum und schien, der Ohnmacht nahe. Ohne lange darüber nachzudenken, schrie ich laut auf. Sowohl meine Freunde als auch der Shadow drehten sich zu mir um. Während die Angst in den Gesichtern meiner Freunde der Überraschung wich, schimpfte Alistair leise über meine Unvernunft. Doch ich starrte gebannt in die weißen Augen des Shadows, welcher mich nun ins Visier genommen hatte. Hoffentlich würde ich hier leben hinauskommen!

Legende des Phönix - Herz des Verräters (Bd. 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt