Erbittert versuchte Ryan nun schon seit einigen Minuten, die Oberhand in dem Kampf zu bekommen, doch es gelang ihm nicht. Schon in jungen Jahren brachte mein Vater mir bei, dass ich Geduld bewahren musste im Kampf. Vorsicht und Voraussicht waren sehr wichtig, hatte er uns immer vorgesagt. Ich konnte mich noch gut an all die Kämpfe erinnern, die meine Brüder und ich im Kampfsaal des Schlosses ausgefochten hatten.
Doch diese Kämpfe waren nie vergleichbar gewesen zum Krieg. Schnell hatten wir gemerkt, wie wichtig Vaters Lektionen waren und nahmen uns diese zu Herzen. Die Belehrungen, welche wir am Anfang verspottet hatten, waren am Ende der einzige Grund, weshalb wir nun noch lebten. Und auch Ryan sowie Jason machten genau dieselben Fehler, wie meine Brüder und ich damals. Und genauso wie ich mussten sie es auf die harte Tour lernen, weil sie diese Ratschläge sonst nicht ernst nehmen würden.
Stunden lang standen wir nun schon hier und kämpften, jedoch hatte sich Jason auch hinzubegeben. Aber auch zu zweit hatten die beiden keine Chance. Ich musste jedoch zugeben, dass ich beeindruckt war, wie hartnäckig Jason und Ryan blieben. Egal, wie oft ich sie schlug, sie gaben nicht auf. Das war der Grund dafür, dass ich von selbst aufhörte, als ich sah, wie erschöpft die Beiden waren.
„Ihr seid wirklich sehr standhaft. Das ist sehr bemerkenswert!", drückte ich meine Bewunderung aus. „Klar... Trotzdem hatten wir nicht ein einziges Mal die Chance, dich zu besiegen.", brummten Jason und Ryan genervt und ließen sich ins Gras fallen. Auch ich wollte mich hinsetzten, doch dazu kam ich nicht. Schon früh bemerkte ich, dass irgendwas nicht stimmte. Eine Unruhe durchrüttelte mein Innerstes und ein Ziehen, welches nur ich zu merken schien, zog mich zurück in Richtung Höhle. Ohne zu wissen, was dieses Gefühl zu bedeuten hatte, machte ich mich eilig auf den Weg dorthin zurück.
Als ich keine zehn Meter entfernt war, hörte ich schon Moon nach uns rufen. Anscheinend hatte sich Leilas Zustand geändert. Schon als ich die Höhle betrat, spürte ich, wie mich Schmerzen durchliefen, jedoch merkte ich schnell, dass es nicht die Meinen waren, sondern Leilas. Als ich sie sah, wusste ich auch, wieso sie solche Schmerzen hatte. Ihr Körper bäumte sich immer wieder auf, doch das war nicht das Einzige. An ihren Finger sammelten sich kleine Blitze und ihre Kleidung wechselte immer wieder. Auch die glühenden Zeichen erschienen auf ihrer Haut und ihr Haar stand in Flammen, doch das Feuer verbrannte sie nicht.
Gehetzt lief sie umher, kramte nach Fläschchen, in denen sie ihr Tränke aufbewahrte. Schnell lief ich zu ihr, um ihr zur Hand zu gehen. „Schnell hilf mir sie festzuhalten! Ich muss ihr das geben.", rief sie mir zu und zeigte mir eine kleine Flasche, welche mit einer grünen Flüssigkeit gefüllt war. Ich machte das, was sie mir sagte und versuchte, Leila so ruhig wie möglich zu halten. „Dieses Gemischt hilft ihr, sich zu beruhigen. Leider habe ich keine Ahnung, warum das passiert ist. Mittendrin haben angefangen, ihre Kräfte verrückt zu spielen. Doch sie sind irgendwie anders....", murmelte sie panisch, während sie nach und nach Leila die Mischung einflößte.
Zum Glück zeigte es sehr schnell Wirkung und Leila fiel erschöpft in sich zusammen, doch sie war nicht mehr ohne Bewusstsein, sondern öffnete ihre Augen. Erschrocken wich ich zurück und auch Moon keuchte erstaunt auf. Denn Leilas Augen waren keinesfalls mehr so blau, wie sie eigentlich waren. Ihre Iris wurde nach innen violett und ihr ganzer Körper schien, eine ungeheure Kraft auszustrahlen. Jedoch erschreckte mich am meisten, dass sich in ihnen nichts mehr spiegelte. Weder sah man das Spiegelbild von mir, noch von Moon oder das der Höhle.
„Ich habe es geschafft.", murmelte sie lächelnd und blickte zu uns. Mittlerweile waren auch Jason und Ryan eingetroffen und wollten wissen, was passiert war. Während ich bei Leila blieb, erzählte Moon ihnen alles. „Wie geht es dir?",wollte ich lächelnd wissen. Unfassbare Freude machte sich in mir breit, da ichwieder in ihre Augen schauen konnte.
Und ich hatte schon eine Vermutung,weshalb sich ihr Äußeres verändert hat. Jedoch mussten wir uns erst einmal um ihre Gesundheit kümmern. „Es geht mir besser. Meine Kraft kommt nach und nach wieder.", murmelte sie mit leichtem Lächeln auf den Lippen. Auch wenn jeder andere ihr nicht glauben würde, spürte ich, dass sie recht hatte. Ich spürte sie und ihre Macht mit jeder Faser meines Körpers. Doch was mich beunruhigte war, dass die Macht, welche von ihr ausging, immer stärker zu werden schien. Hoffentlich würde sie bald wieder ganz gesund auf den Beinen stehen und keine bleibenden Schäden davon tragen. Aber am meisten hoffte ich, dass diese Prüfung sie nicht verändert hatte.
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Legende des Phönix - Herz des Verräters (Bd. 2)
FantastikEmpfehlung: Zuerst ersten Band lesen! Die Legende des Phönix - Herz des Verräters ist der zweite Band der Phönix- Reihe! Leila und ihre Freunde sind schon weit gekommen, aber sie stehen immer noch vor ihrer größten Herausforderung! Die Schattenprinz...