Kapitel 10

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Heute mal ein Kapitel aus der Sicht von Alistair. Gerne Feedback, ob ihr weitere solcher Kapitel haben möchtet!

„Das wirst du bestimmt nicht machen!", waren die Worte von Ryan gewesen, als wir den Anderen von unserem Vorhaben erzählt hatten. Natürlich waren sie nicht begeistert davon, dass ich mich schon wieder in Gefahr begab. Doch auch sie wussten, dass wir nicht mehr viel Zeit hatten und ich für den kommenden Weg meine ganze Magie brauchen würde. Ich musste dieses Ritual machen, um eine Chance in diesem Kamp zu haben!

Ryan versuchte zwar, mich umzustimmen, doch auch er sah es irgendwann ein, dass es keine andere Möglichkeit gab. Moon und Jason erklärten sich bereit, das Kraut zu suchen. Kaum waren sie aufgebrochen, führte mich Alistair wieder an den ruhigen Ort, wo er mir beibringen wollte, wie ich das Ritual überstehen konnte. Ryan folgte uns, da er mich nicht allein lassen wollte. Ich allerdings fand seine Sorge etwas übertrieben. „So für den Anfang möchte ich dir erklären, was du während des Rituals machen musst....", fing Alistair an zu erzählen. Gespannt spitzte ich meine Ohren!

POV Alistair

Während ich Leila so vor mir sitzen sah, malte ich mir die Geschehnisse in der heutigen Nacht aus. Immer wieder tauchte ein und dasselbe Bild in meinem Kopf auf. Leila, welche von ihren eigenen Flammen verzerrt wird.... Jedes Mal lief mir ein kalter Schauer den Rücken hinunter, wenn ich daran dachte. Ich musste mir jedes Mal aufs Neue sagen, dass alles gut laufen würde. Eigentlich sollte ich mich überhaupt nicht um ihre Gesundheit kümmern, immerhin war ich vor nicht allzu langer Zeit derjenige gewesen, der sie für alles auf der Welt tot sehen wollte. Von dem Plan, welchen ich gefasst hatte, als ich sie fast tot dort gefunden hatte, war mittlerweile nichts mehr übrig. Ich hatte mich in ihre Gruppe einbringen wollen, um sie von innen heraus zu zerstören. Ich hatte es mir lustiger vorgestellt, ihr weh zu tun, als sie in einem einfachen Kampf umzubringen. Doch war dieser Plan nach den letzten Tagen aus meinem Kopf verschwunden. Das Einzige, was mir jetzt noch wichtig war, war Leila selbst. Doch anders als damals wollte ich sie nicht töten.... Ich wollte ihr helfen! Ich wollte sie siegen sehen.... Immer wieder war ich verwundert über diese Veränderung, an welcher Leila Schuld war.

Sie hatte irgendetwas mit mir gemacht, nicht nur, dass meine Gefühle anders geworden sind. Ich sah die Welt nun mit ganz anderen Augen. Früher hatte ich immer das Dunkle und Schlechte in allem gesehen, doch seit Leila bei mir war, erblickte ich die Welt in ihrer vollen Pracht. Ich sah sie in all ihren Farben. Doch das Beste war Leila... Sie war für mich wie die Sterne und der Mond, welche die Nacht erhellten, in der ich gefangen war. Immer wieder erwischte ich mich selbst dabei, sie von der Seite mit einem Lächeln im Gesicht zu mustern. Sie war die Erste, die mir Vertrauen entgegenbrachte. In meiner Heimat war es ganz anders gewesen. Als mein Vater noch gelebt hatte, gab es zwischen mir und meinen Brüdern nur Kämpfe, um das beste Ansehen zu haben bei unserem Vater. Nur in den seltensten wurden solche Gefühle wie Vertrauen gezeigt und so etwas wie Liebe wurde nie gesehen. Als Schattenwesen war dein Leben geprägt von Kämpfen um Macht, den das war das einzige, wonach wir strebten. Jedenfalls war es das auch bei mir gewesen, bis ich Leila vor einigen Tagen gerettet hatte.

In der kurzen Zeit bei ihr hatte ich endlich verstanden, was es heißt, glücklich zu sein. Und dieses Glück würde ich nie wieder hergeben wollen! „Alistair?", riss mich plötzlich Leilas engelgleiche Stimme aus meinen Gedanken. Verdutzt blickte ich zu ihr. Sie sah mich schmunzelnd an und musterte mich spielerisch. „Ich glaube, du warst gerade etwas abgelenkt... Jedenfalls hast du aufgehört, zu erzählen!", sagte sie lachend. „Ah ja, entschuldige. Also wie schon gesagt, wird es wie eine Art Prüfung. Wie diese abläuft, ist bei jedem verschieden, weshalb ich dir bei ihr nicht helfen kann. Aber eines kann ich dir sagen, das Ganze findet bloß in deinem Kopf ab und nur deine Einstellung sowie deine Willensstärke werden getestet werden. Das schwierigste wird für dich sein, die ganze Magie auszuhalten, solltest du die Prüfung bestehen. Und deshalb werden wir deine Kraft etwas trainieren müssen, bevor ich dich in das Ritual entlasse!", erklärte ich ihr mit teuflischem Grinsen, da ich wusste, dass es ein Spaß werden würde, doch nur für mich!

Nachdem ich Leila zwei Stunden lang herumgescheucht hatte, hatte ich es gut sein lassen, da sie sich wieder bis heute Abend regenerieren musste. Ich hoffte bloß, dass es genug war, um zu bestehen.... Gerade wollte ich zurück zu unserem Rastplatz gehen, als ich jemanden singen hörte. Neugierig folgte ich der Stimme, bis ich hinter einem Baumstamm eine Person stehen sah. So leise wie möglich blieb ich in der Nähe stehen und hörte gespannt zu. Seufzend schloss ich meine Augen und nahm jede Note der wundervollen Stimme in mich auf. Ich hatte noch nie sowas schönes gehört! Es erinnerte mich an die ersten zwei Jahre meines Lebens, als Mutter noch lebte, sie hatte mir immer etwas vorgesungen. Bei ihr hatte ich mich geliebt gefühlt, doch dieses Gefühl wurde mir genommen, als sie kurz darauf starb. Nun kamen genau diese Gefühle und Erinnerungen wieder hoch.... 

Legende des Phönix - Herz des Verräters (Bd. 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt