POV Leila
Immer wieder rieb ich mir über meine müden Augen... Wir waren nun schon seit mindestens einer Stunde unterwegs und Alistair führt uns weiter in den dunklen Wald hinein. Zwar hatten wir alle eine ruhige Nacht gehabt, jedoch schienen alle recht erschöpft zu sein. Wahrscheinlich hatten sie genau wie ich kein Auge zu machen können, da mich meine Gedanken regelrecht geplagt hatten. Immer wieder fragte ich mich in der letzten Zeit, wie weit der Armee der Schatten schon gekommen war.
Wie viele Menschen waren schon gestorben und wie viele würden noch folgen? In meine Gedanken versunken lief ich stumm neben den anderen her und ließ meinen Blick ab und an in der Gegend umherschweifen. Cronos war wieder nach Telvara aufgebrochen, doch hatte er mir versprochen, sofort zurück zu kommen, sollte ich Hilfe benötigen. Auch wenn ich traurig über seine Entscheidung war, konnte ich ihn dennoch verstehen. Irgendetwas schien dort vor sich zu gehen und hier konnte er uns nicht groß behilflich sein, da er viel zu auffällig wäre. Ich hoffte nur, dass ihm nichts passieren würde.
Ich war so in mich versunken gewesen, dass ich gar nicht mitbekam, wie Jason zu mir aufschloss. „Ist alles in Ordnung mit dir? Du wirkst etwas neben der Spur?", räusperte er sich nach einer Weile und blickte mich besorgt an. Auch er hatte dunkle Ringe unter den Augen und wirkte etwas blass, was vom Schlafmangel zeugte. „Nein, es ist alles gut. Ich konnte nur nicht so gut schlafen letzte Nacht. Aber, wie ich sehe, bin ich da nicht allein!", schmunzelte ich, als ich auf sein äußerliches Bild anspielte. Auch er musste schmunzeln, doch schnell wurde aus diesem fröhlichen Lächeln ein Trauriges. „An was denkst du?", wollte ich neugierig wissen, da ich ihn nicht in solcher Verfassung sehen wollte.
„Ich muss nur immer wieder an unsere Freunde denken.... Und an den Angriff auf das Internat. Ich vermiss sie alle sehr. Doch ich hoffe, sie sind woanders und haben dort ein besseres Leben.", seufzte er hoffnungsvoll. Als er unsere Freunde erwähnte, versetzte mir dies einen Stich und all ihre Gesichter tauchten vor meinen Augen auf, doch wusste ich, dass ich nicht ansatzweise den Schmerz verspürte, wie er es tat. Immerhin hatte Jason mit ansehen müssen, wie sie vor seinen Augen starben....
„Wenn das alles vorbei ist, werden wir alle Toten gebührend ehren, das verspreche ich dir!", flüsterte ich in seine Richtung, während ich zum Himmel blickte und seine Hand kurz drückte, um ihm etwas Halt zu geben. Ich sah bloß, wie er nickte und dann wieder in seine Gedanken versank. Neben uns lief Moon, welche mich lächelnd entgegen blickte, um mich ein wenig aufzumuntern. Vor uns liefen Alistair und Ryan, welche sich gegenseitig regelrecht mit Schweigen straften. Hoffentlich war der Weg nicht mehr lang...
Wir stapften schon seit geschlagenen Stunden durch den Wald und bald würde sich die Nacht ankündigen. Meine Beine brannten und die Erschöpfung ließ meine Muskeln bei jedem Schritt erzittern. Meine Klamotten waren mittlerweile schweißgetränkt und mein Magen knurrte, wie der eines verhungernden Bären. Schon vor zwei Stunden hatten wir Alistair gebeten eine Pause einzulegen, doch hatte er verneint. Den Grund für seine Entscheidung hatte er uns nicht nennen wollen, doch hatte ich in seinen Augen sehen können, dass er irgendetwas nicht stimmte, weshalb ich keine Widersprüche gegeben hatte.
Der Wald war mittlerweile sehr dicht und die kahlen Bäume waren zu monströsen Naturgebilden geworden. Auch war dieser Teil des Waldes viel belebter, doch nicht von den ungefährlichen Tieren. Wir waren nun schon zwei Mal, fast von einem Shadow entdeckt worden, weshalb wir trotz großer Erschöpfung furchtbar angespannt waren und mit gespitzten Ohren lauschten. Statt meine Kleidung davor hatte ich nun meine Rüstung an und meine rechte Hand lag durchgehend auf meinem Dolch. Dadurch fühlte ich mich etwas sicherer auch, wenn mich bei dem kleinsten Geräusch die Haare zu Berge standen.
Verstohlen blickte ich in alle Richtungen, während ich als letztes Glied der Kette den anderen folgte. Jedoch lief ich regelrecht in Ryan rein, welcher mich daraufhin sofort anschnauzte. „Pass doch auf, wo du hingehst!", murrte er. „Warum bleibst du auch einfach so stehen?!", zischte ich empört zurück. „Weil ich glaube, dass wir fast da sind!", mischte sich Alistair ein, bevor Ryan etwas sagen konnte. „Und wo sind sie?", meldete sich nun auch Moon zu Wort.
„Seht ihr die Berggipfel dort hinter den Bäumen?", fragte Alistair, während er über die Baumwipfel zeigte, über denen man das Gebirge sehen konnte. Wir alle nickten, während wir darauf warteten, dass er fortfuhr. „Dieses Gebirge umgibt das Königreich... Das bedeutet, dass dahinter das Reich der Schatten liegt, weshalb wir uns ab jetzt äußerst vorsichtig verhalten müssen. Kurz vor der Gebirgskette befindet sich der Eingang zu den Tunneln. Wir müssen durchgehend in Alarmbereitschaft sein, da ich nicht weiß, was uns in diesen Tunneln erwarten wird. Also seid auf der Hut!".
Mit diesen Worten machten wir uns auf den Weg. Schon bald darauf erreichten wir den Fuß der Gebirge, wo sich der Wald zu lichten begann. „Sucht nach einem Durchgang oder einem Tor im Fels.", erklärte uns Alistair, während er den Stein mit seinen Augen abscannte. Zusammen suchten wir jeden Zentimeter ab, doch keiner fand etwas. Ich war gerade wieder etwas weiter in den Wald gegangen, als ich einen kleinen Felsenvorsprung entdeckte, welcher ein Loch aufwies. Dieses entdeckte ich aber erst, als ich die Pflanzen, welche davor gewachsen waren, aus Versehen bewegte. „Leute, ich glaube, ich habe den Eingang gefunden!". Schnell hatten sich alle um das Loch versammelt und warteten darauf, dass Alistair meinen Fund bestätigte. „Ja, es ist wirklich der Eingang. Hier befinden sich einige Schriftzeichen aus der alten Zeit!", erwiderte er und deutete auf komische Zeichen, welche wahrscheinlich vor einer halben Ewigkeit dort eingeritzt wurden. Nun hatten wir die Tunnel also gefunden.
Ryan, Jason und ich ließen Flammen in unseren Händen auftauchen, um den Weg zu erleuchten. So wagten wir uns langsam ins Dunkle hinein.....
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Legende des Phönix - Herz des Verräters (Bd. 2)
FantasyEmpfehlung: Zuerst ersten Band lesen! Die Legende des Phönix - Herz des Verräters ist der zweite Band der Phönix- Reihe! Leila und ihre Freunde sind schon weit gekommen, aber sie stehen immer noch vor ihrer größten Herausforderung! Die Schattenprinz...