Kapitel 28

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Caro starrte das Gebäude an. Draußen war es bereits lange dunkel und der Kiez war wie immer gut gefüllt.

Es war noch ein weiterer Tag vergangen, ohne das Marten sich gemeldet hatte. Und sie hatte sich auch nicht gemeldet, aber sie hatte geforscht und es hatte nicht lange gedauert, bis sie das Establishment ausfindig gemacht hatte, was ihrem Freund gehörte - falls er das überhaupt noch war. Sie konnte Marten in solchen Sachen sehr schlecht einschätzen.

Von außen sah das Gebäude tatsächlich eher nach einer normalen Bar aus. Caro hatte es schon einige Male gesehen, aber nie weiter beachtet. Ihr hatten immer zu viele unheimliche Männer davor gestanden - jetzt wusste sie auch wieso. Ob der Puff wohl in den oberen Etagen war? Sie legte den Kopf schief. Wie das wohl ablief? Irgendwie konnte sie sich das alles nicht vorstellen.

"Er würde ausrasten, wenn er dich hier sehen würde.", eine unbekannte Stimme war hinter Caro aufgetaucht und sie zuckte erschrocken zusammen. Vorsichtig drehte sie sich um und starrte einen Mann an, der ihr riesig erschien und auch ungewöhnlich breite Schultern hatte. Caro wusste, dass sie ihn schon mal bei John gesehen hatte, mehr jedoch nicht.

"Ich bin Tomasz.", der fremde Riese hielt ihr seine Hand hin. Caro nahm sie entgegen, dann runzelte sie die Stirn.

"Woher weißt du, wer ich bin?", fragte sie und Tomasz lachte dunkel auf.

"Willst du mich verarschen? Jeder, der Marten gut kennt, weiß, wer du bist. Die Info, dass er jetzt ne feste Freundin hat, hat sich verbreitet wie ein Lauffeuer.", Tomasz grinste sie an und Caro musste schmunzeln. Er war ihr sympathisch.

"Wieso würde er denn ausrasten?", Caro blickte sich um. Sie glaubte es ihm aufs Wort, aber verstehen konnte sie es nicht.

"Eine Frau in der Dunkelheit auf dem Kiez? Keine gute Idee. Marten würde es seiner Freundin nicht erlauben, ohne ihn auf dem Kiez rumzulaufen.", für Tomasz schien das außer Frage zu stehen, Caro verdrehte die Augen.

"Was er erlaubt oder nicht, interessiert mich reichlich wenig. Das weiß er auch.", stellte sie fest. Tomasz schaute sie überrascht an, dann grinste er breit.

"Oha, du scheinst offenbar nicht hier zu sein, um dich zu versöhnen. Dann komm doch mit rein und wir werden sehen, was er dazu sagt, dass es dich nicht interessiert .", er schien amüsiert und Caro stockte kurz. Marten war also hier und er hatte diesem Tomasz von ihrem Streit erzählt.

Wollte sie mit reingehen? Eigentlich wollte sie sich nicht schon wieder mit Marten anlegen. Und es wurde Diskussionen geben, das wusste sie genau.

"Wozu soll ich was sagen?", Marten war unbemerkt aus der Dunkelheit aufgetaucht und seine Augen lagen ruhig auf Caro. Tomasz beachtete er nicht wirklich.

"Dazu, dass deine Kleine abends alleine auf dem Kiez rumspringt.", Tomasz schien immer noch belustigt, aber selbst ihm konnte sie den Respekt anmerken, den er vor Marten hatte. Marten zog eine Augenbrauen hoch und verschränkte die Arme vor der Brust. Caro merkte, wie ihr warm wurde. Er war sauer.

Tomasz warf Caro einen kurzen Blick zu und es erschien ihr beinahe so als würde eine Spur Mitleid in seinem Gesichtsausdruck liegen. Sie schluckte und in ihr keimte die Angst auf, dass Marten so wütend auf sie war (obwohl er kein Recht dazu hatte), dass er sie vielleicht gar nicht mehr wiedersehen wollte.

Tomasz ging an Marten vorbei und klopfte ihm leicht auf die Schulter.

"Steh dir nicht selber im Weg.", hörte sie Tomasz sagen. Caro biss sich auf die Unterlippe. Marten und er schienen gute Freunde zu sein, dennoch reagierte Marten darauf nicht. Sein Blick lag immer noch auf Caro und die eisblauen Augen schienen sich regelrecht in sie zu bohren.

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