Kapitel 16

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Caro starrte auf den Bildschirm vor sich. Immer wieder las sie denselben Satz, der einfach nicht in ihrem Kopf ankommen wollte.

"So eine Scheiße.", brummte sie und schloss für einen kurzen Moment die Augen, nur um sie direkt wieder aufzureißen. Sie konnte sich nicht konzentrieren, weil ihre Gedanken immer wieder zu Marten wanderten und sie immer noch seinen nackten Körper an ihrem fühlte. Wenn sie die Augen schloss, wurde es nur noch schlimmer - dann sah sie ihn auch noch.

Genervt strich sie sich durch die Haare. Ihr Plan war vollkommen in die Hose gegangen. Anstatt ihn mit Sex aus dem Kopf zu bekommen, hatte er sich da jetzt dauerhaft breit gemacht. Aber sie hatte ja auch nicht ahnen können, dass er das so gut beherrschte, sodass sie sich wie eine Süchtige fühlte, die immer mehr wollte. Verdammt, er hatte genau gewusst, was er mit ihr machte.

Caro seufzte auf. Ob es ihm wohl auch so gut gefallen hatte? Ob er wohl auch Lust hatte, dies zu wiederholen? Caro schüttelte den Kopf. Sie hatte zwar Lust darauf, aber zulassen würde sie es nicht. Und sie würde sich schon gar nicht noch einmal bei ihm melden. Viel zu groß war sie Angst davor, dass er sie abblitzen ließ, jetzt wo er sie einmal ins Bett bekommen hatte.

Es war nicht nur bei den zwei Runden in dieser Nacht geblieben. Erst nach dem dritten Mal hatten sie und Marten noch eine Zigarette geraucht. Caro hatte mehrfach gegähnt und Marten hatte sich seine Klamotten wieder angezogen, dann war er gegangen. Für sie war das vollkommen in Ordnung gewesen - sie hatte auch nicht gewollt, dass er über Nacht blieb.

"Carolin?", sie zuckte zusammen, als sie die Stimme ihres Chefs an der Tür hörte. Ertappt blickte sie auf und sah in sein altes, faltiges Gesicht.

"Ja?", fragte sie. Ihr Chef war der einzige, der nie anklopfte.

"Alles in Ordnung mit Ihnen?", fragte er.

"Ja,natürlich. Wie kann ich Ihnen helfen?", sie lächelte ihn freundlich an, aber er zog eine Augenbraue hoch.

"Sie sehen müde aus. Frauenprobleme, hm? Sehen Sie zu, dass das nicht ihre Arbeit beeinträchtigt.", sagte er und guckte sie grimmig an. Caro unterdrückte ein Seufzen. Immer dasselbe. Männer durften einen schlechten Tag haben, bei ihr hieß es sofort, dass das Frauenprobleme waren und diese nichts am Arbeitsplatz zu suchen hatten.

"Wissen Sie, Sie haben Recht. Mir geht es heute wirklich nicht gut. Ich würde gerne einen halben Tag Urlaub nehmen, wenn es okay für Sie ist.", fauchte sie und ohne auf eine Antwort zu warten, sprang sie von ihrem Stuhl auf und packte ihre Sachen zusammen.

Eine halbe Stunde später saß Caro mit einem Mojito an der Alster und ließ die Sonne auf ihr Gesicht scheinen. Sie hatte den Blazer neben sich gelegt und spürte, wie die Sonnenstrahlen auf ihren nackten Armen kitzelten. Wohlig seufzte sie auf.

"Tagsüber alleine an der Alster und am saufen? Und du bist dir sicher, dass du keine von uns bist?", erschrocken zuckte sie zusammen, als es sich vor ihren Augen verdunkelte. Caro schob die Sonnenbrille herunter, sodass sie etwas erkennen konnte.

"Carlos.", stieß sie freudig aus und lächelte ihn breit an. Der dunkelhaarige, bärtige Mann grinste ebenfalls und ließ sich dann neben sie fallen.

"Was tust du hier?", fragte er sie.

"Ich habe die letzten Wochen viel zu viel gearbeitet, da dachte ich mir, dass ich mir mal wieder einen freien Tag gönne. Willst du auch einen?", fragte sie und deutete auf ihren Cocktail. Carlos schüttelte den Kopf.

"Nee, ich treff mich mit dem Boss hier. Er hat mich losgeschickt ein paar Besorgungen zu machen und dann wollte er sich hier treffen.", meinte Carlos entspannt und deutete auf eine Tüte. Caro spannte sich an.

"Meinst du Marten?", fragte sie vorsichtig nach und verkniff sich ein Aufstöhnen, als Carlos nickte.

"Aber keine Sorge, der hat heut irgendwie richtig gute Laune.", Carlos lachte leise und Caro starrte ihn an. Sie fragte sich, ob es an ihr lag, dass er gute Laune hatte.

"Aber lass mal nippen.", Carlos hatte erneut ihren Mojito beäugt, dann hatte er sich nach vorne gebeugt und trank aus dem Strohhalm, während Caro den Becher immer noch in der Hand hielt.

"Alter, diggah, was tust du da? Lass doch einmal die Weiber in Ruhe.", Martens Stimme hinter ihnen ließ sie zusmmenzucken, aber Carlos grinste nur.

"Guck mal, wen ich getroffen habe. Besäuft sich hier am hellichten Tag.", Carlos stieg Caro an, die sich langsam zu Marten umdrehte. Als er sie erkannte, lagen seine Augen ruhig auf ihr. Er schien auch überrascht, hatte sich jedoch schneller wieder gefangen.

"Hast du alles gekauft?", fragte Marten Carlos, ließ Caro jedoch nicht aus dem Blick. Carlos wedelte mit der Tüte.

"Sicher."

Caro atmete tief durch.

"Ich wollte eigentlich nur etwas entspannen, also wenn ihr weiter müsst... Lasst euch nicht aufhalten.", meinte sie und wandte sich ab. Sie biss sich auf die Unterlippe. Sie spürte Martens Blick auf sich und ihr wurde warm, wenn sie daran dachte, dass sie vor nicht einmal 12 Stunden noch nackt und stöhnend unter ihm gelegen hatte. Ob er da wohl auch gerade dran dachte?

"Du hast sie gehört.", Martens Stimme klang rau, als er seine Worte an Carlos richtete. Dieser stand murrend auf, verabschiedete sich und ging zu Martens Mercedes. Marten hingegen stand immer noch hinter der Parkbank auf der Caro saß.

"Hör mal... Falls du... Also, wenn das hier irgendwas mit heute Nacht zu tun hat, dann...", Marten schien die richtigen Worte zu suchen, dennoch klang er nicht unsicher. Caro unterbrach ihn dennoch harsch.

"Nein, keine Sorge. Ich hatte Stress mit meinem Chef - er ist ein Arschloch. Alles gut.", meinte sie und drehte sich zu Marten um. Sie musste ihm in die Augen schauen, wenn sie wollte, dass er ihr glaubte. Er blickte sie einen Moment ruhig an, dann nickte er.

"Was hat er getan?", fragte er ruhig nach.

"Sexistische Scheiße von sich gegeben. Aber was erzähle ich dir das. Du machst ja auch ständig nichts anders.", presste Caro hervor und entspannte sich, als sie sah, wie auf Martens Gesicht ein Grinsen erschien.

"Soll ich ihn mir mal vorknüpfen?", fragte Marten und das amüsierte Grinsen auf seinem Gesicht wurde noch ein Stück breiter.

"Ein reizendes Angebot, aber ich kann meine Probleme alleine klären.", stellte Caro fest und lächelte zuckersüß zurück. Marten schmunzelte, dann nickte er und ließ seine Augen noch einmal über ihr Gesicht wandern, ehe er sich umdrehte und auf sein Auto zulief. Er war noch keine zwei Meter weit gekommen, ehe er sich wieder zu ihr umdrehte.

"Hey Kleine, ich hatte für einen Moment fast Angst, dass es so schnell und einfach war, deine vorlaute Art aus dir... Du weißt schon. Ich bin froh, dass es nicht so ist.", er hatte nicht weiter gesprochen, als er eine kleine Familie erblickt hatte, die seinen Weg kreuzte. Immerhin ein bisschen Anstand hatte er anscheinend, dachte Caro zufrieden.

"Ich an deiner Stelle würde mir eher Sorgen machen, warum du für mich Stress mit meinem Chef anfangen willst, Süßer.", Caro hob die Augenbrauen und verkniff sich ein Lachen, als sie sah, wie Martens Blick sich für einen kurzen Moment verdunkelte, dann lachte auch er laut auf und setzte, ohne ein weiteres Wort, seinen Weg zum Auto fort.

Caro konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, dann stockte sie allerdings als seine Worte erneut in ihren Kopf kamen. Bedeutete es, dass er plante, es zu wiederholen?

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