(Julia PoV)
Schwarz.
Das war immer noch alles, was mein Bewusstsein wahrnehmen konnte. Allerdings gesellten sich jetzt unterschwellige Gefühlsregungen dazu.
Ich spürte, dass ich nicht allein in dieser unendlichen Dunkelheit war.
Ein Gefühl der Harmonie ergriff mich und ich hatte keine Angst mehr. Erst jetzt wo das Gefühl der Panik verschwunden war und der Block von meinem Herzen genommen wurde, war mir bewusst geworden, dass er da gewesen war. Meine Gedanken rasten und drehten sich um so viele Dinge – und doch war mein Kopf wie leer gefegt.
Was war hier nur los?
Meine Sicht flackerte, denn es kamen Grau sowie Weiß zu dem Schwarz hinzu und sie wechselten sich ab. Und doch wusste ich mit Sicherheit, dass meine Augen geschlossen waren. Auch ein Geräusch drang an meine Ohren. Es piepte …ein grauenvollen und ohrenbetäubendes Piepen, dessen Ursache ich nicht ausmachen konnte.Und dann ganz plötzlich hörte alles auf.
Ich war frei.
Alles, was mich belastete, stoppte und alle Gedanken fanden ein Ende. Die Welt hörte auf sich zu drehen. Statt dem schwarz-Grau-weißen Wechsel sah ich jetzt schlichtweg Nichts.
Ich hätte es nicht beschreiben können, selbst wenn ich gewollt hätte. Ich spürte, hörte, fühlte, schmeckte und sah nichts. Und es war so befreiend und friedlich wie ich es niemals gedacht hätte. Gerade wo ich mich dem Unendlichen Nichts hingeben wollte verspürte ich von weiter Ferne einen unterschwelligen Schmerz. Ich konnte ihn keiner Körperregion zuordnen ich wusste nur, dass er da war.
Er löste ein Pochen aus und dieses verbreitete sich rasend schnell. Und wo mir eben noch alles egal gewesen war und ich nichts bewusst hatte wahrnehmen können, war jetzt, in diesem Moment alles so klar wie nie.
Ich fühlte alles, jede Zelle meines Körpers und sogar die rasenden Gedanken und Übertragung der Reize verspürte ich.
Das Pochen kam von meinem Herzen. Aber es fühlte sich nicht gut an.
Jedes Pulsieren transportierte Sandpapier durch meine Adern und zerriss sie von innen.
Wenn ich gekonnt hätte, wäre die Luft von meinen Schreien erfüllt gewesen. Aber das war mir nicht vergönnt.
Ich spürte meinen Körper und meinen Geist zwar über deutlich, aber kontrollieren konnte ich ihn nicht. Ich wusste, dass ich auf etwas weichem lag und ich hörte, das im Zimmer drei Personen standen, die sich gedämpft unterhielten. Auch spürte ich ihre Blicke auf mir und nach einiger Zeit eine Hand, die die Meine fest umklammert hielt. Der Schmerz wurde immer schlimmer und das Pochen übermächtig. Es rauschte in den Ohren und füllte jede Zelle aus. Es war so, als würde ich von innen heraus beben.Doch dann im schlimmsten Moment, in der Sekunde, in der ich nichts mehr hätte ertragen können, war es vorbei.
Das Pulsieren verschwand gänzlich, sowie die Schmerzen, die mit ihm gekommen waren. Die Empfindungen jedoch blieben. Alles war intensiv wahrzunehmen und eine friedliche Stille erfüllte mich. Warum war es Still?
Es war regelrecht unnatürlich…was hatte sich verändert?
Ich horchte in mich hinein und versuchte herauszufinden, woher die Stille kam, aber da war nichts. Genau…nichts. Kein Herzschlag keine Atmung und keine Organe, die in irgendeiner weise arbeiteten. Diese Erkenntnis hätte mich in Panik versetzen sollen, wo es doch bedeutete, dass ich tot war, aber mein Gehirn realisierte dies nicht, oder war schlichtweg nicht beunruhigt darüber. Und wenn ich darüber nachdenke…warum auch? Trotz der Stille schien alles in bester Ordnung zu sein. Ich wusste was um mich herum geschah, nahm alle Gerüche auf, die da waren und konnte klar Denken.
Zudem fühlte ich mich so lebendig wie noch nie. Bei den ganzen Gedanken hatte ich nicht mitbekommen, dass ich die Kontrolle über meinen Körper zurückerlangt hatte. Doch ob das nur theoretisch der Fall war oder auch praktisch, wusste ich nicht.
Daher versuchte ich die Augenlider, die mit einem roten Film überdeckt waren, was darauf schließen ließ, dass der Raum, in dem ich mich befand, hell erleuchtet war, zu bewegen und die Augen zu öffnen. Das gelang mir so leicht und schnell, dass ich selbst davon überrascht war.
Ich öffnete sie für einen Bruchteil einer Sekunde, um sie dann wieder zu schließen.
Dieser Sekundenbruchteil lieferte meinem Gehirn so viele Reize und Informationen, dass ich das Gefühl hatte, ich bräuchte Jahre um sie zu verarbeiten. Jeder Staubpartikel war zu erkennen gewesen, genau wie alle Unreinheiten und Risse an der weißen und doch leicht vergilbten Decke. Es musste um die Mittagszeit herum sein, da die sonne hoch am Himmel stand. Ich wusste nicht, woher diese Information kam, da ich die Sonne nicht mal gesehen hatte, aber ich nahm es so hin. Und doch hatte der attraktive, makellose Mann, der an meinem Bett saß, meine Hand hielt und mich mit einem undeutbaren Gesichtsausdruck angesehen hatte selbst in diesem Sekundenbruchteil am meisten Aufmerksamkeit von mir bekommen.
Während meine Gedanken sich weiterhin überschlugen, vernahm ich eine Stimme, dessen Klang mich umhaute. Sie war leise und rau und doch überwältigend.
,,Mach die Augen auf Darling", sagte sie und es war eine Bitte und ein Befehl zugleich.Das Gedankenkarussell stoppte und ich sammelte mich, um meine Augenlider erneut anzuheben und die Welt um mich herum visuell wahrzunehmen.
(Caius PoV)
Stunden vergingen.
Ich hatte schon viele Verwandlungen miterlebt und nie beschäftigte es mich in irgendeiner Weise, doch hier und jetzt, vor diesem Mädchen, dass sich nicht regte hätte ich explodieren können.
Meine Gedanken und Gefühle überschlugen sich – Ich war mir nicht einmal bewusst gewesen, dass zweiteres überhaupt möglich war. Ich konnte nicht still sitzen und lief in meinem Schlafzimmer auf und ab, ohne jedoch den Blick von der schlafenden Schönheit in meinem Bett abzuwenden.
Sie lag da wie ein Stein und rührte sich nicht.
Und das Schlimmste an der Sache war, dass es sich nicht feststellen ließ, ob sie starb oder sich verwandelte. Denn beides lief irgendwie auf dasselbe hinaus.
Rührte die Blässe, die sich auf ihr ausbreitete von ihrem Tod her?
War der nicht vorhandene Herzschlag ein gutes Zeichen?
Ich hatte keine Ahnung!
Nach einiger Zeit reichte es mir nicht mehr nur in ihrer Nähe zu sein. Ich wollte sie berühren.
Also setzte ich mich auf mein Bett und nahm ihre eiskalte Hand in meine. Wir hatten dieselbe Körpertemperatur, wenn auch meine Hand vom hereinscheinenden Sonnenlicht erwärmt wurde.
Nach einer quälenden Ewigkeit nahm ich plötzlich eine Regung wahr.
Ihre Augenlider zuckten und öffneten sich kurzzeitig.Die Erleichterung und Freude, die ich in diesem Augenblick empfand, konnte ich nicht in Worte fassen.
Sie hatte die Verwandlung überstanden…sie war noch bei mir und würde dies hoffentlich auch für die Ewigkeit bleiben.
Aber nun musste sie sich an ein Leben als Vampir gewöhnen und ich würde sie unterstützen wobei ich konnte. Allein diese Gedankengänge wären früher unmöglich gewesen, aber dieses kleine ehemals Menschenmädchen zeigte mir unbekannte Seiten meiner Selbst auf. Doch jetzt wollte ich sie auch betrachten, also sollte sie die Augen öffnen und die altbekannte und nun neue Welt in Augenschein nehmen. Nachdem ich ihr zu hauchte die Augen zu öffnen, tat sie das auch.
Sie sah mir in die Augen und die Zeit schien still zu stehen….
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Echt jetzt?!
FanfictionPlötzlich berührte mich eine eiskalte Hand an der Schulter. Es war erstaunlich, dass sie erstens im heißen Italien kalt war und zweitens, dass ich das durch meinen roten Stoffmantel spüren konnte. Ich erschrak und blickte auf.Ich sprang auf und woll...