Kapitel 1

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Alistair war noch nicht da, als ich zurückkam, weshalb ich mich schon einmal bereit machte, schlafen zu gehen. Erschöpft ließ ich mich auf den Boden gleiten und ehe ich es verhindern konnte, hatten sich meine Augen schon geschlossen.

„Leila, wach auf!", hörte ich plötzlich jemanden auf mich einreden. Verschlafen öffnete ich meine Augen und blickte auf. Vor mir stand Alistair, doch er sah nicht gerade sauber aus. Überall war Schlamm auf seinem Mantel verteilt. Verwirrt musterte ich ihn. War er die Nacht nicht bei mir gewesen? Ich erinnerte mich nur vage daran, dass ich eingeschlafen war und Alistair zu diesem Zeitpunkt noch nicht bei mir war. 

„Warst du die ganze Nacht unterwegs?", fragte ich gähnend. „Ja. Nachdem ich mich gewaschen hatte, wollte ich zu dir zurückgehen, doch ich habe etwas in der Nähe von unserem Waschplatz gefunden. Es war ein Fetzten Stoff und die Überreste eines Lagerfeuers. Deshalb habe ich mich in der Gegend umgeschaut und weiter Anzeichen auf eine kleine Gruppe gefunden. Sie ist vielleicht eine halbe Tagesreise entfernt. Und da ich mir relativ sicher bin, dass sich niemand hier freiwillig hineintraut, muss es sich bei der Gruppe um deine Freunde handeln.", erzählte er mir gespannt. Als ich seine Worte realisierte, verschwand jegliche Müdigkeit aus meinen Gliedern. Aufgeregt sprang ich auf und packte unsere Sachen so schnell wie möglich zusammen. 

Die ganze Zeit über betrachtete mich Alistair schmunzelnd dabei, als würde ihn meine Aufregung amüsieren. Empört stellte ich mich vor ihn hin. „Na? Der Herr ist wohl zu fein mir zu helfen?", zog ich ihn mit frechem Grinsen im Gesicht auf. Das ließ er sich nicht zweimal sagen! Stürmisch packte er mich an der Hüfte und schmiss mich über seinen Rücken. Zusammen mit dem Gepäck und mir auf dem Rücken lief er los. „Hey! Lass mich sofort runter!", schrie ich wie am Spieß und schlug mit meinen Händen auf seinen Rücken ein. „Ach, jetzt habe ich aber Angst... Die Katze fährt ihre Krallen aus.", sagte er spöttisch, während er weiter voranschritt. Oh ja, die Katze fuhr ihre Krallen aus. Mit teuflischem Lächeln ließ ich eine kleine Flamme in meiner Hand entstehen, welche ich vorsichtig an seinen Mantelhielt, dass er nichts davon merkte. 

„Hmm, findest du nicht, dass es hier irgendwie verbrannt riecht?", wollte ich dann scheinheilig von ihm wissen. Verwundert blieb er stehen und schnupperte an der Luft. „Nein, ich kann nichts riechen.", antwortete er mir verwirrt. „Wirklich nicht?", fragte ich noch ein zweites Mal. Doch bevor er mir antwortete, schien er, die Wärme in seinem Rücken zu bemerken.... „Leila! Mach es sofort aus!", rief er mir zu. Hektisch lief er umher, während ich ihm nur lachend dabei zusah. Doch bevor das Feuer für ihn gefährlich werden konnte, ließ ich es erlöschen. Als er merkte, dass die Gefahr vorüber war, blieb er schwer atmend stehen und nahm mich ins Visier.

 „Du kleines.....", murmelte er, während er mir langsam näher kam. Sobald ich sah, dass er sich mir näherte, erlosch mein Lachen und ich ergriff die Flucht. Ich hörte, wie auch er sein Tempo beschleunigte und die Verfolgung aufnahm. „Na warte! Dich erwisch ich noch!", schrie er mir hinterher. „Dann komm doch!", warf ich lachend nach hinten. Doch ich hatte nicht mit Alistair gerechnet. Schnell kam er mir immer näher, doch im Gegensatz zu mir, schien es ihm nichts auszumachen. Mir war bewusst, dass er eine Wahnsinns Ausdauer und Kraft hatte, doch ich hatte nicht gedacht, dass er so schnell war. Ich wollte gerade eine andere Richtung einschlagen, als er mich umriss und wir zusammen auf den Boden purzelten. „Hab dich!", murmelte er, als wir auf dem Boden liegen blieben. 

Keuchend lag ich unter ihm und blickte gradewegs in seine leuchtenden Augen. Wie verzaubert war der Moment, doch wie so oft wurde auch dieser zerstört. Räuspernd stand er auf und hielt mir seine Hand entgegen, um mir aufzuhelfen. Dankend lehnte ich ab und versuchte, meine leuchtenden Wangen zu verbergen. Ich konnte mir einfach nicht erklären, warum ich so auf Alistair reagierte. Vielleicht war es einfach diese neue und offene Seite an ihm, welche ich noch nicht ganz wahr haben wollte. 

Nein, ich sollte mich auf die Suche konzentrieren, darüber konnte ich mir auch ein anderes Mal Gedanken machen. „Komm! Lass uns weitergehen.", meinte ich und wollte schon loslaufen, als mir bewusst wurde, dass ich den Weg nicht kannte, bleib ich stehen. „Lass mich lieber vorgehen, sonst verläufst du dich noch!", flüsterte mir Alistair zu, als er an mir vorbeiging. Beschämt stapfte ich hinter ihm her. Ich hoffte nur, dass wir meine Freunde bald finden würden, da ich mich immer seltsamer verhielt, sobald Alistair in meiner Nähe war. Wenn wir Jason, Ryan und Moon finden würden, musste ich mich wieder auf mein Training und meine Aufgabekonzentrieren. Außerdem musste ich immer noch an dem Ausmaß meiner Kräfte arbeiten! Das durfte ich unter keinen Umständen vergessen....


Leider ein etwas kurzes Kapitel, aber das Nächste kommt bald. 


Legende des Phönix - Herz des Verräters (Bd. 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt