Kapitel 24

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Immer wieder spürte ich, wie mir eisige Wassertropfen im Nacken trafen und der nasse Geruch der Felsen belegte meine Nase. Während wir dem dunklen Tunnel weiter und weiter in den Berg folgten, wurde es immer kälter und auch der Gang schien zu schrumpfen. Zwar hatte Alistair gesagt, dass die Tunnel schon lange nicht mehr benutzt worden waren, fanden wir immer wieder Überreste von Lebewesen. Leider hatten wir aber kein einziges Mal erkennen können, um was es sich dabei gehandelt hatte. Ryan hatte mehrmals darauf bestanden, doch Alistair war strickt dagegen gewesen, längere Zeit an einem Ort zu verweilen.

Ich wusste nicht, wie lange wir schon hier unten waren, da ich nach und nach mein Zeitgefühl verloren hatte, aber wir alle schätzen, dass wir nun schon seit mehreren Stunden hier unten umher wanderten. Ich blickte zu den anderen... Jason und Moon liefen hinter mir, während Alistair und Ryan vorausgingen. Moon hatte sich, seitdem wir in den Tunnel gegangen waren, nicht mehr gemeldet und lief wachsam hinter uns her. Jason hingegen wurde mit jeder Minute, die verging immer blasser um die Nase. Seine Arme und Beine wirkten verkrampft und auch seine Haltung ließ darauf schließen, dass er Schmerzen haben musste. Unauffällig ließ ich mich etwas nach hintenfallen, bis ich kurz vor Jason ging. "Ist alles in Ordnung bei dir? Du schaust nicht gut aus!", flüsterte ich in seine Richtung, damit es die anderen nicht mitbekamen. "Ja, alles gut. Kümmere dich nicht um mich, Leila.", sagte er verbissen, während er versuchte, seinen rasselnden Atem zu verstecken. "Brauchst du wirklich keine kurze Pause?", fragte ich nochmal zweifelnd und blickte ihm in seine erschöpften Augen, welche rot unterlaufen waren. "Nein, brauche ich nicht. Jetzt lass es bleiben!", knurrte er gepresst und wandte seinen Blick von meinem Gesicht ab. Auch wenn ich ihm nicht glaubte, beließ ich es dabei, da er nicht auf mich hören würde. Trotz allem machte mir sein Zustand langsam Sorgen! Seitdem wir hier unten waren, wurde er immer langsamer und erschöpfter. Auch wenn er es nicht zugeben wollte, wusste ich, dass irgendwas mit ihm nicht stimmte.

Während wir schweigend weiterliefen, beobachtete ich ihn immer wieder aus dem Augenwinkel. Schon nach kurzer Zeit fiel mir auf, dass er seinen linken Arm komisch hielt. Der Ärmel seines Mantels war an seinem Unterarm aufgerissen und die Ränder hatten sich dunkel verfärbt. Es sah aus als klebte eine dunkle Flüssigkeit daran, doch konnte ich nicht genau erkennen, um was es sich handelte. Gerade, als ich den Entschluss gefasst hatte, ihn zu fragen, was es mit seinem Arm auf sich hatte, hörte ich, wie eine Diskussion zwischen Ryan und Alistair ausbrach. "Wir gehen bestimmt nicht nach rechts weiter!", zischte Ryan Alistair entgegen. Verwirrt ging ich zu beiden, um zu erfahren, was denn das Problem war. Bei ihnen angekommen, bemerkte ich, dass wir an einer Weggabelung angekommen waren. Der Weg teilte sich auf in der verschiedene Pfade, doch das war nicht, dass was Ryan zu beunruhigen schien. Alle drei Pfade waren mit Totenköpfen bestückt. Doch das war noch nicht furchterregend genug, denn beim dritten Pfad sah man, dass der Weg schnell schmaller wurde und zum Ende fast einem kleinen Loch entsprach. Zwar konnte wir aufgrund unserer Flammen etwas erkennen, doch schien die Dunkelheit in den Gängen geradezu unsere Lichtquellen zu verschlingen, weshalb wir keine fünf Meter weit schauen konnten.

"Wir nehmen einen der anderen Wege! Woher willst du auch wissen, wohin wir müssen. Immerhin wurden diese Tunnel seit einer Ewigkeit nicht mehr genutzt!", führte Ryan an, weshalb ich mich wieder den beiden zu wandte. Bevor Alistair, welcher nicht gerade begeistert war von Ryans Verhalten, etwas sagen konnte, schaltete ich mich ein. "Was ist denn das Problem?", wollte ich von beiden wissen. Ryan setze gerade zu einer Antwort an, als Alistair im das Wort abschnitt. "Wir müssen den rechten Weg entlang, da die anderen nur weiter in den Berg hinein führen und nicht hinaus. Auch wenn ich hier noch nie war, sagt mir mein Gefühl, dass wir dort entlang müssen. Leider sieht er aber auch nach dem unangenehmsten Weg aus.", erklärte er mir. "Unangenehm ist noch nett ausgedrückt! Schau dir doch mal an, wie eng der Weg ist?! Am Ende bleiben wir irgendwo stecken und werden hier unten sterben.", erwiderte Ryan kühl, während er den Weg musterte, auf welchen Alistair verwiesen hatte. Alistair schien immer mehr die Geduld zu verlieren, weshalb er sich genervt an Ryan wandte. "Du kannst gerne einen der anderen Wege nehmen! Dann haben wir definitiv eine Last weniger!", sagte er, während er Ryan gehässig angrinste. Kurze Zeit geschah nichts, bis Ryan seine Fäuste ballte, in welchen Flammen aufgingen und auf Alistair losstürmte.

Alistair sah ihm nur unbeeindruckt zu und stellte sich ihm kampffreudig entgegen. Wut baute sich in mir auf, welche nach und nach die Spannung in meinem Inneren verstärkte. Wie konnten die beiden so furchtbar egoistisch sein und  in solchen Situationen sich so verhalten? Ohne es zu merken, begannen die Zeichen auf meiner Haut zu glühen, doch anstatt des roten Lichts waren meine Zeichen erleuchtete von einem violett und rot, welches davor nicht da gewesen war. Jedoch merkte ich dies nicht, da ich viel zu fokussiert war auf Alistair und Ryan. Bevor sie aufeinander einschlagen konnten, warf ich mich zwischen sie. Kaum stand ich zwischen ihnen, brach auch schon die angestaute Energie aus mir hinaus und warf beide gegen die Wand. Unter Schock sah ich zu, wie die Wände zu wackeln begannen. "Der Decke wird einstürzen!", schrie Moon. Panisch richteten sich Alistair und Ryan auf, welchem Blut an der Schläfe entlang lief. "Hier entlang!", brüllte Alistair und lief zum schmallen Gang. Zuerst zögerten alle, doch die herunterfallenden Felsbrocken ließen uns nicht viel Zeit, um nachzudenken. Eilig liefen wir zu ihm.... Immer weiter rannten wir in den Gang und quetschten uns an den Wänden entlang, welche immer näher kamen. Ich bemerkte nicht, wie meine Kleidung zerriss und der Fels sich immer wieder in mein Fleisch bohrte. Denn wir mussten weiter kommen oder wir würden unter dem Berg begraben werden!

Legende des Phönix - Herz des Verräters (Bd. 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt