Kapitel 30

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Unser keuchender Atem war aufgrund der unheimlichen Stille des Waldes laut zu hören, doch konnten wir darauf keine Rücksicht nehmen. Es war, als könnte ich die Blicke der Schattensoldaten in meinem Rücken spüren. Wahrscheinlich hatten sie schon längst unsere Spur gefunden und waren uns dicht auf den Fersen. Leider hatten wir keine Zeit, die Spuren zu verwischen, da wir schon Probleme damit hatten, schnell genug voran zu kommen. Auch wenn Alistair und Ryan genügend Kraft hatten, Jason für eine Weile zu stützen, waren auch sie nach den letzten Ereignissen erschöpft.

Während Alistair verbissen darum kämpfte, die Fassung zu behalten, rannen Ryan die Schweißtropfen an der Schläfe entlang. Als Jason dann um eine kurze Pause bat, gab ich es auf und wandte mich panisch zu ihnen um. „So schaffen wir es niemals hier raus! Wenn wir glück haben, bleiben uns vielleicht noch zehn Minuten, bevor sie uns eingeholt haben.“, gab ich meine Ängste von mir, während sich langsam Tränen in meinen Augen sammelten. Keiner wagte es, auch nur ein Wort darauf zu sagen, denn wir alle wussten, dass dies der Wahrheit entsprach. Plötzlich merkte ich, wie sich meine Sicht nach und nach verdunkelte und meine Gliedmaßen kälter wurden. Doch, was mich am meisten verängstigte war die Dunkelheit, welche sich einen Weg in meine Gedanken suchte. Schreiend ging ich in die Knie, als ich versuchte, diese Finsternis aus meinem Kopf auszusperren. Doch, meine Gegenwehr stieß auf eine Energie, die ich noch nie in meinem Leben gespürt hatte. Sofort erstarb mein Versuch, die Dunkelheit zu vertreiben und innerhalb von den nächsten Sekunden füllte sie meine ganzen Gedanken aus. Ohne, dass ich es verhindern konnte, tauchten auf einmal Bilder in meinem Kopf auf, die eine dunkle Gestalt zeigten. Ich konnte nur die Umrisse erkennen, doch musste es sich hierbei um eine männliche Person handeln. Sie schien einen Umhang zu tragen und ihr Haupt wurde von einer Korne aus Dornen bedeckt. Doch die dunklen Schwaden, welche von ihr zu kommen schienen, ließen Gänsehaut auf meinem ganzen Körper erscheinen. Ich merkte, wie meine Kopfschmerzen langsam nachließen, doch die dunkle Präsenz in meinem Kopf blieb. Die Gestalt verbeugte sich leicht vor mir, weshalb Verwunderung sich in mir breit machte.

Fürchte dich nicht, kleiner Phönix!

Erschrocken zuckte ich zusammen und geriet ins Schwanken. Stolpernd suchte ich nach Halt, doch konnte ich immer noch nichts sehen. Es war als wäre mein Geist in meinen Gedanken bei der dunklen Gestalt gefangen. Dennoch konnte ich die anderen noch leise hören. Angst kroch mir unter die Haut, während ich weiterhin die Gestalt musterte. Langsam begann sie, zu mir zu schweben.

Ich bin die Verkörperung des Schattenreichs selbst, doch möchte ich euch meine Hilfe gewähren.

Schockiert musterte ich die Person vor mir…. Durch ihr Näherkommen konnte ich nun erkennen, dass sich unter dem Umhang nichts anderes als Schatten verbargen, die die Strukturen eines Mannes nachahmten. Auch wenn er jung aussah, konnte ich die uralte Macht spüren, die von ihm ausstrahlte. Auch wenn meine Augen und mein Verstand nicht glauben konnten, was hier gerade passierte, reagierte meine Magie auf seine Macht. Ein Teil von mir wusste, dass der Geist des Schattenreichs, von dem Alistair gesprochen hatte, sich mir gezeigt hatte. Doch verstand ich nicht, weshalb es uns helfen wollte. Immerhin waren wir die unerwünschten Gäste, welche vorhatten, das Reich zu bestehlen und seine Regenten zu stürzen.

Die Prinzen sind keine würdigen Thronfolger, weswegen ich euch helfen werde, ihnen zu entkommen. Es ist an der Zeit, dass der Phönix aufersteht! Doch kann auch ich nur begrenzt gegen die Macht der Prinzen ankommen. Ich kann euch nur einen kleinen Vorteil ermöglichen, sonst spüren die Prinzen meine Macht.

„Ich danke Euch.“, hauchte ich, bevor ich in eine tiefen Verbeugung sank. Als ich wieder aufblickte, war die Finsternis verschwunden und mein Geist begann, sich aus meinen Gedanken zurück zu ziehen. Meine Sicht klarte wieder auf und ich konnte erkennen, wie Moon, Alistair und Ryan panisch hin und her schlichen, um die Soldaten frühzeitig zu sichten. Anscheinend hatte sich sichtlich etwas verändert, denn alle kamen keine Sekunde später erleichtert auf mich zu gestürmt. „Was war mit dir los?“, wollte Ryan besorgt wissen. „Du hast plötzlich angefangen zu schreien…“, meldete sich auch Alistair zu Wort. Doch ich konnte ihnen keine Antwort geben, denn dunkle Macht kroch durch meine Adern und ich konnte die leichte Präsenz des Schattenreichs in mir spüren. Ohne weiter darüber nachzudenken, wusste ich, was ich zu tun hatte. Ich schickte ein stummes Danke durch die schwach Verbindung in mir und hoffte, dass sie dort ankommen würde, wo sich das Innerste des Schattenreichs befand. „Versteckt euch und rührt euch nicht von der Stelle! Egal, was ihr hört!“, gab ich den anderen Befehle mit einem Ton, der keine Widerrede zu ließ. Mit aufgerissenen Augen starrten mich Alistair, Ryan und Jason an, während Moon mich verständnisvoll anblickte. Auch sie schien die Anwesenheit einer uralten Macht zu spüren….

Langsam zog sie die Jungs zurück, bevor sie mich noch einmal anblickte. „Viel Glück!“, murmelte sich mit einem leichten Lächeln auf den Lippen, bevor sie zusammen mit den anderen hinter den Bäumen verschwand. Ich hörte zwar noch, wie Ryan und Alistair sich gegen Moons und meine Entscheidung zur Wehr setzen wollten, doch blendete ich dies aus, da ich nun meine ganze Konzentration dafür brauchte, die Macht in mir gegen die Schattensoldaten zu richten. Kalt und wütend pulsierte die dunkle Magie in meinen Adern und verband sich mit der Macht, die ich bereits in mir getragen hatte. Als ich dieses Knistern an purer Macht an die Oberfläche holte, spürte ich, wie der Boden unter meinen Füßen zu zittern begann und die Bäume knarzten. Während leuchtende Symbole meine Haut bedeckten, umfloss mich die Dunkelheit der Schatten. Ich würde alles geben, damit meine Freunde und ich hier lebend raus kamen!

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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 03, 2023 ⏰

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Legende des Phönix - Herz des Verräters (Bd. 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt