27.Traum oder Realität?

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(Julia PoV)

Schwarz. Meine Gedanken und die komplette Welt schienen sich nur noch um diese Farbe zu drehen. Aber war Schwarz überhaupt eine Farbe? Oder nicht doch eher ein Ausdruck der Helligkeit? Andere Gedanken als das gab es in meinem Kopf nicht. Ich konnte nicht denken oder fühlen. Alles, was ich wusste war, dass ich existierte. Ich und das schwarze Nichts um mich herum.

(Caius PoV)
2 Wochen.
Ganze 2 Wochen lag meine Seelenverwandte nun schon in meinem Bett und hatte sich noch nicht einmal bewegt. Ich wusste, dass sie lebte und ich hatte sogar nach drei Tagen in denen sie unverändert da lag medizinische Gerätschaften ins Schloss holen lassen, an welchen sie nun angeschlossen war. Eigentlich hasse ich neuartige Technologie, aber wenn sie dafür sorgte, dass die einzige Seelenverwandte, die ich habe, am Leben blieb, war es mir Wert. Diese ganze Situation macht mich krank.

Wahrhaftig! Ich habe tatsächlich das Gefühl, dass ich schwächer werde und ich bin teilweise schon fast erschöpft. Das sollte unmöglich sein. Ein Vampir muss nicht essen und sich schon gar nicht ausruhen oder gar schlafen und doch habe ich in letzter Zeit das Bedürfnis mich hinzulegen und die Augen zu schließen, um neue Energie zu tanken. Dieses Gefühl kam von tief in mir und mich beschlich die Vermutung, dass dies nicht mein Bedürfnis war. Das wiederum würde bedeuten, dass die Verbindung zwischen Seelenverwandten stärker ist ,als ich sie je für möglich gehalten habe. Es macht mir regelrecht Angst, da die Müdigkeit mit jedem Tag stärker wird. Was passierte denn, wenn sie mich übermannen sollte und ich einschlief? Was passierte dann mit mir oder fast noch wichtiger mit ihr? Es konnte schlichtweg nicht gut sein, wenn jemand müde war, der schon schlief und davon jemand beeinflusst wurde, dem es nicht möglich war zu schlafen. Tag und Nacht wachte ich an dem Bett.

Es veränderte sich nichts. All meine Gedanken drehten sich um sie. Ich lenke mich ab von der Tatsache, dass es ihr nicht gut ging, indem ich mir ein Leben ausmale, was glücklich und unbeschwert ist mit ihr an meiner Seite. Ich verlor mich Tage und Nächtelang in Visionen und Wunschvorstellungen. Nichts von der realen Welt war mehr von Bedeutung und die Bilder in meinem Kopf wurden immer wirklicher. Ich glaubte die Geschehnisse selbst erlebt zu haben und ich nahm förmlich die Sonne und den Regen auf der Haut war. Dieses Gefühl war unbeschreiblich und ich spürte kaum wie ich die Augen schloss, um alles noch intensiver wahrnehmen zu können. Und von einem auf den anderen Moment war es real. Ich lebte in dem Wunsch. Alles war Real geworden. Diese Wirklichkeit war traumhaft schön. Und doch konnte ich dieses unbeschwerte Glück nur kurz genießen, denn ein stechen in meiner Brust und ein ungutes Gefühl störte die Harmonie.

Ich konnte mir nicht erklären was vor sich ging. Aber zu dem Stechen und dem Gefühl gesellte sich nun ein lautes, permanentes Piepen, dessen Ursprung mir nicht bekannt war. Ich stand mit Julia auf einer Wiese. Wo sollte es auch Piepen? Doch die Umgebung schien zu verschwimmen und ich musste mich konzentrieren, um alles scharf wahrzunehmen. Das alles war mir nicht geheuer. Was passierte hier? Schließlich schien mich jemand an der Schulter zu berühren, aber hier war niemand. Auch eine Stimme klang in meinen Ohren, die mich, anschrie ich, solle die Augen öffnen. Jetzt wo sie es sagte, fiel mir ein, dass ich meine Augen ja geschlossen hatte. Ich versuchte sie mit aller Kraft zu öffnen, aber es gelang mir nicht. Ich, Caius Volturi schaffte es nicht die Augen zu öffnen. Plötzlich fiel mir alles ein. Nichts von dieser Welt war real. Es war ein Traum. Und wenn es ein Traum war, hieß das ich war eingeschlafen.

Wie um alles in der Welt war ICH eingeschlafen? Ich bin ein Vampir! Das ist schlichtweg unmöglich! Für diesen Zustand kann ich also nicht verantwortlich sein, weshalb ich darauf schließe, dass das alles nur im Zusammenhang mit meiner zweiten Hälfte passieren konnte. Meine Seelenverwandte. Julia. Ich reiße panisch die Augen auf. Was ist bloß passiert? Irgendetwas läuft hier gewaltig schief. Ich sehe, dass das Piepen mit einem roten leuchten einhergeht. Beides kommt von den medizinischen Instrumenten, die die Gesundheit meiner kleinen gewährleisten sollen. Dass sie nun Piepen kann nichts Gutes bedeuten. Ich springe auf und schaue auf sie herab. Sie bewegt sich nicht und ist bleich geworden, aber das schockierendste ist, dass ich keinen Herzschlag und damit kein pulsierendes Blut warnehmen kann.

Nein! Das durfte nicht sein! Meine Seelenverwandte durfte nicht einfach tot sein! Meine Gedanken überschlugen sich und doch verfestigte sich in meinem Kopf nur eine Lösung, um die Situation zu retten. Wenn ihr Blut wenigstens noch ein wenig in ihrem Körper zirkulierte, dann hatte sie eine Chance zu überleben, indem sie starb. Sie musste sterben und als Vampir erwachen. Allerdings war das eine große Entscheidung und ich wollte sie ihr eigentlich keinesfalls abnehmen. Sie soll alleine entscheiden ein unendliches Leben mit mir zu führen. Sie soll eine Wahl haben. Aber ich habe das Gefühl, dass ich im Moment nicht wirklich eine Habe. Keine andere Chance sie zu retten. Die Maschine neben mir piepst unaufhörlich und machte mir somit deutlich, dass ihre Zeit und meine Zeit eine Lösung zu finden ablief. Ich musste handeln! Erst jetzt bemerkte ich Aro, der neben mir stand und mich wahrscheinlich geweckt hatte. An der Tür stand Marcus, der die Situation aus der Ferne betrachtete. Und ich mittendrin immer noch ratlos was ich tun sollte. Die Chance, dass sie mich hassen würde, war extrem hoch und doch war ich nicht selbstlos genug, um sie gehen zu lassen. Lieber wusste ich, dass sie mich hasste, aber dennoch lebte, als dass sie tot war und ich nichts dagegen unternommen hatte. Ich hatte mich entschieden.

Ich würde sie verwandeln. Jetzt!
Ich brauchte mich nur herunterzubeugen, da ich immer noch neben dem Bett stand. Ich kam ihrer Halsschlagader immer näher und überbrückte schließlich auch den letzten Abstand. Meine Lippen lagen an ihrem Hals und sie roch so unbeschreiblich gut. Meine Zähne setzen an und bohren sich in ihre makellose Haut. Dieser Moment war unbeschreiblich. Mich überkamen Empfindungen, die nicht von dieser Welt sein konnten. Es war so intensiv, dass ich dachte mich darin zu verlieren. Aber ich riss mich zusammen und entfernte mich von ihr, ihrem Duft und dem süßen Geschmack ihres Blutes. Jetzt erst nahm ich meine Umgebung wieder wahr. Marcus und Aro die im Raum standen und mich mit großen Augen anstarrten. Ich konnte es ihnen nicht einmal verübeln. Ich war selbst überrascht von meinem Handeln. Auch nahm ich das permanente Piepen wahr, was mich langsam aber sicher in den Wahnsinn trieb. Ich ging auf die Maschine zu und zerschlug sie kurzerhand. Julia würde sie eh nicht mehr brauchen. Hoffentlich war es nicht zu spät gewesen. Ihr Blut musste noch zu einem gewissen Teil zirkulieren, um eine Verwandlung auszulösen. Mein Blick glitt zu ihr, wie sie unverändert da lag.

Was sollte ich nur tun, wenn sie es nicht schaffen sollte? Sie musste überleben!

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