Schnaufend kam ich bei unserem Rastplatz an, wo Moon, Jason und Alistair schon auf uns zu warten schienen. Verwirrt blickten mir meine Freunde entgegen, als sie mich wahrnahmen. „Ist alles in Ordnung?", wollte Jason wissen und auch die Anderen schienen besorgt. Stumm schüttelte ich den Kopf und ging an ihnen vorbei. Mir war nicht danach, mich für meinen Auftritt rechtfertigen zu müssen. Außerdem wollte ich sowieso allein sein, da ich Ryan nicht in die Augen schauen würde, wenn er wieder da war.
In meine Gedanken versunken lief ich einige Meter tief in den verdorbenen Wald und ließ mich irgendwo an einem Baumstamm zu Boden gleiten. Verzweifelt und hilflos faltete ich meine Hände vor meinem Gesicht und schloss für einen kurzen Augenblick meine Augen. Zwar hatte ich vermutet, dass Ryan immer noch Gefühle für mich hatte, doch war ich mir mittlerweile sicher, dass ich diese nicht mehr erwiderte. Selbst bei dem Gedanken an unseren ersten Kuss in Telvara rührte sich nichts in mir.
Ryan war nichts weiter als ein Freund und ich hoffte, dass das auch nach diesem Vorfall noch so bleiben würde, denn ich wollte ihn auf meinem zukünftigen weg dabeihaben. Seufzend ließ ich meine Arme sinken und blickte dem Himmel entgegen, welcher sich mittlerweile fast schwarz gefärbt hatte. Verwundert darüber, wie schnell die Zeit vergangen war, beobachtete ich die Sterne, welche am klaren Nachthimmel gut zu erkennen waren. Fröhlich lächelte ich, als ich zwei Sternschnuppen entdeckte.
Sehnsüchtig streckte ich eine Hand nach ihnen aus und ließ die Magie durch meinen Körper laufen, welche mich von innen heraus leuchten ließ. Kichernd stand ich auf und sprang vergnügt um die Bäume, während die Symbole auf meiner Haut anfingen zu glühen. Zum ersten Mal fühlte ich mich schön mit ihnen.... Ich wollte mich nur für einen kurzen Moment frei fühlen. Frei von der ganzen Last und der Angst zu Versagen. Ich wollte mich fühlen wie früher, als ich von alldem noch gar nichts wusste. Der Mond erstrahlte und tauchte mich in sein Licht, als würde er mir helfen wollen, für einen Moment zu vergessen.
POV Alistair
Nachdem ich fertig gegessen hatte, war ich gegangen, um Leila zu suchen, da sie schon einige Zeit nicht wieder aufgetaucht war. Auch wenn die Anderen nichts sagten, wusste ich, dass sie sich auch allmählich Sorgen machten. Zwar vertraute ich darauf, dass sich Leila auch selbst verteidigen konnte, doch wollte ich einfach mal nachschauen, ob alles okay war. Denn so, wie sie aus dem Wald gelaufen kam, war irgendetwas vorgefallen. Lautlos schlich ich durch den düsteren Wald und lauschte, ob ich irgendetwas hörte. Nach kurzer Zeit erklang eine leise Melodie, welche von jemandem gesummt wurde.
Grinsend lief ich in die Richtung, aus der sie erklang und konnte schon bald nicht weit von mir entfernt Leila entdecken. Verträumt sprang sie zwischen den Bäumen umher und lachte, summte wie ein kleines Mädchen. Oder wie eine junge Frau, die sich nach einem normalen Leben sehnte. So sorglos wie jetzt hatte ich sie noch nie gesehen, doch es war ein Anblick, an welchen ich mich gewöhnen wollte. Wie so oft, verspürte ich auch dieses Mal bei ihrem Anblick ein warmes Gefühl in meiner Brust, was mich automatisch noch mehr lächeln ließ. Langsam ließ ich meine Augen an ihr herabgleiten, während ich mich ihr ohne jeglichen Laut näherte. Ihre dunklen Locken, welche ihr locker über den Rücken fielen und die leichten Klamotten, unter welchen sich ihre atemberaubende Figur zeichnete.
Sie sah aus wie eine Göttin.... Eine Göttin des Feuers und des Lichts! Durch die leuchtenden Symbole wirkte sie nicht mehr menschlich.... Ich hatte mich so sehr in dem mir gebotenen Ausblick verfangen, dass ich gar nicht bemerkte, wie sie stehen blieb und mich ansah. Erst als ich in ihre strahlenden Augen schaute, welche auch von innen heraus zu funkeln schienen, wusste ich, dass sie auf mich aufmerksam geworden war. Vorbei waren der zauberhafte Moment und die wohltuende Stille.
„Ich habe dich gesucht!", war das Erste, was mir einfiel, nachdem ich mich wieder zusammen gerissen hatte. Leila hingegen blieb nur stumm und sah mich weiterhin aufmerksam an. „Ich wollte nach dir schauen.... Irgendetwas ist oder war nicht in Ordnung und sag jetzt nicht nein, denn ich weiß, dass es gelogen wäre!", ermahnte ich sie und sah zu, wie sich diese Unsicherheit auf ihre Züge stahl. Das bestätigte mir nur noch mehr, dass ich Recht gehabt hatte. Irgendetwas war zwischen ihr und Ryan vorgefallen. Sonst wäre Ryan nicht so aufgelöst beim Essen dort gesessen. „Ich will darüber eigentlich nicht reden...", hörte ich Leila leise flüstern und spürte, wie sie sich mir immer mehr entzog.
„Du musst nicht, aber es würde dir gut tun!", riet ich ihr ehrlich. Man sah ihr an, wie sie mit sich kämpfte, doch schon schnell war mir klar, dass sie sich ergeben würde. „Ryan und ich sind einfach in eine komische Situation geraten. Ich weiß nicht, ob du Bescheid weißt, dass Ryan und ich mal eine Art Paar gewesen waren. Ich hatte mich damals sehr zu ihm hingezogen gefüllt, doch dieses Gefühl ist nicht mehr da, wenn ich ihn sehe oder an ihn denke. Doch er hat es noch und wollte von mir wissen, wie es zwischen uns steht. Deshalb hat er auch versucht, mich zu küssen...." Während sie mir von ihr und Ryan erzählte, wurde sie nach und nach immer leise, bis sie letztendlich völlig verstummte.
Nach dem letzten Satz konnte ich die Wut nicht mehr unterdrücken, welche sich in mir angestaut hatte. Zwar hatte ich schon öfter bemerkt, dass die beiden eine intimere Beziehung miteinander gehabt haben mussten, doch war mir nicht klar gewesen, dass sie einst ein Paar gewesen waren.... Ganz zu schweigen von Ryans Gefühlen, die er jetzt noch für Leila hegte.
DU LIEST GERADE
Legende des Phönix - Herz des Verräters (Bd. 2)
FantasyEmpfehlung: Zuerst ersten Band lesen! Die Legende des Phönix - Herz des Verräters ist der zweite Band der Phönix- Reihe! Leila und ihre Freunde sind schon weit gekommen, aber sie stehen immer noch vor ihrer größten Herausforderung! Die Schattenprinz...