Elegant schlich er auf mich zu. Je näher er mir kam, desto bewusster wurde mir, wie riesig das Tier war. Seine Reißzähne, welche hervorblitzten, waren so lang wie mein Unterarm. Mir war klar, dass ich mich von diesen Lechzen fernhalten musste, wenn ich nicht in zwei Teile zerrissen werden wollte. Gerade, als der Wolf zum Sprung ansetzte, riss mich Alistair herum und schubste mich so weit weg wie nur möglich. Ich wusste gar nicht, wie mir geschah! Taumelnd kam ich an einen Baumstamm gelehnt stehen und musste zusehen, wie sich der Schattenwolf auf Alistair schmiss. Er wurde regelrecht unter dem riesigen Tier begraben. Erschrocken hielt ich die Luft an und hoffte, dass er noch lebte.... Wäre ich an seiner Stelle gewesen, wäre jeder Knochen von mir zerquetscht worden!
Keine zwei Sekunden warenvergangen, als der Shadow schmerzerfüllt aufheulte und aufsprang. Unter ihm kamAlistair zum Vorschein, welcher sich langsam aufrichtete. Auch wenn erversuchte, es zu verbergen, konnte ich sehen, dass er Schmerzen hatte. Warumhatte er das nur getan? Ängstlich sah ich zu, wie der Schattenwolf wieder inAngriffsposition ging, doch dieses Mal machte Alistair es ihm gleich. Ichmachte mich schon bereit, zu zusehen, wie sie sich gegenseitig versuchten zuvernichten. Doch zu meiner Verwunderung war dies nicht der Fall. Der Shadowfing plötzlich an, in der Luft zu schnüffeln und sah daraufhin Alistair sowohlverwirrt als auch neugierig an, bevor er sich auf ihn schmiss und begann, ihnvon oben bis unten mit Sabber zu bedecken. Die anderen und ich sahen verdutztauf das uns dargebotene Szenario.
Nachdem der Shadow von ihm abgelassen hatte, ging Alistair grinsend auf mich zu. „Was war das gerade?", wollte ich stutzig von ihm wissen und zeigte auf den nun brav vor uns sitzenden Schattenwolf. „Darf ich dir vorstellen? Das ist Hunter. Ich habe ihn vor dreißig Jahren verletzt und dem Tode nahe im Wald aufgefunden. Er war noch sehr jung und war von seiner Familie verstoßen worden. Im Geheimen versorgte ich ihn und zog ihn auf. Wir wurden beste Freunde und Gefährten. Doch irgendwann wurde es Zeit, dass er wieder in seinen normalen Lebensraum zurückkehrte. Seit damals habe ich ihn nicht mehr gesehen.... Ich hätte ihn auch niemals wieder erkannt. Als ich ihn gehen ließ war er noch so klein im Gegensatz zu ihm jetzt....", erzählte er mir, während er seinen ehemals besten Freund musterte. Man sah ihm seine Zuneigung an.... Ich hätte niemals gedacht, dass ein Schattenprinz so viel Mitleid aufbringen könnte geschweige denn Herz.
„Er wird uns also nichts tun?", fragte ich ihn skeptisch. „Nein, da bin ich mir sicher. Obwohl... Wenn du frech zu mir bist, solltest du vielleicht auf deine Finger aufpassen, Prinzessin!", scherzte er. Grinsend verdrehte ich die Augen. Ich wollte gerade etwas darauf erwidern, als ich plötzlich herumgerissen wurde. Blinzelnd fand ich mich in einer Umarmung wieder. Moon, Jason und Ryan standen um mich herum und blickten mich alle ungläubig an. „Wir dachten du bist tot!", hauchte Jason, welchem man ansehen konnte, dass er den Tränen nahe war. Auch Moon sah geschockt aus und Ryan brachte kein Wort hervor, während er vor mir stand und mich anstarrte, als wäre ich ein Alien.
„Es ist auch schön, euch zusehen.", kicherte ich. Das war anscheinend das Startsignal, denn kurz daraufwurde ich schon mit Fragen durchlöchert. Wo ich war? Wie ich den Sturzüberleben konnte? Wie es mir geht? Ob ich sie nicht gesucht hatte? „So jetzthalten alle mal die Luft an.", ertönte plötzlich hinter mir die vom Kampf nochraue Stimme Alistairs. Damit hatte er natürlich die Aufmerksamkeit auf sichgezogen.... „Was willst du hier, du Monster?!", zischte Ryan ihn an, während michMoon und Jason von Alistair wegzogen. Geschickt entfloh ich ihnen und stelltemich stur neben Alistair, was mir nur noch mehr ungläubige Blicke einbrachte. „Leila,geh sofort weg von ihm! Er ist derjenige, der dich tot sehen will!", kam essowohl ängstlich als auch verwirrt von Moon. „Ihr hört mir jetzt einmal allezu!", sagte ich ernst und blickte jedem kurz in die Augen.
Es war verständlich, dass sie ängstlich und verwirrt waren, immerhin stand ihnen ihr Feind gegenüber. „Bevor ihr euch auf ihn stürzt, möchte ich euch erzählen, was die letzten Tage passiert ist. Kurz nachdem ich gefallen war, bin ich in einer Höhle etwas weiter entfernt aufgewacht. Irgendjemand hatte meine Wunden versorgt.... Kurz drauf ist Alistair aufgetaucht! Ich weiß, dass klingt lächerlich. Ich konnte es zu aller erst auch nicht glauben, doch er war derjenige gewesen, der mich vor meinem sicheren Tod gerettet hatte. Als es mir dann wieder einigermaßen gut ging, hat er mir angeboten, mich zu euch zu bringen. Ohne seine Hilfe wäre ich jetzt tot. Ich weiß, es ist schwer zu glauben, aber es ist etwas Gutes in ihm.", erzählte ich meinen Freunden und sah sie bittend an. „Wir vertrauen dir Leila, aber ihm vertrauen wir nicht....", wandte nun Ryan das erste Mal sein Wort an mich. „Das müsst ihr auch nicht.... Ich habe euch gebeten, mir zu vertrauen.", sagte ich ernst.
„Was willst du von uns? Das wir ihm erlauben bei uns zu bleiben?", wollte Jason verwundert wissen. Stumm nickte ich. Ich konnte die Abneigung in jedem ihrer Gesichter sehen. „Ich weiß, dass ihr das nicht möchtet, doch er wird uns eine Hilfe sein.... Wir brauchen ihn, um ins Schloss zu kommen und er kann mir helfen.... Er weiß etwas über die Zeichen....", bettelte ich nun schon fast. „Von mir aus...", seufzte Moon. „Aber wehe dir, du stellst irgendetwas an!", wandte sie sich dann mahnend an Alistair. Auch Jason und Ryan stimmt nach ein paar Minuten zu. Auch wenn alle nicht so begeistert waren über die neue Fügung, hätte ich nicht glücklicher sein können. Natürlich war mir bewusst, dass sie ihm nicht vertrauen würden, aber der erste Schritt war geschafft! Jetzt mussten wir den Zweiten machen.....
DU LIEST GERADE
Legende des Phönix - Herz des Verräters (Bd. 2)
FantasyEmpfehlung: Zuerst ersten Band lesen! Die Legende des Phönix - Herz des Verräters ist der zweite Band der Phönix- Reihe! Leila und ihre Freunde sind schon weit gekommen, aber sie stehen immer noch vor ihrer größten Herausforderung! Die Schattenprinz...